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Mitteilung vom 31.10.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Auch Legionäre liebten es scharf: Ältester römischer Pfeffer steckte in vergiftetem Brunnen

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Oberaden (lwl). Kleine schwarze Kügelchen machten Oberaden (Kreis Unna), neben Haltern, Anreppen und Holsterhausen eines von vier Römerlagern in der Region, berühmt. Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) fanden dort den frühesten handfesten Beleg überhaupt, dass die Römer Pfeffer benutzten. Das Gewürz war vorher noch niemals als Samen bei Ausgrabungen römischer Siedlungen oder Lager nachgewiesen worden, nicht einmal in Italien. Das Würzmittel lag in einem Fassbrunnen, neben Resten von einheimischem Gemüse und Früchten wie Schlehe, Brombeere oder Leinsamen. Dazwischen lagerten römische Lebensmittel aus dem Mittelmeerraum: Oliven, Weintrauben, Feigen und Koriander.

Um den Pfeffer zu identifizieren, wandten Wissenschaftler des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung die Pollenanalyse an, eine hochmoderne Nachweismethode, die
herauszufinden hilft, wie die Vegetation an einem bestimmten Ort zu unterschiedlichen Zeiten ausgesehen hat.

Der Fassbrunnen, in dem die LWL-Archäologen zwischen 1978 und 1982 die aufschlussreichen Funde machten, stand im Lager Oberaden, das die Römer 11 v. Chr. angelegt hatten und das sie vor allem gegen aufrührerische Germanenstämme schützen sollte. Vier Jahre später verlor das Lager seine Funktion - die Römer hatten die Sugambrer, einen Germanenstamm, besiegt und 40.000 von ihnen in die Nähe von Xanten deportiert. Die Truppen gaben das Gelände auf, brannten das Lager ab und zogen sich auf die linke Rheinseite zurück. Um ihren Feinden nichts Brauchbares zu hinterlassen, vergifteten sie mit Tierkadavern, Speiseabfällen, Kot und anderen Abfällen ihre Brunnen.

Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne, das Ende März nächsten Jahres eröffnet wird, rekonstruieren die Wissenschaftler einen der Fassbrunnen. In den Fässern aus Weißtannen-Holz transportierten die Römer Nahrungsmittel - vor allem Wein, Essig, Salz, Getreide und Früchte - die sie mit Lastkähnen über die Lippe brachten. Sie recycelten das Behältnis als Brunnenverschalung, ließen es fünf Meter tief in den Boden ein, damit sich darin Grundwasser sammelte - 621 Liter passten hinein.

Das Oberadener Fass kam aus Südfrankreich - dies belegt die Namensinschrift "Gallus". Den Brunnen im Museum zeigen die Ausstellungsdesigner in einem senkrechten Schnitt, um die Lage der Funde inmitten des Abfalls deutlich machen zu können. Ein Gutes hat die Brunnenvergiftung von damals: Die Forscher von heute sind dadurch in der Lage, fast den kompletten Speiseplan der Römer in Oberaden zu rekonstruieren.

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.










Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, Telefon: 0251 5907-267
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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