Mitteilung vom 05.10.01
Presse-Infos | Der LWL
Schön und schaurig, fantasievoll und fatal, niedlich und niederträchtig
LWL präsentiert Wanderausstellung 'Magie Märchen Mutation' in Hattingen
Hattingen (lwl). In die Welt der Misch- und Fabelwesen entführt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Besucher seiner Wanderausstellung "Magie Märchen Mutation". In der Zeit vom 5. Oktober bis 18. November ist die Ausstellung im Stadtmuseum Hattingen zu sehen.
Mit rund 100 Ausstellungsstücken deckt die Ausstellung das weite Feld ab zwischen Dagobert Duck und Lurchi, dem für Schuhe werbenden Salamander; zwischen dem verwunschenen Frosch und Meermönchen; zwischen dem schrecklichen "Forschungsansatz" der NS-Rassenhygiene und den gemeinsamen Wegen, die die moderne Chirurgie und die Tierzucht bei Organtransplantationen eingeschlagen haben. Dabei beleuchtet die Ausstellung auch wissenschaftliche Zusammenhänge, in denen während der letzten 500 Jahre Tier-Mensch-Wesen standen.
Gleich am Anfang der Ausstellung können die Besucher in einem Hörspiel Ohrenzeugen werden, wie Juristen des 16. Jahrhunderts versuchen zu beweisen, dass ein zum Werwolf gewordener Mann große Schäden angerichtet hat. Doch nicht nur vor Gericht waren die sagenhaften Mischwesen im 16./17. Jahrhundert ein ernstgenommenes Thema: Die Ausstellung zeigt zoologische Bücher, die unter der Kategorie Wale auch Meermenschen einordnen. Spannend ist das handgeschriebene Tagebuch eines Exorzisten aus dem Jahr 1650. Der katholische Geisteraustreiber berichtet, wie ihm ein Dämon erzählt, dass er zuvor in einem westfälischem Gefängnis einen Werwolf erwürgt hat.
Noch vor Darwins "Entstehung der Arten" trieben die Wissenschaften seltsame bis schreckliche Blüten: 1799 wurde aus einer Missgeburt mit verformten Schädel ein makabres Ausstellungsstück. Darwins Evolutionstheorie veränderte die Stellung des Menschen im Gefüge der Natur; die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Affe führten zur Erkenntnis, dass es individuelle Zwischenstufen zwischen "ganz Affe" und "voll entwickelter Mensch" geben müsse. So galten ¿ eines der vielen Missverständnisse im Gefolge dieser richtigen Erkenntnis ¿ ungeborene
Kinder als Mischwesen. Dabei bildeten sie angeblich die gesamte Palette der Tier-Mensch-Entstehung in ihrer Entwicklung ab: "Einen Embryo hielt man für eine Kaulquappe, die sich langsam zu menschlichen Vorstufen entwickelte und erst bei der Geburt ein `richtiger' Mensch war", erklärt Christina Reinsch vom LWL-Museumsamt.
Im 19. Jahrhundert studierten Wissenschaftler "Rasseschädel" ¿ die Ausstellung zeigt vier menschliche Schädel mit unterschiedlich hoher Stirn. War die Stirn nicht hoch genug, wurden die Menschen als Vorstufen des Menschen oder als Untermenschen eingestuft. Die Folge: Die Bevölkerung begaffte um die Jahrhundertwende Eingeborene anderer Erdteile im Zoo und Zirkus gleichzeitig neben Tieren. Am Ende dieser Entwicklung stand die völlige Pervertierung des Menschenbildes durch die NS-Ideologie.
Heute jagen die Mischwesen den Menschen kaum noch Angst ein ¿ höchstens wenn Graf Dracula oder Steven Kings Fantasie-Geschöpfe dem Zuschauer oder Leser gruselige Schauer über den Rücken jagen. Ansonsten tauchen die Tier-Mensch-Wesen in alten Märchen, modernen Comics und vor allem in der Werbung auf. Dafür bietet die Ausstellung etliche Beispiele: Zahlreiche Figuren, Bücher, eine Disneybox und ein Papiertheater veranschaulichen den Besuchern viele Formen der Mischwesen, die in Märchen auch wichtige Erziehungshilfe geleistet haben.
Zur Ausstellung "Magie Märchen Mutation" ist ein gleichnamiges illustriertes Begleitbuch erschienen (132 Seiten, 60 sw-Abbildungen, 18 DM inkl. 3 Mark Porto per Verrechnungsscheck oder Vorausrechnung) Bezugsadresse: Westfälisches Museumsamt, Schwelingstraße 5, 48145 Münster oder per eMail unter wma.info@lwl.org.
"Magie Märchen Mutation" - Eine Ausstellung des LWL-Museumsamtes;
Stadtmuseum Hattingen
Marktplatz 1 - 4, Hattingen
5. Oktober bis 18. November 2001
Öffnungszeiten:
dienstags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr donnerstags 15 bis 20 Uhr
Weitere Station:
Museen im Marstall - Naturkundemuseum,
Paderborn-Schloß Neuhaus
30.11 bis 27.01. 2002
ca. 4111 Anschläge
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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