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Mitteilung vom 19.07.02

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Diavortrag 'Der Bergbau der Henrichshütte'

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Hattingen (lwl). Beim Namen ¿Henrichshütte¿ denken die meisten an Eisen und Stahl. Weit weniger bekannt ist, dass das Hattinger Hüttenwerk auch bis ins 20. Jahrhundert hinein Bergbau betrieb. Der Historiker Martin Lochert beschreibt in seinem Dia-Vortrag am Freitag, 26. Juli, um 20 Uhr im Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte die Rolle von Kohle- und Erzbergbau in der Geschichte des Hattinger Hüttenwerks. Zuvor startet um 19 Uhr im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen der freitäglichen ¿Spätschicht¿ eine Schnupperführung.

Bereits im 19. Jahrhundert kaufte die Direktion der Henrichshütte Eisenerz- und Steinkohlenfelder in Hattingen und Umgebung, beispielsweise die Zeche Carl Friedrich Erbstollen in Bochum-Stiepel. Damit glaubte die Hüttenleitung, sich für viele Jahrzehnte ausreichend Rohstoffe gesichert zu haben.

Während die Kohlenvorräte den Erwartungen entsprachen, waren die Eisenerzvorkommen allerdings überschätzt worden, nicht nur in der Hattinger Umgebung, sondern im Ruhrgebiet allgemein. Schon 1873 musste die Henrichshütte den Abbau einstellen, nachdem etwa eine halbe Millionen Tonnen Erz gefördert worden war. Dies hätte vermutlich das Ende des Unternehmens bedeutet, wenn nicht seit 1869 ein Eisenbahnanschluss an die Ruhrtalbahn bestanden hätte. Über ihn konnte Eisenerz aus Gruben herangebracht werden, die die Hütte im Siegerland und in Hessen-Nassau erworben hatte.

Mit der Stilllegung des unter dem Namen Stolberg I zusammengefassten Stiepeler und Welperaner Spateisensteinabbaus waren die Vorräte weitgehend, aber noch nicht vollständig erschöpft. Im Rahmen der Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten nahm die Henrichshütte 1937 an der Kosterbrücke wieder einen alten Stollen unter dem Namen Stolberg I in Betrieb. Bis 1941 gewann man immerhin noch circa 45.000 Tonnen Erz. Dies war allerdings kein Sonderfall. Auch auf der Bochumer Zeche Friederica und auf der Zeche Gottessegen in Dortmund wurde im Dritten Reich der seit Jahrzehnten eingestellte Eisenerzabbau wieder aufgenommen.

Nicht fehlen darf in der Geschichte ¿Henrichshütte und Bergbau¿ die Kleinzeche ¿Stollenbetriebsgemeinschaft Henrichshütte¿. Sie wurde Anfang 1946 vom Betriebsrat der Henrichshütte gegründet, um bei der herrschenden Kohlennot die Belegschaftsmitglieder, Rentner und Witwen mit Hausbrand zu versorgen. Sie baute zwischen 1946 und 1949, also bis zur Wiederinbetriebnahme der Hochöfen, Kohle auf dem südlichen Teil des Hüttengeländes ab, teilweise unter dem heutigen Museumsareal. Später zog die Stollenbetriebsgemeinschaft nach Bochum-Stiepel um. Zwischen 1951 und 1954 gewannen rund 70 Bergleute an der Kemnader Straße insgesamt rund 67.000 Tonnen. Die Stollenbetriebsgemeinschaft galt als gut geführter Betrieb, der sich wohltuend von vielen anderen Kleinzechen abhob. Nach der Stilllegung 1954 wurden der Ruhrstahl AG, die die Bürgschaft für Bergschäden übernommen hatte, die korrekten Bergschädenrückstellungen in Höhe von etwa 240.000 Mark überwiesen. Trotzdem schloss die Stollenbetriebsgemeinschaft mit einem Gewinn den Betrieb ab.

Der Vortrag findet im Museumsfoyer, Werksstraße 25 statt und ist kostenlos. Die Schupperführung um 19 Uhr kostet 3,50 ¿ für Erwachsene und 2,00 ¿ für Kinder.








Pressekontakt:
Markus Fischer, Telefon: 0251 591-235 und Anja Kuhn, Tel. 0231 6961139
presse@lwl.org




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