Mitteilung vom 03.01.02
Presse-Infos | Der LWL
Hai im Keller und Pinsel in der Hand - Leidenschaft für Geologie und Malerei ist Antrieb für Wolfgang Sippels ehrenamtliche Arbeit
Hagen/Münster (lwl). Ein leichtes Blinzeln im Auge, konzentriert schweift ein prüfender Blick über weißes Papier. Zarte Bleistiftlinien fügen sich zu einem feinaderigen Gewebe
zusammen. Zuerst unmerklich, dann deutlicher werden die riesigen Flügel einer Libelle sichtbar. ¿Namuro Typus Sippeli¿
lautet der Name des 320 Millionen alten Insekts, dessen Formen langsam auf dem Papier Gestalt annehmen. Benannt ist die Libelle aus der Zeit des Oberkarbons nach ihrem Entdecker Wolfgang Sippel. Dessen Hände zeichnen nun mit
präzisen Strichen jede einzelne Faser des Insektenkörpers.
Schon 100 dieser Zeichnungen hat der ehrenamtliche Mitarbeiter für das Naturkundemuseum des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster angefertigt. Seit mehr als 15 Jahren entstehen wissenschaftliche Zeichnungen
aus der Hand Wolfgang Sippels. Und dies nicht nur in Bleistift, auch Kreide, Tempra oder Öl gehören zum Repertoire des ehrenamtlichen Mitarbeiters. Aber nicht nur das Zeichnen ist eine Leidenschaft des Wuppertaler Beamten. Seit Ende der
70er Jahre ist die Geologie Teil seines Lebens.
1984 entstand durch die Grabungen in Hagen-Vorhalle der Kontakt zum Westfälischen Naturkundemuseum. An der Grabungsstelle, einer alten Ziegelei, machte auch Sippel einige bedeutende Fossilienfunde, darunter die bis dato unbekannte Libelle. Lothar Schöllmann vom LWL-Naturkundemuseum, damals Leiter der Grabungen, schätzt Sippels Arbeit und Begeisterung. Aus seiner Erfahrung in der paläontologischen
Denkmalpflege weiß er: ¿Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter geht es gar nicht.¿
Denn mit den langjährigen Grabungen ist die Arbeit der Paläontologen noch nicht beendet. Die gefundenen Insekten, Fische und Pflanzen sind noch immer von Schieferstein bedeckt.
Vorsichtig, um keine Konturen zu beschädigen, müssen Stück für Stück mit einem feinen Pressluftstichel Steinschichten entfernt werden.
Wichtiger Teil der wissenschaftlichen Bearbeitung und Erfassung sind auch Sippels Zeichnungen. Sie stehen am Ende der umfassenden Rekonstruktionsarbeit.
¿Wie zeichne ich das eigentlich?¿ ¿ diese Frage musste sich Sippel schon oft stellen. Häufig sind die Fossilienabdrücke nicht volllständig oder ungenau; Flügel oder dünne Insektenbeine liegen über-einander, so dass sie einzeln nicht zu erkennen sind. Wichtig bei den Detailzeichnungen Sippels ist, dass sie wissenschaftlich exakt und den neuesten Erkenntnissen angepasst sind. So nimmt allein die Vorbereitung für eine Zeichnung einen Monat ein. Aufgabe Sippels ist, Imagination und wissenschaftliche Präzision zusammenzuführen. Das heißt auch, dass ein farbiges Gemälde der Hagener Urlagune noch einmal gezeichnet werden muss, da sich nach neuesten Forschungsergebnissen ein kleines Detail als falsch herausstellte.
Jeden Abend verbringt Sippel zur Zeit in seinem Keller. Dort wartet in Stein eingefasst ein 1,20 Meter langer Hai auf ihn. Zum letzten Mal schwamm er vor über 320 Millionen Jahren in der Hagener Lagune. ¿Hagenoselache Sippeli¿ heißt er nach seinem Fundort Hagen und seinem Finder Wolfgang Sippel. Jetzt muss das wertvolle Fossil im Gestein präpariert werden. ¿Das ist eine Lebensaufgabe¿, weiß Sippel. Ein bis zwei Jahre, so schätzt er, wird es dauern, die genauen Konturen aus dem Stein hervorzubringen. Dann wird ein populärwissenschaftliches Buch über die gesamten Hagener Grabungen erscheinen, und einer der Helden wird Wolfgang Sippel samt Einhornhai sein.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.
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