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Mitteilung vom 13.11.01

Presse-Infos | Der LWL

Auf den Hund gekommen?
Ausstellung zur Natur- und Kulturgeschichte des Hundes im LWL-Museum

Bewertung:

Münster (lwl). Wie kam der Mensch auf den Hund? Mit dieser Frage beschäftigt sich ab Freitag (16.11.2001 bis 27.10. 2002) im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster die größte deutsche Ausstellung zur Natur- und Kulturgeschichte des Vierbeiners. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gibt dem Besucher auf 700 Quadratmetern Fläche die Möglichkeit, in die Hundeaugen von 66 lebensecht präparierten Tieren zu schauen.

Weit vor unserer Zeitrechnung begann die lange Freundschaft von Wolf, Hund und Mensch. "Vor einigen tausend Jahren wurden Hund und Mensch zu einer Überlebensgemeinschaft", so Ausstellungsmacherin Bianca Knoche. "Wir wollen mit knapp 400 Exponaten zeigen, dass es ohne den Menschen den Hund nicht gäbe." 15 Monate hat die Biologin beim LWL an der bundesweit größten Hundeschau gearbeitet.

Wie kam der Mensch auf den Hund?
Zwei Theorien zur "Geburt" des Haushundes illustriert die Ausstellung in "Diaramen", kleinen Szenen: Wölfe suchten die Nähe der Steinzeitmenschen, um sich Essensreste zu sichern. Oder aber die Menschen stahlen Wolfswelpen, um sie als Spielkameraden und "lebende Wärmflaschen" allmählich in die Gemeinschaft zu integrieren. Die domestizierten Wölfe lernten über Generationen, sich anzupassen und den Menschen als Rudelanführer zu akzeptieren.

"Cave canem"
Die Menschen nutzten ihren tierischen Begleiter als Jagdgefährten, zum Schafehüten oder als Wachhund. Römische Hausherren hatten an ihrer Tür das Warnschild "Cave canem", und nicht selten lag ein Hund in der Schwelle des Hauses begraben - noch im Tod sollte er Eindringlinge abwehren. Der Hund fand wie kein anderes Tier Eingang in die Mythen und Märchen der Menschen. Er wurde etwa bei den Germanen als Grabbeigabe geopfert, die Ägypter huldigten ihm als Totengott Anubis. Die wertvollsten Stücke der Ausstellung, zwei griechische Amphoren (480 bis 520 vor Chr.), zeigen einen Krieger sowie Athena zwischen Hermes und Herakles in Hundebegleitung.

Welche Rolle Hund und Wolf in Märchen spielen, sollen Kinder in der "Mitmach-Ecke" des LWL-Museums erleben: Ob die Bremer Stadtmusikanten im Bilderbuch die Räuber erschrecken, ob der Wolf auf Hörkassette die sieben Geißlein im Puppentheater oder dem Rotkäppchen die Großmutter frisst, zum Schluss geht es dem Wolf hundeelend.

Hundeleben im Göpel
Mit der Zeit erweiterte der Mensch die Arbeitsfelder des Hundes und nutzte ihn als Zug- und Lasttier oder als Antriebskraft für Gerätschaften. Bis ins 20. Jahrhundert lieferten in Westfalen der Metzger oder der Milchmann oft ihre Ware mit dem Hundefuhrwerk aus. Das "Pferd des kleinen Mannes" führte auf Höfen manchmal ein Hundeleben im Laufrad oder auf dem Laufband (Hundegöpel), um das Rührwerk im Butterfass anzutreiben.

In den letzten Jahrhunderten sind Hunde vielfach zu Spezialisten ihres Faches geworden. Sie retten als Lawinenhunde Menschen aus Gefahren (wie der Bernhardinerhund "Barry"), riskieren ihr Leben als Polizeihunde oder führen Blinde sicher durch das Leben.

Krieg, Kampf und Überzüchtung
Auch die kritischen Seiten des Themas spricht die Ausstellung an: Hunde lassen als Versuchstiere ihr Leben, sie waren Kriegsteilnehmer als Meldehunde, Sanitätshunde oder Transporttiere für Munition. Als so genannte Kampfhunde hat man Tiere dazu gebracht, gegen andere Lebewesen zu kämpfen.

"Wir haben Rassen geformt und teilweise überzüchtet, so dass ihre natürlichen Eigenschaften wie zum Beispiel die Beißhemmung verschwand", so LWL-Museumsdirektor Dr. Alfred Hendricks. Zahlreiche körperliche Defekte wie Gelenkleiden oder Atemprobleme sind ebenfalls das Ergebnis von Zucht. Die Vielfalt der heutigen Rassen will die Ausstellung nur andeuten.

Mittlerweile gibt es auch einen Trend zurück zum gesunden Tier, das Sport treibt und sich dabei pudelwohl fühlt: "Agility" heißt es, wenn Hund und Halter gemeinsam über einen Hindernisparcours hetzen. In der Biologie-Ecke des Museums hört der Besucher, dass Hunde mehr können als bellen und knurren, denn sie "reden" miteinander in ihrer eigenen Sprache.

Hunde als Helden
In Kunst, Unterhaltung und Werbung ist der Hund so selbstverständlich, dass es kaum noch auffällt: Hunde sind Film- und Comic-Helden ("101 Dalmatiner", Goofy, Snoopy), sie machen Werbung für Bier, Musik-verlage oder Schuhe ("Nicht immer, aber immer öfter", "His masters voice", "Hush Pup-pies") oder treten in TV-Shows auf (Wum in Wim Thoelkes Quizsendung).

Die Ausstellung schließt mit der Darstellung eines Hundegrabes, Zeichen der Verehrung des Menschen für seinen "besten Freund" über den Tod hinaus. Diese Pietät machte es Bianca Knoche auch schwer, Modelle für die Ausstellung zu finden: "Es gibt kaum einen Hundebesitzer, der es fertig bringt, seinen verstorbenen Gefährten im Museum zu besuchen"

Die Ausstellung ist täglich außer montags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Das Begleitbuch zur Ausstellung kostet 31,50 Mark.
ca. 4960 Anschläge



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 / 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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