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Mitteilung vom 08.05.01
Presse-Infos | Der LWL
"Anwalt der Demkmäler"
Die Diskussion um die Denkmalpflege ist in den letzten Monaten nach Ansicht von Prof. Dr. Karl Teppe, Kulturdezernent beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), zu einseitig geführt worden: "Die Denkmalbehörden gehören nicht zu den hartnäckigsten Verfechtern einer alten, längst überholten Verwaltung, die über das Eigentum anderer bestimmen will. Diesem Zerrbild wollen wir ein realitätnahes Bild entgegensetzen. Nur in einem Prozent der Fälle kommt es zum Streitfall, in dem der Minister entscheiden muss."
Diese Bilanz zog Teppe beim Forum "Kultur im Dialog" am Dienstag (09.05.) in Dortmund. Bei diesem Kongress nahmen 200 Denkmalpfleger und Vertreter der Kommunen eine Standortbestimmung nach 20 Jahren NRW-Denkmalschutzgesetz vor. "Das Westfälische Amt für Denkmalpflege und das Amt für Bodendenkmalpflege haben zwar keine Entscheidungsbefugnis. Dennoch nehmen sie eine zentrale Rolle ein, indem sie Eigentümer und Kommunen als Dienstleister beraten und unterstützen. Gerade diese Rolle als Anwalt der Objekte ohne private und politische Interessen ist für Denkmäler wichtig, die nicht so eine große Lobby haben wie etwa der Kölner Dom oder das Rathaus in Münster", sagte Teppe.
Dass der Erhalt von Denkmälern wichtig ist, die auf den ersten Blick nicht so schön sind wie Kirchen, Schlösser und Herrenhäuser, betonte auch Prof. Dr. Janbernd Oebbecke vom kommunalwissenschaftlichen Institut der Universität Münster: "Denkmäler sind Datenspeicher, Denkmalschutz ist Informationsschutz." Anders als eine CD sei ein Denkmal eben potentiell unerschöpflich.
Ein konkretes Beispiel dafür bot der Veranstaltungsort des Kongresses: die Zeche Zollern II/IV in Dortmund. Heute nutzt der LWL die "Kathedrale der Arbeit", wie sie wegen ihres Jugendstilportals genannt wird, als einen von acht Standorten des Westfälischen Industriemuseums. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn die LWL-Denkmalpfleger 1969 den bereits beschlossenen Abriss der Zeche nicht verhindert hätten. Die Maschinenhalle wurde als erstes deutsches Industriebauwerk unter Denkmalschutz gestellt und wurde so zum Pionier der Industriedenkmalpflege.
In seinem umstrittenen Gutachten hatte der Berliner Stadtplaner Dieter Hoffmann-Axthelm gefordert als Maß für den Denkmalwert nur die Schönheit anzulegen. Dem stellte Prof. Eberhard Grunsky, Leiter des LWL-Amtes für Denkmalpflege, den gesetzlich verankerten Denkmalbegriff gegenüber: "Ein Objekt wird nicht wegen seiner Größe, seines Aussehens oder seines Materials zum Denkmal, sondern nur wenn es etwas Vergangenes bezeugt." So beziehe sich der Schutz nicht nur auf wenige "Sonntagsdenkmäler" sondern auch auf die Zeugnisse der Alltagskultur.
"In der Bodendenkmalpflege haben wir es mit unnahbaren `Schönen' zu tun, die allerdings mit Schleiern verhängt sind. Um ihre Gestalt zu Tage zu fördern, müssen wir wie Ärzte Instrumente der Diagnostik anwenden", erklärte LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg. Wichtig sei, dass auch die Archäologie jede Gesellschaftsschicht und jedes Zeitalter bis zur jüngsten Vergangenheit im Blick hat, um so Landesgeschichte immer wieder neu zu schreiben, so Isenberg weiter.
Zur Sache
In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 80.000 eingetragene Denkmäler, darunter 75.000 Bau- und 5.000 Bodendenkmäler. Auf Westfalen-Lippe entfallen insgesamt rund 30.000 Denkmäler (27.000 Bau- und 2.500 Bodendenkmäler). Auf Dauer ist landesweit höchstens mit der Eintragung von 90.000 Denkmälern zu rechnen. Das sind nur 2,5 Prozent aller Gebäude in Nordrhein-Westfalen.
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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