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Mitteilung vom 02.05.01

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"Fachpolitisch Flagge zeigen": 200 Fachleute diskutieren über die Zukunft der Kinder- und Jugendhilf

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Der Wechsel an der Spitze des Landesjugendamtes des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zum 1. Mai 2001 war der Anlass für 200 Jugendhilfeexperten aus Nordrhein-Westfalen, sich über die Eckpunkte moderner Kinder- und Jugendpolitik zu diskutieren. Interessanteste Forderung dabei: In der Jugendhilfe solle eine Verbraucherberatung eingerichtet werden, die Kinder, Jugendliche und Eltern, die soziale Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen, im Stile der "Stiftung Warentest" berät.

¿Wir wollten nicht nur feiern, sondern auch fachpolitisch Flagge zeigen" freute sich Hans Meyer, der neue Chef im LWL-Landesjugendamt an seinem ersten Arbeitstag in Münster am Mittwoch (02.05). Seine Begrüßung und die Verabschiedung von Prof. Dr. Wolfgang Gernert als Jugend- und Schuldezernent beim LWL prägte die Veranstaltung im Erbdrostenhof.

Jugenddezernenten der Kreise und Städte, Vertretern des LWL-Landesjugendhilfeausschuss, des NRW-Jugendministerium, kommunaler Spitzenverbände, der freien Wohlfahrtspflege, des Landesjugendrings NRW und der Landesjugendämter. Prof. Dr. Karin Böllert, Mitglied der Expertenkommission zum 11. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung machte
Druck: ¿Die Alterung und der Bevölkerungsrückgang in der bundesrepublikanischen Gesellschaft werden in der aktuellen Debatte überwiegend in den Konsequenzen für die ältere Generation diskutiert. Kinder und Jugendliche werden auf die Rolle zukünftiger Rentenzahler reduziert und viel zu selten gibt es Überlegungen, was es für die junge Generation bedeutet in einer ¿alten" Gesellschaft aufzuwachsen. Die Arbeitsgesellschaft hat sich verändert, Familienstrukturen sind im Wandel und die Konsum- und Mediengesellschaft bietet weniger Orientierung als es früher noch klassische Milieus wie Kirchen, Parteien, Verbände und Vereine leisten konnten. Kurz um: Jugendpolitik bekommt mehr und schwierigere Aufgaben."

Kinder- und Jugendhilfe müsse "Lebenslagenpolitik" sein und die Interessen von Kindern und Jugendlichen öffentlich vertreten. Ursachen von Ausgrenzung und sozialer Ungleichheit erkennen und bearbeiten, so laute nach Auffassung Böllerts die Aufgabe. Krisenbewältigung im Einzelfall sei wichtig, aber Lebenslagenpolitik sei noch mehr. Voraussetzung sei eine soziale Infrastruktur für Mädchen und Jungen, Väter und Mütter, die weit über das heutige Dienstleistungsangebot hinausgehe. Ein flächendeckendes Netz von Kinderbetreuungsmöglichkeiten für 0- bis 12jährige nannte Böllert ebenso wie Unterstützungsangebote für Familien. Deutlichen Entwicklungsbedarf sehe sie darüber hinaus bei den Mitwirkungschancen junger Menschen in Jugendhilfe und Jugendpolitik. ¿Jugendliche nur als diskutierfreudiges Anhängsel, als Ausweis jugendfreundlicher Politik zu begreifen, schreckt junge Menschen eher ab. Demokratische Teilhabe an konkreten Entscheidungen ist hier der Seismograph für den demokratischen Zustand unserer Gesellschaft."

Derzeit, so Böllert weiter, geben die Kommunen von 100 Mark ca. 9,40 Mark für die Kinder- und Jugendhilfe aus. Bei Bund und Land entfallen 7 Mark auf 100 Mark im öffentlichen Sozialbudget insgesamt. Finanzknappheit dürfe nicht zu einer ¿billigeren" Jugendhilfe führen. Gleichwohl in Zeiten knapper Kassen muss es auch in der Jugendhilfe um bedarfsgerechte kommunale Planungen und einen fachlich regulierten Wettbewerb zwischen den Leistungsanbietern gehen. Die kommunalen Kinder- und Jugendhilfeausschüsse sind gefordert, die Qualität festzulegen und die Leistungsvergabe an Kosten-Nutzen-Aspekte zu knüpfen.

Als Aufgabe des Landesjugendamtes nannte Böllert die Trägerberatung, die Qualitätsentwicklung, die Sozialberichterstattung und das Controlling. Notwendig sei eine ¿Verbraucherberatung" in der Jugendhilfe, eine Art ¿Stiftung Warentest" für Kinder, Jugendliche und Eltern, die soziale Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen.

Seit 1989 leitete Prof. Dr. Wolfgang Gernert das LWL-Landesjugendamt. "In dieser Zeit trieb in stets eine Sorge um: Dass die Belange der Kinder und Jugendlichen im vielstimmigen Chor der Sparer und Rationalisierer, der Strukturreformer und Haushaltssanierer untergehen könnten", lobte LWL-Direktor Wolfgang Schäfer den scheidenden Chef des Landesjugendamtes. Wie er, hob auch Maria Seifert, Vorsitzendes des LWL-Landesjugendhilfeausschusses, dass Gernert die Jugendhilfe fachlich weiterentwickelt habe und sie dabei gleichzeitig an den kommunalen Interessen und den finanziellen Handlungsspielräumen ausgerichtet habe. Das seien auch ihre Ansprüche an Hans Meyer.
Sie sei sich sicher, dass er die Voraussetzungen mitbringe, um diese Anforderungen mit eigenen Schwerpunkten zu erfüllen.

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