Mitteilung vom 26.04.02
Presse-Infos | Der LWL
Walpurgisnacht auf Westfälisch
Münster (lwl). In der Walpurgisnacht (Nacht vom 30. April auf den 1. Mai) treiben die Hexen auf dem Brocken im Harz ihr Unwesen. Das ist spätestens seit Goethes ¿Faust¿ bekannt. Auch in Westfalen ¿spukte¿ es früher in der Walpurgisnacht, doch hier waren die Urheber irdischer Natur: ¿In vielen Dörfern trieben die jungen Burschen in der Walpurgisnacht Streiche. So setzten sie den Mädchen, die zum 1. Mai den Garten noch nicht bestellt hatten, einen Fuhlen oder Maikerl vor die Tür. Das war meist eine
Strohpuppe, der alte Kleidungsstücke
angezogen wurden¿, schildert Christiane
Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einen der Rügebräuche. Diese Bräuche stellten diejenigen bloß, deren Verhalten nicht mit der Norm übereinstimmte.
So hätten in anderen Orten die jungen Männer den Mädchen auch kahle oder vertrocknete Bäume vor ihr Fenster gestellt, um ihre Faulheit öffentlich anzuprangern, erklärt die LWL-Volkskundlerin einen weiteren Rügebrauch.
In Lippe waren kinderlose Ehepaare das Ziel der nächtlichen Streiche: Bis zum 1. Weltkrieg knallten in der Walpurgisnacht vor ihrer Haustür die Peitschen. Damit wollte man Hexen vertreiben, die als Ursache der Kinderlosigkeit galten. Nicht viel besser erging es im südlichen Kreis Minden unverheirateten Männern über 30: Nächtliche Ständchen oder die Fahrt mit einem Wagen quer durch das Dorf zeigten ihnen, dass die Dorfgemeinschaft ihr Junggesellen-Dasein nicht akzeptierte.
In einigen Orten wurden in der Walpurgisnacht Gerätschaften, die am Haus abgestellt worden waren, auseinandergenommen und versteckt. Deshalb waren die Dorfbewohner am 30. April besonders darauf bedacht, ihre Wagen und Pflüge in Schuppen, Scheunen oder Remisen zu stellen und diese gut zu verschließen.
Das wilde westfälische Walpurgistreiben hat mit den Hexen am Blocksberg nichts zu tun: ¿Der 1. Mai ist ein alter Musterungstermin. Die Nacht vor dem Eintritt in den Militärdienst galt als Freinacht, in der die jungen Burschen vorerst die letzte Gelegenheit zu allerhand Unfug hatten¿, so Cantauw. Die Volkskundlerin betont, dass sich das ausgelassene Treiben in der Walpurgisnacht bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gehalten habe. ¿Dazu hat sicherlich beigetragen, dass die Walpurgisnacht günstig zwischen die anstrengenden Zeiten des Säens und des Mähens fällt¿, so Cantauw weiter.
Heute werden die Walpurgisbräuche in Westfalen nicht mehr ausgeübt. Stattdessen hat sich der Maigang am folgenden 1. Mai inzwischen durchgesetzt. In letzter Zeit werden auch in Westfalen immer häufiger Maibäume aufgestellt. ¿Dieser Brauch ist aus dem Aachener Raum über Süddeutschland nach Westfalen gewandert¿, erklärt Cantauw.
Hintergrund:
Der Name der Walpurgisnacht geht auf die Äbtissin Walburga zurück, die im 8. Jahrhundert lebte und deren Heiligsprechung auf den 1. Mai fiel. Bis auf die Bezeichnung hat die Walpurgisnacht aber nichts mit der heiligen Walburga zu tun. Im Gegenteil: Die heilige Walburga wurde früher als Schutzpatronin gegen die Zauberkunst angerufen.
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