Mitteilung vom 04.09.02
Presse-Infos | Der LWL
Einziges Stück Hellweg an Ort und Stelle erhalten
Paderborn (lwl). In Paderborn-Balhorn haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erstmals ein 20 Meter langes Stück des mittelalterlichen Hellwegs, der uralten und wichtigsten Fernverkehrsstraße durch Westfalen, an seinem Fundort konserviert.
Tief haben sich die Räder von Karren und Wagen in die Straße eingegraben. Dazwischen Hufeisen, Sporen, Münzen - eine authentische Momentaufnahme vom Hellweg aus dem 13. Jahrhundert.
Das 20 Meter lange Stück der Jahrtausende alten Transkontinentalverbindung haben die Archäologen auf dem Balhorner Feld ausgegraben. Die Straße war hier mehr als elf Meter breit und aufwändig mit Steinen befestigt.
Der Abschnitt ist einer der ältesten Belege für Straßenbau in der Region. Dank des Engagements des Grundstückeigentümers konnte er an Ort und Stelle erhalten werden und ist nun im Innenhof eines Bürogebäudes unter einem Glasdach sichtbar. Am Tag des offenen Denkmals am 8. September ist es von 13 bis 17 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich.
Mehr als zehn Jahre lang, von 1989 bis 2002, haben die Archäologen der Stadt Paderborn und des Westfälischen Museums für Archäologie und LWL-Amtes für Bodendenkmalpflege auf dem Balhorner Feld gegraben. Dort untersuchten sie die untergegangene Siedlung Balhorn, die sich seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu einer blühenden Siedlung entwickelt hatte.
Der entscheidende Faktor war die günstige Lage: an der Kreuzung des Hellwegs mit der von Frankfurt nach Norddeutschland führenden Fernverbindung.
Karl der Große muss hier bei seinen Eroberungsfeldzügen gegen die Sachsen im 8. Jahrhundert eine bevölkerungsreiche Siedlung angetroffen haben. Die Archäologen dokumentierten mehr als 300 Grubenhäuser, Werkstätten oder Vorratsräume, die das Bild der 400 Meter mal 1000 Meter großen Siedlung von Händlern und Gewerbetreibenden über Jahrhunderte prägten. Die Bedeutung erkennen die Forscher nicht nur an der Menge der Funde, sondern auch an ihrer Qualität. Einige, zum Beispiel eine kleine Kreuzigungsgruppe, im 10. Jahrhundert aus Walross-Elfenbein gefertigt, haben deutschlandweites Aufsehen erregt.
Erst im 13. Jahrhundert wurde Balhorn von der benachbarten Siedlung Paderborn mit seiner Kaiserpfalz und dem Bischofssitz überflügelt, der Ort wurde wenig später aufgegeben.
"Die Ausgrabungsergebnisse erlauben in einmaliger Weise, das frühgeschichtliche Siedlungswesen einer Kleinregion umfassend zu erforschen" fasst Dr. Werner Best, Referent der LWL-Außenstelle Bielefeld, die 14-jährigen Untersuchungen zusammen.
Deshalb startete zu Beginn des Jahres 2002 ein umfangreiches Auswertungsprojekt. In nur fünf Jahren wollen die Wissenschaftler alle Ergebnisse den Fachleuten und der Öffentlichkeit zugänglich machen. "Die Restaurierung, zeichnerische und fotografische Dokumentation, digitale Planerfassung und naturwissenschaftliche Analyse ist bereits sehr weit fortgeschritten" berichtet Projektleiter Dr. Georg Eggenstein. Das Material wird in Einzelthemen gegliedert und in Kooperation mit Studenten der Universitäten Bochum, Münster und Berlin bearbeitet. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, das NRW-Kulturministerium sowie die Stadt Paderborn finanzieren das Projekt.
Am Tag des offenen Denkmals (8.9.) ist der Hellweg im Bürogebäude der Firma Protechno-Card, Balhorner Feld 28, 33106 Paderborn, von 13 bis 17 Uhr geöffnet, der Weg ist ausgeschildert. Neben der Hellweg-Führung um 14 und 16 Uhr gibt es ab 13 Uhr Vorführungen zum Brotbacken im Steinzeitofen und zum urgeschichtlichen Bronzeguß.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, Telefon: 0251 5907-267
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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