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Mitteilung vom 13.06.02

Presse-Infos | Der LWL

Wie ein Pastor um 1900 wohnte: Eröffnung des Pastorates aus Allagen im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold

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Detmold (lwl). Von der kommenden Woche an können Besucher im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold erleben, wie sich ein Pastor an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einrichtete: Im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eröffnet am Dienstag, 18. Juni, im Paderborner Dorf das Pastorat aus Allagen seine Pforten.

Am ursprünglichen Standort Allagen (Kreis Soest) wurde das Haus im März 1968 abgebaut und ins LWL - Freilichtmuseum transportiert, seit 1998 wird es mit Unterbrechungen hier wiedererrichtet. Beeindruckend erhebt sich das zweistöckige Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert vor dem Dorfhintergrund: Vornehm von der Straße abgerückt steht der Bau aus Allagen am Ostrand des Dorfes auf seinem grosszügigen Grundstück mit Hof und Garten. Landwirtschaft gehörte zur Erwerbsgrundlage ländlicher Pastoren: Für die Zukunft ist noch die Errichtung einer Scheune geplant.

Auf einen spannenden Gegensatz werden Museumsgäste bei den Führungen in dem barocken Gebäude stoßen: Als Palaistyp zwischen 1734 und 1736 errichtet hat es klar repräsentative Züge mit der dreiachsigen Fassadengliederung und dem steilen Vollwalmdach, gezeigt wird aber in den Innenräumen das Leben Pastor Schafmeisters (Amtszeit 1887 bis 1919), dessen Einrichtung dem historistischen Wohnstil entspricht.

Neben Valepagenhof und Schönhof gehört das Pastorat zu den größten Gebäuden im Dorf, obwohl es im Gegensatz zu den beiden Hallenhäusern ein reines Wohnhaus ist. Schon allein daran zeigt sich, welche Stellung der Pastor im Dorf noch im 18. Jahrhundert innehatte. Kritisch wurde das Verhältnis zwischen Kirche und Staat erst im Laufe des 19. Jahrhunderts und gipfelte nach 1870 im sogenannten "Kulturkampf", dessen Folgen in Deutschland noch heute die Zivilehe und die staatliche Schulkontrolle sind. Seit 1875 war im Zusammenhang mit diesem Konflikt die Pfarre in Allagen 12 Jahre vakant, erst 1887 konnte sie mit Joseph Schafmeister wiederbesetzt werden. Das Haus mit platzsparendem Flur ermöglichte neben öffentlichen auch private Räume: So hatte er nicht nur ein Büro und einen Salon im Erdgeschoss sondern auch ein Gästezimmer für die gelegentlichen Besuch geistlicher Kollegen. Außerdem besaß er ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer für sich im Obergeschoß, wo sich auch die Räume der einzigen Mitbewohnerin im Haus, seiner Schwester und Haushälterin Antonie Schafmeister, befanden.

Auch die Inneneinrichtung spiegelt Lebenskultur, so die wertvollen Tapeten mit reicher Ornamentik oder auch der Eisschrank im Keller, eine Innovation in bürgerlichen Haushalten des 19. Jahrhunderts. Für den Besucher entsteht ein aufschlußreiches Bild des Historismus: Dunkle Farben, viele Ornamente, schwere Vorhänge und gedämpftes Licht erzeugen eine ganz eigene Stimmung, die sich deutlich von unseren heutigen Einrichtungsstilen unterscheidet. Der Zugang zum Haus soll durch regelmäßige, dialogorientierte Führungen ermöglicht werden, die am 18. Juni starten.



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Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel: 0251 591-235 und Dr. Hubertus Michels, Tel: 0175 2680570
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