Mitteilung vom 17.09.02
Presse-Infos | Der LWL
Archäologen nehmen Maß im neuen Museum
Herne (lwl). Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne beginnt der Einbau der Dauerausstellung. In der 2.500 Quadratmeter großen, unterirdisch gelegenen Ausstellungshalle entsteht eine so genannte Grabungslandschaft. Sie zeigt ab Ende März 2003 die 250.000-jährige Geschichte der Menschen in Westfalen.
Mitten im Ruhrgebiet baut der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) seit Sommer 1999 das neue archäologische Landesmuseum von Westfalen, das insgesamt 28,1 Millionen Euro kosten wird. Nachdem der Baukörper am Herner Europaplatz in diesem Sommer fertig geworden ist, beginnt in diesen Tagen der Einbau der neuen Dauerausstellung, das Herzstück des neuen LWL-Archäologiemuseums. Ende März 2003 soll alles fertig sein. Doch bis dahin gibt es noch viel Arbeit. Passt die Farbe des Lehms zu den Beschriftungen? Wie wirken die Wände mit dem "Blick in die Welt"?
Kommen die Exponate im Licht der Scheinwerfer gut zur Geltung? Die LWL-Archäologen und die Gestalter vom Atelier Brückner aus Stuttgart probieren zuerst an einem kleinen Ausschnitt der Ausstellung aus, ob die "Grabungslandschaft" wie geplant angelegt werden kann. Wenn dies gelingt, darf sich das Museum zu den modernsten archäologischen Museen in Europa zählen.
Uwe R. Brückner und sein Team haben die Vorgaben der Wissenschaftler und der Architekten konsequent miteinander verbunden: Für die unter der Erde gelegene Ausstellungsfläche entwickelten sie aus dem Vorbild einer archäologischen Ausgrabung eine so genannte Grabungslandschaft. Darin geben sie den Funden ihren Kontext, den sie durch die Ausgrabung verloren haben, zurück. Erst so erzählt jeder Fund seine Geschichte: die
70.000 Jahre alten Steinwerkzeuge im Wasser, der Bronzeschmuck einer Frau in ihrem Grab aus der Zeit von 550 v. Chr., der Puppenkopf im Bombenschutt des Zweiten Weltkrieges - zusammen erzählen sie die Geschichte der Menschen in Westfalen von der Steinzeit bis heute. "Mit einer solchen Präsentation bildet das neue archäologische Landesmuseum in Herne einen ganz besonderen Schwerpunkt innerhalb der vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe bereitgehaltenen musealen Angebote für Westfalen" urteilt Prof. Dr. Karl Teppe, LWL-Kulturdezernent.
Wenn der Besucher in die 2.500 Quadratmeter große Ausstellungshalle eintritt, befindet er sich auf einem archäologischen Feld mit vielen archäologischen Fundsituationen. Besucherrundgang und Orientierung erfolgen über einen Steg, der wie ein chronologischer Faden über die künstliche Topografie führt. Von diesem aus können in sich geschlossene Fundkomplexe wie z.B. das Gräberfeld von Warendorf erkundet werden. Als wichtige Zäsur innerhalb des archäologischen Parcours wirken Inszenierungskuben als durchsichtige Kunsträume zu weit übergreifenden Themen wie Klima, Bestattung oder die Sachsenkriege. Das Grabungsfeld wird durch die Museumswand begrenzt, eine Art archäologischer Blick in die Welt, über die Grenzen Westfalens hinaus.
"Eine besondere Herausforderung waren die Vorgaben der Architektur, ein Museum unter der Erdoberfläche in die Gestaltungsüberlegungen dialogisch mit einzubinden. Deshalb das Grabungsfeld als 'Sujet'" sagt Ausstellungsgestalter Uwe R. Brückner, "nach wie vor bleibt das Objekt der archäologische Fund, als authentisches Zeugnis der Vergangenheit im Mittelpunkt."
"Wir sind sehr froh, dass wir das renommierte Atelier Brückner aus Stuttgart für die Gestaltung der Dauerausstellung gewinnen konnten. Immerhin ist das Landesmuseum in Herne die wichtigste archäologische Schausammlung im Land. Die hinter dem Konzept stehende Idee der "Ausgrabung im Museum" spiegelt zudem unser Selbstverständnis, die Einheit von Bodendenkmalpflege und Museum," erklärt Museumsdirektorin Dr. Gabriele Isenberg.
Um seiner Aufgabe als Landesmuseum gerecht zu werden, haben die Wissenschaftler bei der Auswahl der Objekte darauf geachtet, dass alle Kreise und alle kreisfreien Städte vertreten sind. "Jeder aus Westfalen soll in diesem Museum etwas aus seiner Heimat wiederfinden," sagt Dr. Barbara
Rüschoff-Thale aus dem Team Herne, die für das neue Museum die Steinzeiten bearbeitet hat.
Bis zum Ende des Jahres sollen die Einbauten wie der doppelte Boden, die Wände, Vitrinen, Grabungszelte und das Licht fertig werden. Dann haben die Museumsmacher noch rund drei Monate Zeit für die Exponate, sprich: die Modelle und Grabungspräparate in die Installationen einzubauen und die nach mehreren Tausend zählenden Funde wie Knochen, Gefäße, Waffen und Schmuckstücke in die Vitrinen zu legen. Ende März 2003 wollen sie das Museum eröffnen.
Pressekontakt:
Markus Fischer, Telefon: 0251 591-235
Dr. Yasmine Freigang, Telefon: 0251 5907-267
presse@lwl.org
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