Mitteilung vom 22.08.02
Presse-Infos | Der LWL
LWL-Archivamt hilft in Überflutungsgebieten
Archivalien aus Grimma sollen in Münster gerettet werden
Münster/Grimma (lwl). Noch immer sind weite Landstriche in Ostdeutschland überflutet. Die Folgen der verheerenden Flutkatastrophe sind noch nicht abzusehen. Betroffen vom Hochwasser sind auch viele Archive: Dort sind wichtige Akten und wertvolle Dokumente durchnässt und verschmutzt. Am Freitag (23. August) startet deshalb der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine erste Rettungsaktion, um von Zerstörung bedrohte Kulturgüter zu sichern.
Die Experten des LWL-Archivamtes werden ab Montag (26.8.) in Münster mit der Trocknung nasser Archivalien aus Grimma beginnen. Dort wurde ein Sammelarchiv evangelischer Gemeinden der Region, das wertvolle kirchliche Dokumente aus mehreren Jahrhunderten aufbewahrt hat, überflutet.
Mit einem einzigartigen Verfahren, der sogenannten Gefriertrocknung, können durchnässte Archivalien vor dem Zerfall bewahrt werden. Dazu müssen die nassen Akten zunächst eingefroren werden. In der Gefriertrocknungsanlage, die Ähnlichkeit mit einem normalen Gefrierschrank hat, werden die Akten dann einem Vakuum ausgesetzt. Das Eis wird dadurch sofort gasförmig und kann abgesaugt werden. "So vermeiden wir, dass die Akten verkleben und schimmeln", erläutert der Leiter des Westfälischen Archivamtes, Dr. Norbert Reimann. In Münster stehen zwei Trockenschränke mit einer Kapazität von jeweils einem Kubikmeter zur Verfügung. Die Trocknung allein dauert je nach Umfang und Nässe der Dokumente bis zu einer Woche. Erst dann können sie von Schlamm und Schmutz befreit werden.
In Grimma ist bereits dafür gesorgt worden, dass die völlig durchnässten Archivalien sofort eingefroren wurden. In einem Kühlhaus in Leipzig lagern sie zur Zeit. Gegen Freitag Mittag wird ein Kühl-LKW das gefrorene Archivgut laden und nach Münster bringen: insgesamt 22 Europaletten, von denen jede zwei Kubikmeter Archivalien fasst.
Da die Kapazitäten der Gefriertrocknungsanlage begrenzt sind, können nicht alle Akten und Dokumente sofort getrocknet werden. Der Großteil der Unterlagen wird aus diesem Grund in einem Kühlhaus in Everswinkel zwischengelagert. Das Pfarrarchiv aus Grimma soll dort vermutlich am Montag morgen eintreffen.
"Uns erreichen zur Zeit immer neue Anfragen", so Rickmer Kiessling vom LWL-Archivamt. Nicht nur wertvolle Kulturgüter wurden vom Hochwasser beschädigt, auch wichtige Unterlagen von Banken, Versicherungen und anderen Unternehmen sind durchnässt. "Diese Dokumente genießen bei der Trocknung Priorität, weil sie schnell wieder benötigt werden", erläutert Kiessling weiter. Bisher sind rund 20 Anfragen aus Sachsen im LWL-Archivamt eingegangen, darunter ein dringender Hilferuf aus Dippoldiswalde/Sachsen, wo das gesamte Archiv der Kreisverwaltung überschwemmt wurde. Auch hier wird das Westfälische Archivamt so rasch und umfassend wie möglich helfen.
Schon vor fünf Jahren nach dem Oderhochwasser haben Mitarbeiter des Archivamtes die polnischen Kollegen bei der Sicherung von Archivalien beraten.
Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org
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