Mitteilung vom 23.01.02
Presse-Infos | Der LWL
Kostbare Neuerwerbung des LWL-Freilichtmuseums Detmold: 'Johann von Leyden, der letzte aus dem Sennergestüt'
Detmold (lwl). Über eine spektakuläre Neuerwerbung freut sich das Westfälische Freilichtmuseum Detmold: Ein seltenes und bisher unbekanntes Ölgemälde, das einen Senner aus dem Besitz des Hauses Thurn und Taxis darstellt, ersteigerte das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei einer Münchener Kunstauktion für einen fünfstelligen Betrag. Die Senner sind eine extrem seltene Pferderasse. Von den weltweit 36 Tieren leben zwei im LWL-Freilichtmusem. Bisher war das Spitzenstück unter den Sennerdarstellungen des LWL-Freilichtmuseums eine Darstellung von Ludwig Beckmann, die einen vier-jährigen,braunen Hengst aus Lopshorn zeigt.
Mit dem jetzt erworbenen Ölgemälde des Nürnberger Malers Johann Adam Klein wird die im Mai startende Sonderausstellung des LWL-Museums ¿...so frei, so stark... Westfalens Wilde Pferde ¿ ein neues Glanzlicht bekommen.
Das Bild des Sennerhengstes entstand im Jahr 1866 es zeigt einen Apfelschimmel in einer Stallsituation. Sein Titel ¿Johann von Leyden, der letzte aus dem Sennergestüt¿ ist von Hand mit Tinte auf der Rückseite vermerkt. Als Vorbesitzer des Bildes oder auch des Pferdes ist Egon von Thurn und Taxis, Oberstleutnant der K. u. K. Monarchie Österreichs angegeben, der jüngere Bruder des in Regensburg regierenden Fürsten Maximilian von Thurn und Taxis. 1832 in Regensburg geboren, lebte er in Böhmen und war als begeisterter Sportsmann einige Jahre Master der berühmten Pardubitzer Jagd.
Im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold, in der Nähe des untergegangenen Sennergestüts Lopshorn, interessiert natürlich gleichermaßen die Geschichte des stattlichen Sennerhengstes, der anscheinend in der Ferne zu Ruhm gekommen ist. Eine Darstellung der Pardubitzer Jagdgesellschaft und ein Bericht über ein Rennen bei Lippspringe ermöglichen es, den dargestellten Schimmel eindeutig zu identifizieren und seinen Weg ein Stück weit zu verfolgen: Am 5. November 1861 ging Johann von Leyden als Pferd des Barons von Breidbach unter dem Reiter Herzog Adolf von Nassau als Dritter durchs Ziel.
Ein Glücksfall für den Pferdeforscher ist, dass hier Alter und Abstammung des Pferdes genannt werden: Johann von Leyden ist zum Zeitpunkt des Rennens fünf Jahre alt und stammt von dem berühmten Hengst "Florival" ab, dessen Gemälde das Lippische Landesmuseum Detmold besitzt. Im lippischen Marstall wird er 1860 unter dem Namen "Iason" geführt.
Herzog Adolf von Nassau, Hauptinitiator der Lippspringer Jagden, war dem lippischen Fürstenhaus freundschaftlich verbunden und erwarb zahlreiche Sennerpferde. Die Auktionslisten belegen den Verkauf von "Iason" an den Stallmeister in Nassau. Ein Gemälde von Benno und Emil Adam von 1858 zeigt die Pardubitzer Jagdgesellschaft, darauf erscheint auch der weiße Schimmel erneut, diesmal reitet ihn Egon von Thurn und Taxis. Laut "Wiener Sportblatt" hat von allen 21 Jagdpferden des Masters der immer "frisch und schön" wirkende Senner "Johann von Leyden" den besten Ruf und gilt als Lieblingspferd seines Besitzers.
Sein Maler, Johann Adam Klein, ist ein bekannter Genremaler des 19. Jahrhunderts, der neben Öl-gemälden viele Radierungen und Lithografien hinterlassen hat, besonders berühmt geworden sind seine Tier- und Pferdedarstellungen. Schon als Malschüler übte er an den Bildern des Kupferstechers Elias Riedinger, der bereits im 18. Jahrhundert die exakte Wiedergabe von Pferden und klassischer Reitkunst beherrscht. Später hatte Klein engen Kontakt zu der berühmtesten Pferdemalerfamilie Deutschlands, den Adams. Seit 1854 gehören Pferdedarstellungen und Pferdeställe zu seinen beliebtesten Motiven.
Das LWL-Freilichtmuseum Detmold ist mit dem Ölgemälde auf ein bisher unbekanntes Zeugnis der lippischen Sennerzucht gestoßen. Darüber hinaus freuen sich die Ausstellungsmacherinnen - Agnes Sternschulte und Cordula Marx - aber auf weitere Entdeckungen in der Region. Wünschenswert wären Hinweise auf jegliche Objekte, die im Zusammenhang mit den Sennern stehen: Gemälde, Fotografien der Pferde oder Erinnerungen mit ihnen arbeitender Personen, heimische Orte wie Lopshorn oder der Tiergarten, sowie auch Pedigrees, Fohlen oder Deckscheine. Kontakt unter Telefon 0 52 31/ 7 06-0.
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