Mitteilung vom 23.10.02
Presse-Infos | Der LWL
Eigentümer haben Haus rechtzeitig aus Dornröschenschlaf geweckt: LWL kürt Villa W. Kerstiens zum Denkmal des Monats Oktober
Neuenkirchen (lwl). Lange Jahre stand die Villa W. Kerstiens an der Hauptstraße in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) leer. Starke Wasserschäden ließen es fast unmöglich erscheinen, das Gebäude zu restaurieren. Doch 1998 erweckten Wolfgang Kerstiens und sein Onkel Bernard Kerstiens aus Münster das als Zeitdokument für die Textilindustrie Neuenkirchens wichtige Baudenkmal aus seinem Dornröschenschlaf. Deshalb zeichnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Villa, die der Textilhändler Bernhard Engelbert Kerstiens um 1820 bauen ließ, jetzt als Denkmal des Monats Oktober aus.
Die Geschichte Neuenkirchens ist eng mit der Textilproduktion und dem Textilhandel verbunden. Die jahrhundertlange Tradition von "Packenträgern" oder "Tödden" und Hauswebern fand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre Nachfolger in einer Reihe von Textilfabrikanten. Deren Villen repräsentieren den Typ des Neuenkirchener Fabrikantenhauses an der Schwelle zur Industrialisierung. In der Nähe zu den Produktionsanlagen ist hier die traditionelle Verbindung von Wohnen und Lagerhaltung beibehalten. Das lässt sich noch heute am angeschlossenen Wirtschaftsgebäude erkennen.
Das Haus wurde in der für das Westmünsterland typischen Backsteinbauweise mit Werksteineinfassungen errichtet. "Es weist beispielsweise am Türoberlicht und an der Heizungsverkleidung klassizistische Details aus dem Beginn der Biedermeierzeit mit eingearbeiteten Elementen aus dem Empirestil auf.
Zusammen mit dem aufwändig gestalteten Treppenhaus zeigt sich darin eindrucksvoll der Repräsentationswille der ehemalig führenden Schicht im Ort", hebt LWL-Denkmalpfleger Joachim Glandorf hervor. Da die Eigentümer das Haus lange und ununterbrochen bewohnt hätten, habe es viel von seiner ursprünglichen, in anderen Häusern längst modernisierten Ausstattung bewahrt, so Glandorf weiter.
Nach langer Suche - anfangs sollten Teile der Gemeindeverwaltung in das Baudenkmal einziehen - fand sich eine andere sinnvolle Nutzung: Im Hauptgebäude befindet sich heute die Praxis eines Hals-Nasen-Ohrenarztes, das Wirtschaftsgebäude hat ein Hörgeräteakustiker bezogen. "Die Eigentümer und Mieter haben gemeinsam mit einem erfahrenen Architekten und dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege des LWL ein klares Konzept ausgearbeitet und verwirklicht. So wird das Baudenkmal heute sowohl seiner historischen Substanz wie auch den Ansprüchen einer modernen Nutzung gerecht", lobt Glandorf.
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