Mitteilung vom 25.07.01
Presse-Infos | Der LWL
Schön und schaurig, fantasievoll und fatal, niedlich und niederträchtig
LWL präsentiert Wanderausstellung "Magie Märchen Mutation" in Werl
Werl (lwl). In die Welt der Misch- und Fabelwesen entführt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Besucher seiner Wanderausstellung "Magie Märchen Mutation". In der Zeit vom 27. Juli bis 23. September ist die Ausstellung im Museum Forum der Völker - Völkerkundemuseum der Franziskaner in Werl zu sehen.
Mit rund 100 Ausstellungsstücken deckt die Ausstellung das weite Feld ab zwischen Dagobert Duck und Lurchi, dem für Schuhe werbenden Salamander; zwischen dem verwunschenen Frosch und Meermönchen; zwischen dem schrecklichen "Forschungsansatz" der NS-Ras-
senhygiene und den gemeinsamen Wegen, die die
moderne Chirurgie und die Tierzucht bei Organtransplantationen eingeschlagen haben. Dabei beleuchtet die Ausstellung auch wissenschaftliche Zusammenhänge, in denen während der letzten 500 Jahre Tier-Mensch-Wesen standen.
Gleich am Anfang der Ausstellung können die Besucher in einem Hörspiel Ohrenzeugen werden, wie Juristen des 16. Jahrhunderts versuchen zu beweisen, dass ein zum Werwolf gewordener Mann große Schäden angerichtet hat. Doch nicht nur vor Gericht waren die sagenhaften Mischwesen im 16./17. Jahrhundert ein ernstgenommenes Thema: Die Ausstellung zeigt zoologische Bücher, die unter der Kategorie Wale auch Meermenschen einordnen. Spannend ist das handgeschriebene Ta-gebuch eines Exorzisten aus dem Jahr 1650. Der katholische Geisteraustreiber berichtet, wie ihm ein Dämon erzählt, dass er zuvor in einem westfälischem Gefängnis einen Werwolf erwürgt hat.
Noch vor Darwins "Entstehung der Arten" trieben die Wissen- schaften seltsame bis schreckliche Blüten: 1799 wurde aus einer Missgeburt mit verformten Schädel ein makabres Ausstellungs-stück. Darwins Evolutionstheorie veränderte die Stellung des Menschen im Gefüge der Natur; die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Affe führten zur Erkenntnis, dass es individuelle Zwischen-stufen zwischen "ganz Affe" und "voll ent-wickelter Mensch" geben müsse. So galten ¿ eines der vielen Missverständnisse im Gefolge dieser richtigen Erkenntnis ¿ ungeborene Kinder als Mischwesen. Dabei bildeten sie angeblich die gesamte Palette der Tier-Mensch-Entstehung in ihrer Entwicklung ab: "Einen Embryo hielt man für eine Kaulquappe, die sich langsam zu menschlichen Vorstufen entwickelte und erst bei der Geburt ein `richtiger' Mensch war", erklärt Dr. Markus Walz vom LWL-Museumsamt.
Im 19. Jahrhundert studierten Wissenschaftler
"Rasseschädel" ¿ die Ausstellung zeigt vier menschliche Schädel mit unterschiedlich hoher Stirn. War die Stirn nicht hoch genug, wurden die Menschen als Vorstufen des Menschen oder als Untermenschen eingestuft. Die Folge: Die Bevölkerung begaffte um die Jahrhundertwende Eingeborene anderer Erdteile im Zoo und Zirkus gleichzeitig neben Tieren. Am Ende dieser Entwicklung stand die völlige Pervertierung des Menschenbildes durch die NS-Ideologie.
Heute jagen die Mischwesen den Menschen kaum noch Angst ein ¿ höchstens wenn Graf Dracula oder Steven Kings Fantasie-Geschöpfe dem Zuschauer oder Leser gruselige Schauer über den Rücken jagen. Ansonsten tauchen die Tier-Mensch-Wesen in alten Märchen, modernen Comics und vor allem in der Werbung auf. Dafür bietet die Ausstellung etliche Beispiele: Zahlreiche Figuren, Bücher, eine Disneybox und ein Papiertheater veranschaulichen den Besuchern viele Formen der Mischwesen, die in Märchen auch wichtige Erziehungshilfe geleistet haben.
Zur Ausstellung "Magie Märchen Mutation" ist ein gleichnamiges illustriertes Begleitbuch erschie-nen (132 Seiten, 60 sw-Abbildungen, 18 DM inkl. 3 Mark Porto per Verrechnungsscheck oder Voraus-rechnung) Bezugsadresse: Westfälisches Museums-amt, Schwelingstraße 5, 48145 Münster oder per eMail unter wma.info@lwl.org.
"Magie Märchen Mutation" - Eine Ausstellung des LWL-Museumsamtes;
Museum Forum der Völker - Völkerkundemuseum der Franziskaner,
Melsterstraße 15, Werl
27.Juli bis 23. September 2001
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr
samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr
Weitere Stationen:
Stadtmuseum Hattingen: 27.09. bis 25.11. 2001
Museen im Marstall - Naturkundemuseum,
Paderborn-Schloß Neuhaus
30.11 bis 27.01. 2002
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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