LWL-Newsroom

Mitteilung vom 18.09.01

Presse-Infos | Der LWL

Die Natur als Freundin oder als Opfer: LWL stellt den Sammelband 'Agrarmodernisierung und ökologische Folgen' vor

Bewertung:

Münster (lwl). "Zweierlei Wege werden bei der Benutzung des Bodens eingeschlagen. Auf dem einen will der Mensch sich möglichst reichlich und bald für die Mühe entschädigen, zu welcher ihn der Landbau verurteilt; er ist nicht der Sohn der Erde, sondern ein Fremdling, ein Knecht, der von ihr so viel erbeuten will als er kann. Ein anderer Weg ist der, wo der Landmann sich die Natur zur Freundin macht, streng gewissenhaft mit ihr verfährt; nicht mehr von ihr begehrt, als er ihr wiedererstatten kann." Welchen der beiden Wege, die der Agrarökonom W. v. Fellenberg 1844 beschrieben hat, hat die Landwirtschaft eingeschlagen? Das Westfälische Institut für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) versucht diese Frage mit dem Sammelband "Agrarmodernisierung und ökologische Folgen" zu beantworten.

Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten die Autoren der 30 Aufsätze die Landwirtschaft der letzten drei Jahrhunderte. Naturwissenschaftler stehen dabei neben Sozialwissenschaftlern, Theoretiker neben Praktikern. Am Beispiel Westfalens unternehmen sie einen der ersten Versuche überhaupt, die Landwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Natur aus historischer Perspektive zu betrachten. Welche Konsequenzen hatte die Modernisierung der Landwirtschaft für die Umwelt? Bedeutete sie einen Raubbau an den natürlichen Ressourcen und eine Überforderung des Naturhaushaltes, oder gelang es, landwirtschaftliche Nutzung und Ressourcenschonung miteinander zu verbinden? Wie hat die Landwirtschaft das Landschaftsbild verändert? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des 812seitigen Bandes.

"Der Band gibt wichtige, vertiefende und diskussionswürdige Anregungen zu einer ganzheitlichen Perspektive der Agrargeschichte, für den Weg, die Bedeutung der Natur stärker zu berücksichtigen und damit zugleich neue Perspektiven und Fragestellungen in die Agrargeschichte einzuführen", lobte Franz-Josef Möllers, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, am Dienstag (18.09.) bei der Vorstellung des Buches.

In den Aufsätzen geht es um viele Einzelaspekte: Der Waldwandel in Südwestfalen steht neben der Technisierung im Stall und auf dem Feld, der Umgang mit Pestiziden neben der Flurbereinigung, die Erwartung des Tourismus an die Landwirtschaft neben der Landwirtschaft aus musealer Sicht. Historiker, Geographen, Biologen, Chemiker, Raumplaner, Naturschützer und Landespfleger sind das komplexe Thema gemeinsam angegangen.

"Die Fragestellungen gehen weit über eine wirtschaftliche, soziale, politische oder umweltorientierte Agrargeschichte hinaus, sie berühren vielmehr ein Grundproblem moderner Gesellschaften: Trotz zunehmender Kontrolle und Beherrschung der Natur stellt ihre intensive Nutzung ein wachsendes Gefahrenpotential für die Gesundheit und Lebensweise der Bevölkerung dar. Das Auftreten von Tierseuchen wie Rinderwahnsinn (BSE) sowie Maul- und Klauenseuche (MKS) hat jetzt auch im Bereich der Landwirtschaft die Gefahren einer zunehmend naturabgelösten und unzulänglich kontrollierten Wirtschaftsweise für die Gesundheit des Menschen verdeutlicht", so Herausgeberin Rita Gudermann.

Agrarmodernisierung und ökologische Folgen: Westfalen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Hrsg.: Karl Ditt, Rita Gudermann, Norwich Rüße, (Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 40),
812 Seiten, Festeinband, 128 DM, Schöningh 2001, ISBN 3-506-79613-5

ca. 2859 Anschläge



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos