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Mitteilung vom 17.10.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins Museum
Die regen Ritter von der Ruhr
Die Rüstkammer im Haus Herbede in Witten

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Witten (lwl). Wenn Adelige sich vor rund 600 Jahren die Zeit vertreiben wollten, fuhren sie nicht mit Kind und Kegel in Luxus-Hotels oder ließen sich von den Fotografen der Regenbogenpresse ablichten. Sie kämpften lieber. Allerdings nicht, um fremde Ländereien zu erobern oder andere Grundherren aus ihren Wohnsitzen zu vertreiben, sondern aus Spaß.

So taten es auch die Besitzer des Haus Herbede in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis), die anscheinend um 1420 rege Gesellen waren. Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) fanden in der umgräfteten Hauptburg derer von Elverfeldt reichhaltige Belege für die Hobbys der Ritter, die so manches Turnier abhielten. Eine Auswahl dieser Funde stellen die Wissenschaftler im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne aus, das Ende März nächsten Jahres eröffnet wird.

"Der Rittersitz in Herbede ist für die Archäologie eine unschätzbare Quelle", sagt Dr. Gabriele Isen-berg, unter deren Leitung von 1985 bis 1989 die archäologische Untersuchung stattfand. Die heutige LWL-Chefarchäologin ist auch begeistert, weil damals neben den Gegenständen des friedlichen Alltags außergewöhnlich viele Schutz-, Angriffs- und Turnierwaffen zu Tage kamen. Vollständige Teile von mindestens vier Rüstungen fanden sich im Brandschutt eines Kellers. "Mit den Funden lässt sich hervorragend eine Art des ritterlichen Kampfes belegen:

Ein so genanntes "Kolbenturnier, bei dem sich zwei Reitergruppen mit Holzschwertern gegenüber standen", erklärt Dr. Isenberg. Die Ritter hätten versucht, sich gegenseitig die Helmzier abzuschlagen. Damit keine Verletzungen entstanden, seien die Männer mit einem Brustharnisch ausgestattet gewesen, damit es nicht zu warm wurde, habe man kleine Löcher in den Panzer geschnitten.

Ein eiserner Handschuh, eine Beinröhre und eine Oberschenkelschiene sind ebenfalls im neuen Museum zu sehen. Die Fundstücke präsentieren die Forscher des LWL dort "aufgeständert", beschreibt LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong, auf einer Art mannshohen Kleiderständer, an dem jedes Teil seinen Platz wie am echten Ritter findet.

Dabei zeugen ein Rüsthaken und eine Visierplatte von einer speziellen Turnierausrüstung, dem so genannten Stechzeug. Gesteche waren Zweikämpfe zu Pferd, bei dem der Gegner mit einer stumpfen Lanze aus dem Sattel zu heben war. Genauso begeistert reagierte das Publikum, wenn die Lanze am Schild des Kontrahenten brach. Die Waffenbauer bedienten sich für diesen Show-Effekt eines Tricks - um das Geschehen möglichst spektakulär zu gestalten, stellten sie die bis zu vier Meter langen Geräte aus besonders splitterfreudigen Holzarten her.

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.







Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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