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Mitteilung vom 16.02.23

Presse-Infos | Jugend und Schule

Arbeit der Stiftung Anerkennung und Hilfe in Münster beendet

Anlauf- und Beratungsstelle des LWL-Landesjugendamtes zieht nach sechs Jahren positive Bilanz

Bewertung:

Münster (lwl). Anfang 2017 öffnete die LWL- Anlauf- und Beratungsstelle im Auftrag des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums für die Stiftung Anerkennung und Hilfe ihre Türen. Planmäßig hat sie ihre Arbeit jetzt eingestellt. Sechs Jahre lang standen Menschen im Mittelpunkt, die als Kinder in Einrichtungen der stationären Behindertenhilfe und Psychiatrien Unrecht und schweres Leid wie beispielsweise Missbrauch und Misshandlungen erlitten haben.

In der LWL-Anlauf- und Beratungsstelle in Münster haben die Mitarbeitenden Betroffenen einen geschützten Raum für Gespräche über ihre Erlebnisse und Erfahrungen sowie die Auswirkungen auf das heutige Leben angeboten. Parallel hat die Stiftung zahlreiche Anerkennungszahlungen geleistet. Insgesamt haben sich über 3.200 Personen an die LWL- Anlaufstelle- und Beratungsstelle gewandt, von denen bis Ende 2022 über 2.700 Betroffene insgesamt 30,4 Millionen Euro Anerkennungszahlungen für erlittenes Unrecht aus der Stiftung erhielten. Dafür führten die Mitarbeitenden insgesamt fast 2.500 persönliche Gespräche, davon mehr als 1.700 im Rahmen von Hausbesuchen in ganz Westfalen-Lippe.

In den vergangenen sechs Jahren meldeten sich in den Anlaufstellen in Nordrhein-Westfalen in Münster und Köln insgesamt über 6.000 Personen, über 4.300 Anträge für die Stiftung wurden in den beiden Anlauf- und Beratungsstellen bearbeitet. Insgesamt wurden 46,9 Millionen Euro an Betroffene in Nordrhein-Westfalen ausgezahlt. "Der geschützte Raum für - häufig erstmalige - Gespräche über die damaligen Erlebnisse und Erfahrungen sowie deren Auswirkungen auf das heutige Leben war nach den Rückmeldungen der Betroffenen ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Arbeit der Mitarbeitenden in den Anlauf- und Beratungsstellen in Münster und Köln", sagte LWL-Jugenddezernentin Birgit Westers. "Die materiellen Leistungen der Stiftung standen dabei thematisch zunächst im Hintergrund."

Zu einem abschließenden Gespräch über die Arbeit trafen sich in Münster Christian Fritsch vom NRW-Sozialministerium, Matthias Lehmkuhl, Birgit Kühne und Tim Andreas-Werner von der LWL-Anlauf- und Beratungsstelle mit Thomas Frauendienst und seiner Lebensgefährtin Angelika Harms. Frauendienst war der erste Betroffene, den die Anlauf- und Beratungsstelle beraten hat.
Frauendienst hatte über die gesamten sechs Jahre Kontakt mit der Anlaufstelle und setzte sich vielerorts für die Belange der Betroffenen ein. Er steht auch nach Beendigung der Stiftung Anerkennung und Hilfe Betroffenen als Ansprechpartner zur Verfügung.

Frauendienst dankte den Mitarbeitenden in der LWL- Anlauf- und Beratungsstelle für die engagierte und professionelle Arbeit und betonte, wie sehr ihm diese bei der Verarbeitung seiner eigenen leidvollen Geschichte als Betroffener geholfen habe: "Ich habe viel Vertrauen erlebt. Die Ärzte haben mir geholfen, wieder mit meinen Füßen laufen zu können, die Beraterinnen und Berater der LWL-Anlauf- und Beratungsstelle hingegen haben mir zu meiner Würde zurück verholfen. Meine Seele läuft jetzt wieder aufrecht."

Hintergrund
Anfang 2017 haben Bund, Länder und Kirchen die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" gegründet. Ziel der Stiftung war es, Leid und Unrecht anzuerkennen, das betroffene Menschen als Kinder und Jugendliche in der Zeit von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland oder von 1949 bis 1990 in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erfahren haben. Die Landschaftsverbände waren in der fraglichen Zeit bedeutender Träger von Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und ab 1963 aufsichtsführende Stelle über Einrichtungen der Behindertenhilfe, in denen Minderjährige untergebracht waren. In Anerkennung ihrer Verantwortung haben sie sich an dem finanziellen Anteil des Landes NRW an der Stiftung beteiligt. Die Stiftung hat die Betroffenen dabei unterstützt, die heute noch vorhandenen Folgen des erlittenen Unrechts zu bewältigen oder zu vermindern. Zu diesem Zweck haben seit Anfang 2017 im ganzen Bundesgebiet Regionale Anlauf- und Beratungsstellen den Betroffenen vor Ort weitergeholfen. Für das Land NRW haben diese Aufgabe die Anlaufstellen beim LWL in Münster für Westfalen-Lippe und beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) in Köln für das Rheinland wahrgenommen.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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