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Mitteilung vom 18.01.02

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Kunstwerk des Monats Januar: Mit dem 'Spanischen Mantel' als Schandgerät wurden Wirtshaushocker, 'unkeusche Frauen' und panschende Bauern bestraft

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Münster (lwl). Mit einem "Spanischen Mantel" als Kunstwerk des Monats Januar erinnert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte an die Praxis der Ehrenstrafe. "Die Ehre begründete in der Frühen Neuzeit den sozia-len Status einer Person. Ohne Ehre konnte man weder einer Zunft angehören noch bekam man von den Nachbarn oft unverzichtbaren Hilfen. Ehre war also ein wichtiges immatrielles Gut. Deshalb war die Ehrverletzung ein schwerwiegender Angriff auf die Person, die oft mit einer Ehrenstrafe belegt wurde", so Dr. Marcus Weidner, LWL-Experte für Kulturgeschichte.

Eine dieser Ehrenstrafen, die in erster Linie abschrecken sollten, war der "schimpfliche Aufzug". Dabei wurde den Delinquenten beispielsweise im Raum Hiddingsel (heute Dülmen/Kreis Coesfeld) bis 1803 der hölzerne "Spanische Mantel" umgehängt. Mit dem 25 Kilogramm schweren Schandgerät musste der Bestrafte zur Marktzeit oder vor der sonntäglichen Messe eine festgelegte Strecke - rund um das Rathaus oder die Kirche - zurücklegen. Damit er noch mehr verspottet wurde, liefen die Schinder oder Büttel (Polizeidiener) mit einem Trommler oder Pfeifer vorweg. Ziel der Bestrafung war es, das Ehrgefühl des Bestraften öffentlich zu verspotten. Er sollte aber nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, deshalb wurde sein Körper nicht verstümmelt. Das wurde zum Beispiel bei Dieben gemacht: Ihnen wurde am Pranger ein Ohr abgeschnitten. Damit waren sie als "Schlitzohr" für ihr ganzes Leben gebrandmarkt und mussten die Stadt verlassen.

Die Form des fassähnlichen Schandgerätes und die volkstümliche Bezeichnung "Trinkertonne" deuten darauf hin, dass mit dem "Spanischem Mantel" in erster Linie Wirtshaushocker bestraft wurden. Zum Delinquentenkreis gehörten tatsächlich aber auch Täter, die im Vollrausch gewalttätig geworden waren, "unkeusche" Frauen (Ehebrecherinnen oder Mädchen mit unehelichen Kindern), denen man mit dem "Spanischem Mantel" einen undurchdringlichen Umhang verpasste, oder auch Bierbrauer, die gegen das Reinheitsgebote verstoßen hatten, indem sie das Bier gepanscht oder mit Wasser gestreckt hatten.

Das LWL-Museum hat zum Kunstwerk des Monats ein Faltblatt herausgegeben, das für zwei Mark im Museum zu erhalten ist.




Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.




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