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Mitteilung vom 23.08.01

Presse-Infos | Der LWL

Kampf um die Hünenburg
LWL-Archäologen bringen 2200 Jahre alte Waffen ans Licht

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Borchen (lwl). Bei Arbeiten in der so genannten Hünenburg bei Borchen-Gellinghausen (Kreis Paderborn) stießen Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
überraschend auf den bisher umfangreichsten archäologischen Waffenfund in Ostwestfalen: Im 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. muß dort ein heftiger Kampf stattgefunden haben.

Die Ursprünge der Befestigung, deren Wälle noch heute mehrere Meter hoch erhalten sind, liegen in der Eisenzeit. Auf dem markanten Bergsporn über der Altenau hatte ein reicher Herr im
4. oder 3. vorchristlichen Jahrhundert einen stark befestigten Sitz errichtet, der über längere Zeit bewohnt war. Jetzt konnten die LWL-
Archäologen nachweisen, daß die Burg angegriffen und durch Brand vernichtet wurde. Ein zerstörtes Tor, Brandspuren und fünf Lanzenspitzen, der bisher umfangreichste Waffenfund in Ostwestfalen, deuten darauf hin.

Bei Routinearbeiten entdeckten die LWL-Bodendenkmalpfleger aus Bielefeld die Kampfspuren durch Zufall. In einem kleinen Grabungsschnitt erfaßten sie ein aus Holz und Erde errichtetes Tor, dessen Stützpfosten bis zu 1,7 Meter tief im felsigen Untergrund verankert waren. "Lanzentragende Angreifer haben offen-sichtlich im 3. oder 2. Jahrhundert vor Christus das Tor gestürmt und in Brand gesetzt. Die umstürzenden Trümmer des Tores begruben fünf der Schleudergeschosse unter sich" interpretiert Dr. Werner Best, der zuständige Wissenschaftler, den Befund.

Das etwa vier Meter breite Tor, dessen hölzerne Flügel an einer Bruchsteinschwelle an-schlugen, hatte Einlaß in die Burg gegeben. Die umgebende Mauer war ebenfalls aus Holzstämmen und Erde konstruiert worden. Ihr Aussehen muß dem von Julius Caesar in seinem Bericht über seine gallischen Kriege beschriebenen "Murus Gallicus" sehr ähnlich gewesen sein. Zusätzlich war sie auf der Außenseite mit einem schützenden Trocken-mauerwerk versehen. Damit nicht genug, hatte man als weiteres Annäherungshindernis einen Graben in den Fels gehauen.

"Das Tor der eisenzeitlichen Burg von Gelling-hausen ist das erste, das wir in Ostwestfalen systematisch untersuchen konnten und deshalb ein wichtiges, neues Forschungsergebnis für die Burgenforschung in Westfalen" resümiert Dr. Daniel Bérenger, Leiter der archäologischen Denkmalpflege des LWL in Ostwestfalen-Lippe.

Es gibt nur wenige schriftliche Nachrichten zur Hünenburg. Um so wichtiger sind die Unter-suchungen von Heimatforschern und Archäologen, die sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert immer wieder mit den eindrucksvollen Befesti-gungen beschäftigt haben. Mit ihren mächtigen, mehr als 5 Meter hoch erhaltenen Wällen gehört sie zu den besterhaltenen Wallanlagen in Nordrhein-Westfalen. Das heutige Erscheinungsbild wird durch die mittelalterliche Nutzung geprägt. Zur Zeit Karls des Großen oder später errichteten unbekannte Machthaber eine weitaus größere Anlage an derselben Stelle, möglicherweise zur Sicherung der fränkischen Herrschaft nach den Sachsenkriegen. Diese Befestigungen wurden stetig ausgebaut, im 14. Jahrhundert wird sie in einer Urkunde als Lehngut des Klosters Abdinghof in Paderborn erwähnt.

Das Arbeitsamt Paderborn unterstützt die archäologischen Forschungen durch die Förderung einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, in der insgesamt zehn Arbeitnehmer als Grabungshelfer tätig sind. Träger der Maßnahme ist der Stadtverband Delbrück für Heimatpflege und internationale Beziehungen e. V. (Stadt Delbrück), mit dem die Außenstelle Bielefeld seit Mitte der 1990er Jahre eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit pflegt.

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