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Mitteilung vom 23.05.02

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Westfalens Geschichte bewahren: LWL-Archivamt feiert 75jähriges Bestehen

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Münster (lwl). Der Jahresetat war klein, doch die Historiker waren motiviert: Sie wollten Westfalens Geschichte bewahren. Mit nur 3000 Reichsmark begann die Archivberatungsstelle Westfalen in der Weimarer Republik ihre Arbeit. Am 20. Mai 1927 hatte der Provinzialverband Westfalen, Vorläufer des heutigen Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), beschlossen, eine Fachstelle für Archive ins Leben zu rufen. Diese sollte die wertvollen Urkunden und Handschriften in den vielen kleinen Stadt-, Pfarr- und Familienarchiven Westfalens sicher aufbewahren und für Forscher nutzbar machen. Vorbilder für eine solche Einrichtung gab es nicht. Bis dahin hatte sich niemand um die kleinen Archive gekümmert.

Das war vor 75 Jahren. Aus den bescheidenen Anfängen entstand das Westfälische Archivamt des LWL, eine professionelle Facheinrichtung des Archivwesens, die heute weit über Westfalens Grenzen hinaus bekannt ist. Oft sind es sogar Archivare aus dem benachbarten Ausland, zum Beispiel Österreich, Ungarn und Belgien, die den Rat der insgesamt 20 Experten einholen.

Die wichtigste Aufgabe des Westfälischen Archivamtes ist nach wie vor die Beratung und Betreuung vornehmlich der kleineren Archive. 249 kommunale und etwa 100 private Archive, meist
Adelsarchive, in ganz Westfalen-Lippe gehören zum festen ¿Kundenstamm¿ des LWL-Archivamtes. ¿Aber auch jeder Bürger, der alte Dokumente besitzt und nicht weiß, wie er damit umzugehen hat, kann sich an uns wenden¿, erklärt Dr. Norbert Reimann, Leiter des Westfälischen Archivamtes. Die Beratung ist kostenlos.

Allein das Archivgut in den 100 privaten Archiven umfasst rund 120.000 Urkunden und ca. 500.000 sonstige Archivalien. Um die westfälische Landesgeschichte zu erforschen, ist daher meist auch ein Rückgriff auf privates Archivgut unerlässlich. Zwei Drittel dieser Archive werden noch heute in den angestammten Häusern oder Schlössern aufbewahrt. Das Westfälische Archivamt betreut die Besitzer dieser Archive kostenlos, hilft ihnen zum Beispiel bei der Ordnung und Verzeichnung der Akten. Im Gegenzug haben sich die Eigentümer bereit erklärt, ihre Dokumente für Forscher zugänglich zu machen. ¿Das ist ein Zustand, den es sonst in Deutschland nicht gibt und um den uns andere Länder und Regionen beneiden¿, urteilt Dr. Norbert Reimann.

Zu der Betreuung der LWL-Experten gehört auch, beschädigte Urkunden und Akten zu restaurieren. Zu diesem Zweck hat das Archivamt eine Restaurierungswerkstatt eingerichtet. Die Nachfrage ist groß: In den Schränken des LWL-Archivamtes warten Hunderte von Dokumenten auf ihre Restaurierung. Ob Wasserschäden, Brandschäden oder zerrissene Seiten, die Restauratoren der Werkstatt stellen in mühevoller Kleinarbeit den Zustand der Archivalien wieder her. So ist es schon oft gelungen, einmalige Kulturzeugnisse für weitere Jahrhunderte haltbar zu machen. Im vergangenen Jahr wurde zum Beispiel eine wertvolle Handschrift, ein spätmittelalterliches Lexikon, aus Paderborn restauriert.

Festakt zum 75jährigen Bestehen

Am Freitag (24. Mai) feiert das Westfälische Archivamt mit einem Festakt im Erbdrostenhof um 18 Uhr offiziell den 75. Geburtstag. Die Festrede hält der Züricher Philosophie-Professor Dr. Hermann Lübbe zum Thema ¿Vergangenheitsvergegenwärtigung ¿ ihr Sinn und ihre Grenzen¿. Für den Nachmittag (ab 14 Uhr) hat die Einrichtung ebenfalls im Erbdrostenhof zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Fachleute aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden diskutieren über die Frage ¿Archive in der Informationsgesellschaft ¿ übrig geblieben oder zukunftsorientiert?¿.








Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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