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Mitteilung vom 04.05.01

Presse-Infos | Der LWL

Blau, grün und gelb: Gernheimer Fabrikanten wohnten farbenfroh

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Der Finanzausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat am Freitag (4.5.) in Münster beschlossen, das Herrenhaus in seinem Westfälischen Industriemuseum Glashütte Gernheim für insgesamt 4,7 Millionen Mark zu restaurieren. 90 Prozent der Kosten soll das Land tragen.

Die Gernheimer Fabrikanten des 19. Jahrhunderts mochten
Farben und blumige Muster: Dunkelgrüne Ranken auf hell-
grüner Tapete im Salon, Wohnräume in blau mit rot abgesetz-
tem Sockel, Borden mit Ornamenten in Orange oder
Türkis, aufgemalte griechische Säulen als Schmuck der Ofennischen und kräftiges Gelb für den Gartensaal. Bis zu 15 Schichten Tapeten und Anstriche haben Fachleute des Zentrums für Denkmalpflege Schloss Raesfeld in einigen Räumen des sogenannten Gernheimer Herrenhauses freigelegt.

Das Gebäude aus dem Jahr 1812 gehört zum Westfälischen Industriemuseum Glashütte Gernheim in Petershagen bei Minden. In einer fünfbändigen Dokumentation zeigen die Denkmalpfleger die

Bandbreite der Wandgestaltung aus zwei Jahrhunderten - von den ältesten Leimdrucktapeten
der Unternehmerfamilie Schrader bis hin zur obligatorischen Rauhfaser, die die letzten Mieter Ende der 1980er-Jahre an die Wände klebten. Die Bände aus Raesfeld zeigen auch, wie Maler mit aufwendiger Wischtechnik, Schablonen und Musterwalzen im 19. Jahrhundert für gehobenes Wohnambiente sorgten.

Der LWL als Träger des Museums hatte 1999 umfangreiche Untersuchungen zur Wandgestaltung, zur historischen Bausubstanz sowie zum Zustand von Balken und Decken als Grundlage für die geplante Restaurierung des Fabrikantenhauses in Auftrag gegeben. Das Westfälische Industriemuseum will die Räume jetzt teilweise rekonstruieren und dort frühindustrielle Unternehmer- und Unternehmenskultur lebendig werden lassen. ¿Wir hoffen, noch in diesem Sommer mit den Arbeiten beginnen zu können", erklärt Museumsleiter Michael Funk.

Das Gernheimer Fabrikantenwohnhaus hatte nach der historischen Bauuntersuchung von Professor Hans-Joachim Wehrmeister ursprünglich 40 Zimmer auf zwei Etagen. Dazu gehörten neben den Wohnräumen der Familie Schrader und des Hauspersonals auch Geschäftsräume wie Kontor und Lohnbüro. Während das WIM zur Veranschaulichung dieser Themen auf Mobiliar und Akten anderer Glasfabriken zurückgreifen muss, gibt es für die Ausstattung des ehemaligen "Musterraumes" mit Gernheimer Glas seit neuestem etliche Originale. Museumsleiter Funk: "In der Kloake des Fabrikantenwohnhauses haben wir viel Glas gefunden. Das verspricht weitere Aufschlüsse über die Gernheimer Produktion."
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Herrenhaus häufig umgebaut, zuletzt waren die Räume an mehrere Parteien vermietet. "An vielen Stellen lässt sich der ursprüngliche Zustand
nur schwer ermitteln", erläutert Professor Wehrmeister. In einem eigenen Ausstellungs-bereich will das Westfälische Industriemuseum künftig Teile der umfangreichen Dokumen-tationen zu den Gernheimer Baumaßnahmen vorstellen und dabei den Besuchern die Probleme und die Bedeutung der technischen Denkmalpflege am konkreten Beispiel vor Augen führen.

Drittes Ausstellungsthema im Fabrikantenwohnhaus soll der Fabrikort Gernheim selbst sein, und zwar in seinen Beziehungen zur Weserregion, zu Westfalen und zu Europa. "Die Spannbreite reicht dabei von der Geschichte des heutigen Stadtteils Ovenstädt, über Glasherstellung in Nordrhein-Westfalen bis hin zu Glashüttentürmen in Europa", erläutert Michael Funk.

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Pressekontakt:
Christiane Spänhoff Telefon (02 31) 69 61 - 127 V:INFOEINMEL1050403.MEL
presse@lwl.org




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