Mitteilung vom 23.10.02
Presse-Infos | Der LWL
Auf dem Weg ins neue Museum
Eisen lockte vor 2.500 Jahren ins Siegerland
Siegen (lwl). Vor 2.500 Jahre kamen Menschen aus dem Süden ins Siegerland, um nach Brauneisenerz zu suchen. Sie fanden am Oberlauf des Flüsschens Sieg eine unwirtliche Gegend vor, gebirgig, zerklüftet, von Wäldern bedeckt. "Trotzdem ließen sie sich dort nieder", sagt der Archäologe Dr. Daniel Bérenger vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). "Die erfahrenen Bergbauleute wussten nämlich, dass das Gestein bis zu 50 Prozent Eisen enthielt." Und das Erz war über Tage abzubauen. Sie schlugen sich in die Berghänge hinein, legten runde Terrassen an, auf denen sie Häuser und Werkstätten errichteten.
Diese Erkenntnisse über die so genannte Latènezeit (500 v. Chr. bis Christi Geburt) haben nicht Historiker allein herausgefunden. Die Industriearchäologie hat die Geschichtsschreibung einen großen Schritt weitergebracht. Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das Ende März nächsten Jahres in Herne eröffnet wird, nimmt dieser recht neue Zweig des Faches einen prominenten Platz ein. Das LWL-Museum zeigt zum Beispiel Brauneisenerz, Holzkohle und Eisenschlacke, Werkzeuge wie Tüllenmeißel und eine Pflugschar aus Eisen oder Handelsware wie schwertförmige Barren, die man im Siegerland herstellte, um sie exportieren zu können.
Der Archäologe Otto Krasa war es, der ab 1939 die frühe Eisenverhüttung erforschte. Im Siegerland waren alle Bedingungen für die Eisenerzeugung günstig: dichte Wälder zur Herstellung der benötigten Holzkohle, leicht zu gewinnendes Eisenerz, fließendes Wasser in den zahlreichen Bächen und Flüssen. Krasa entdeckte in kleinen Bachläufen, Tälern oder Quellmulden uralte Hüttenplätze, fand enorme Schlackenhalden. "Bis heute", berichtet Bérenger, "sind etwa 250 Plätze bekannt, an denen die Bergleute Öfen zum Eisenschmelzen mit einem ausgeklügelten Luftdüsen-System konstruierten."
Die Siegerländer stellten Werkzeuge her, Beile, Pflugscharen, Spitzhacken, Sicheln, Hämmer, Nägel, Messer oder Zangen, aber auch Waffen wie Lanzen und Schwerter. Die Arbeit unter den damaligen Bedingungen war schwierig und langwierig. In Versuchen fanden Wissenschaftler Ende der 50er Jahre heraus, dass es bei Temperaturen zwischen 900 und 1.300 Grad für die Schmelze 24 bis 36 Stunden dauerte, um aus 153 Kilogramm Eisenerz etwas 18 Kilogramm Eisen zu gewinnen. Zudem benötigten die Siegerländer ungeheure Mengen an Kohle - drei Einheiten Holz ergaben eine Einheit Holzkohle, für eine Einheit Eisen brauchte man wiederum das Vierfache an Kohle.
"Die Eisenverhüttung muss einen gewaltigen Umfang gehabt haben", sagt Daniel Bérenger. Die Archäologen stießen auf große Schutthalden und folgerten, dass es schon damals Handelsbeziehungen zu den eisenarmen Gebieten gab. Irgendwann aber war Schluss mit der Eisenerzeugung im Siegerland. Vielleicht, so vermutet Bérenger, wurde das Holz knapp, vielleicht war es zu schwierig, das Erz abzubauen, wenn man in tiefere Schichten vordringen musste. Erst um 1000 n. Chr. ging es wieder los - und hielt sich dann fast bis in die heutige Zeit.
Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.
Pressekontakt:
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