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Mitteilung vom 10.05.01
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"Die Last der Erinnerung": Holocaust-Überlebender Helmuth Noach erzählt seine Geschichte - Erstes gr
"Lieber Herr Noach, Ihr Vortrag hat mich sehr mitgenommen. Er hat mir einen viel tieferen Eindruck von der Grausamkeit des Holocaust verschafft, als ich ihn jemals aus Büchern erlangen werde." Mit diesen Zitat aus einem Brief einer jungen Schülerin an Helmuth Noach beginnt der Video-Film "Die Last der Erinnerung", die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) heute (10.05.) in Münster vorstellte. In dem Video-Porträt erzählt Helmuth Noach seine Geschichte, eine traurige Geschichte eines Überlebenden des Holocaust.
1933 floh Ernestine Noach mit ihren sechs Kindern vor der Nazi-Gewalt aus dem Rheinland nach Amsterdam. Hier schien alles gut zu werden. Doch der braune Terror holte die jüdische Familie wieder ein: Die Mutter und vier Geschwister wurden deportiert und ermordet. Nur Helmuth und dem zwei Jahre älteren Walter gelang es, mit Hilfe des holländischen Widerstands zu flüchten und ein Versteck zu finden. Zweieinhalb Jahre saßen sie eingesperrt in einem winzigen Zimmer auf einem Bauernhof in Gelderland. Im Mai 1945 kam endlich für sie die Befreiung. Im Jahr darauf starb auch Walter ¿ an den Folgen der Unterernährung im Versteck. Nur Helmuth hat überlebt.
Helmuth Noach erzählt das grausame Kapitel der Geschichte aus seiner persönlichen Perspektive: Den Einmarsch der deutschen Truppen in Amsterdam fand er als Junge noch "toll", doch kurz darauf konnte er nicht begreifen, warum "ich als Jude nicht mehr ins Hallenbad durfte". Eindrucksvoll zeigt der Film, wie Noach Schülern von der Angst erzählt, die er hatte als er zum ersten Mal den gelben "Judenstern" tragen musste. Besonders die 872 Tage im winzigen Versteck, in dem ein Eimer als Toilette diente, kann er nicht vergessen: "Es stank, aber das merkten wir nicht mehr. Wir hatten nur noch Angst. Wir atmeten, aber wir lebten eigentlich nicht mehr", erzählt Noach. Noch heute fragt er sich, warum er überlebte und sein Bruder nicht.
Zunächst als Soldat, später als Sicherheitsberater verdrängte Noach nach dem Krieg die Erinnerung. Doch als er in den Ruhestand trat, holte sie ihn wieder ein. Seit 1993 erzählt er Schülern seine Geschichte. Zuerst in den Niederlanden, heute meist in Westfalen. "Dabei spreche ich mir mein Leid von der Seele, ich habe es aber immer noch nicht verarbeitet", so Noach.
"Im Lebensweg von Helmuth Noach ist die deutsche und niederländische Geschichte eng miteinander verklammert. Wir haben erstmals ein grenzüberschreitendes Medienprojekt gewagt, um die Ermordeten von der Anonymität des Vergessens zu befreien. So erhebt Helmuth Noach auch künftig seine Stimme und hält die Erinnerung an Leid und Trauer, Rassenwahn und Antisemitismus wach", so Filmautor Dr. Volker Jakob von der LWL-Landesbildstelle.
Den Videofilm "Die Last der Erinnerung" gibt es in einer niederländischen und einer deutsch synchronisierten Fassung. Er hat eine Spieldauer von 30 Minuten und kann für 19,80 Mark zuzüglich fünf Mark für Porto und Verpackung bei der LWL-Landesbildstelle bestellt werden unter Telefon
(02 51) 5 91-39 01.
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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