Mitteilung vom 05.07.02
Presse-Infos | Der LWL
1. Bad Driburger Symposium zur Gartenkunst in Westfalen-Lippe:
LWL setzt sich für Erhaltung bedrohter grüner Kulturgüter ein
Bad Driburg (lwl). "Wir stellen immer wieder fest, dass wertvolle Gärten und Parks in Westfalen-Lippe ohne Rücksicht auf ihre historische Substanz umgestaltet werden. In diesem Bereich fehlt eine Wertediskussion. Viele Zeitgenossen sind bereit, ein kleines Vermögen für ein schönes Auto auszugeben, aber der barocke Festgarten in der Ortsmitte soll nach Möglichkeit kostenlos erhalten bleiben." So umriss Prof. Dr. Karl Teppe, Kulturdezernent beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), am Freitag (05.07.) beim "1. Bad Driburger Symposium zur Gartenkunst in Westfalen-Lippe" die prekäre Lage von den bedrohten Schätzen der Gartenkunst.
Um die Diskussion anzustoßen haben sich die Gartenexperten bei dem LWL-Symposium auf eine Bad Driburger Erklärung zur Gartenkunst 2002 geeinigt, in der sie die Kernaussagen der Tagung zusammengefasst haben. Deutlich wurde dabei, dass die Zeit zum Handeln reif ist: "Die historischen Grünanlagen gehören heute leider zu den gefährdeten Kulturgütern", warnt Eberhard Eickhoff, Leiter des Westfälischen Amtes für Landschafts- und Baukultur beim LWL, "in den meisten Fällen führt unsachgemäße Pflege und Umgestaltungen zu Zerstörungen der historischen Gartensubstanz. Das passiert in der Regel aus Unwissenheit um den kulturhistorischen Wert der Anlagen", so Eickhoff weiter. Um dem entgegenzuwirken, will der LWL die Diskussion um das Kulturgut Garten in einer Veranstaltungsreihe fortsetzen.
Wie lassen sich große Landschaftsgärten, mustergültige Privatgärten oder die eindrucksvollen Volksparks in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, ohne dass die Städte und Gemeinden unter der Last der Pflege ächzen? Wie können Privatbesitzer Unterstützung erhalten, wenn sie wertvolle Anlagen dauerhaft erhalten? Diese Fragen erörterten in Bad Driburg rund 80 Gartenexperten aus Hochschule, Verwaltung und Praxis.
"Wir sehen die Gärten und Parks in Westfalen und Lippe nicht als mehr oder weniger schmucke Dekoration von Schlössern oder anderen prächtigen Bauten. Die grünen Schätze sind vielmehr eigenständige Kulturgüter und stehen anderen Kunstwerken in ihrem Wert oft in nichts nach", bekräftigt Eberhard Eickhoff.
Hans-Dieter Collinet vom NRW-Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport stellte während der Veranstaltung klar, dass die Erhaltung der Gärten für das Land vor allem eine kulturelle Frage sei. Aber nicht nur das: Die Regionen profitierten auch im Wettstreit um Touristen und wirtschaftliche Entwicklung von einem funktionierenden Netzwerk der Grünanlagen, so Collinet weiter.
Herausragende und für ihre Zeit typische Zeugnisse der Gartenkunst gehören in den Aufgabenbereich der Denkmalpflege, erläuterte LWL-Denkmalpflegerin Dr. Ursula Quednau. Zu den überregional bekannten Gartendenkmälern gehört beispielsweise der Schlosspark von Nordkirchen, der als Inbegriff westfälischer Gartenkultur gilt. Die Experten diskutierten an diesem Beispiel, wie viele Daten und Fakten zu den Anlagen gesammelt werden müssen, will man geschichtliche Hintergründe oder gestalterische Grundideen bei der Pflege aufgreifen. "Hier haben gerade auch die privaten Besitzer erheblichen Beratungsbedarf", weiß Eickhoff. Denn oft sind es die Adelshäuser, die für wertvolle Schlossgärten die Verantwortung tragen.
Ramona Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff machte die Vielzahl der Aufgaben bei der Parkpflege anschaulich. Sie zeigte den Teilnehmern der Veranstaltung auf einem Rundgang durch ihren historischen Kurpark in Bad Driburg, wie sich überlieferte Gestaltungsprinzipien und moderne Anforderungen aus dem Kur- und Freizeitbetrieb unter einen Hut bringen lassen. Die Gräfin wurde für ihren vorbildlichen Einsatz bei der Erhaltung und Pflege der Anlage im Jahr 2001 mit einem Preis des Arbeitskreises historische Gärten der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landeskultur ausgezeichnet.
"Wir wollen uns aber nicht nur mit historischen Anlagen beschäftigen, denn es gibt noch keine Betrachtung der modernen Gärten. Das muss sich ändern, denn die jungen Landschaftsarchitekten bauen schließlich die Gartendenkmäler der Zukunft", so Eickhoff.
Teppe kündigte für das Jahr 2003 das 2. Bad Driburger Symposium an. "Bis dahin wird der LWL mit seiner Initiative für Gärten und Parks weiter daran arbeiten, die Anlagen zu kulturellen Markenzeichen für Westfalen-Lippe zu machen", versprach der LWL-Kulturdezernent.
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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