Mitteilung vom 15.04.02
Presse-Infos | Der LWL
Textiler Kirchenschatz zufällig wiederentdeckt: LWL kürt Fahnen zum Denkmal des Monats April
Harsewinkel (lwl). Jahrelang fristeten sie ein vergessenes Dasein im Turm der katholischen Kirche St. Lucia in Harsewinkel (Kreis Gütersloh), im vergangenen Jahr wurden die 14 Fahnen kirchlicher Vereine und marianischer Kongregationen zufällig wiederentdeckt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) kürte den textilen Schatz jetzt zum Denkmal des Monats April. ¿Denn die historischen Fahnen haben nicht nur kunsthistorisch sondern vor allem kirchen- und ortsgeschichtlich einen besonderen Wert¿, so LWL-Denkmalpflegerin Dr. Andrea Pufke.
Manfred Beine, Archivar in Rietberg und ehrenamtliches Mitglied im Kirchenvorstand von St. Lucia, erkannte den Wert der Fahnen sofort. Auf seine Initiative hin wurden sie als ¿Dokument der religiösen Verankerung der Harsewinkeler Vereine und Bruderschaften¿ schon im Mai 2001 in die Denkmalliste der Stadt Harsewinkel eingetragen.
Inzwischen wurden die Fahnen vom Institut für historische Textilien in Köln ausführlich untersucht. ¿Die Fahnen sind besonders kostbar gearbeitet. Die meisten von ihnen wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt, die ältesten reichen aber bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Damit gehören sie vermutlich zu Erstausstattung der 1858 bis 1860 gebauten neugotischen Kirche¿, so Dr. Gurdrun Sporbeck vom Kölner Institut. Die Fahnentücher sind beidseitig mit Stickereien, Applikationen samt Goldborten oder mit Bemalung verziert. Samt und Seide rahmen die Schmalseiten der Fahnen. Zusätzlich sind sie mit Bogen oder Fransen, einige auch mit Quasten und Kordeln geschmückt.
Die Kölner Textilfachleute sehen in ihnen ein qualitätsvolles Ensemble, an dem sich eindrucksvoll die reformerischen Bestrebung bei der liturgischen Verwendung von Stoffen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ablesen lasse. Ziel der Reform war es, für liturgische Gewänder und Fahnen Stoffe mit speziellen Mustern zu verwenden, die sich deutlich von Stoffen aus dem profanen Bereich unterschieden. Die Zeit in ihrem ¿Versteck¿ mit seinen ungünstigen klimatischen Bedingungen ist nicht spurlos an den Raritäten aus Stoff vorübergegangen: Einige der Fahnen weisen Schäden wie Risse oder Stoffbrüche auf. Deshalb sollen die Fahnen in ihren derzeitigen Zustand konserviert werden, damit keine weiteren Schäden entstehen. Die vorhandenen Schäden sollen aber nicht repariert, fehlende Stellen sollen auch nicht ergänzt werden.
Die Konservierung soll 2004 abgeschlossen sein, bis dahin wird auch der Turmraum instand gesetzt, da dann das 100-jährige Jubiläum des nachträglich an das Kirchenschiff angebauten Turmes gefeiert wird. 2004 zeigt die Pfarrgemeinde die Fahnen in einer Ausstellung im Pfarrgemeindehaus erstmals öffentlich, später sollen sie zu ausgewählten Anlässen öffentlich zugänglich sein. Bis dahin kann man sie auf Anfrage bei der Kirchengemeinde St. Lucia (Tel.: 0 52 47/21 35) besichtigen.
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