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Mitteilung vom 27.03.24

Presse-Infos | Psychiatrie

Schutzengel auf dem LWL-Klinik-Kirchendach?

Extreme Sicherheitsvorkehrungen bei umfangreichen Sanierungsmaßnahmen

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Lengerich (lwl). Karfreitag (29.3.) findet in der LWL-Klinik Lengerich erstmals ein Gottesdienst am Lengericher Gedenkpfad statt, zu dem die katholische Kirchengemeinde Seeliger Niels Stensen einlädt. Um 15 Uhr treffen sich die Teilnehmer:innen an der Pforte mit Mandir Tix, dem gestaltenden Künstler des Gedenkpfades, und ein Team um Pfarrer Peter Kossen. Nach dem Gang über den Gedenkpfad und die Fortsetzung des Gottesdienstes am Rondell bei der Gedenktafel bzw. im Festsaal werden Kaffee und Gebäck gereicht.

Gottesdienste gehören schon immer zum Alltag der LWL-Klinik Lengerich: Wenn man den Lengericher Gedenkpfad geht und aus dem Wald kommt, sieht man das 160 Jahre alte Klinikportal mit den hohen Türmen. Dazwischen ein sehr hohes Fenster, das zu einer Kirche gehört.

Früher war die Klinikkirche Teil der sogenannten Anstaltsgemeinde. Dazu gehörten nicht nur Patient:innen sondern auch Mitarbeitende und ihre Familien. Die Geistlichen wurden von den Trägern der Klinik, also aus öffentlichen Geldern, finanziert. Mitarbeitende zahlten keine Kirchensteuer. In der Klinikkirche fanden Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen statt. Heute fällt auf, dass es keine Kirchenbänke mehr gibt. Der Altar mit Kreuz und Bibel, rechts daneben ein hölzernes Taufbecken, die Orgel auf der Empore machen deutlich, wo man ist. Seit über 20 Jahren wird die Kirche für regelmäßige Gottesdienste nicht mehr genutzt. Der evangelische Seelsorger Dr. Dirk Klute verweilt jedoch gelegentlich mit Patient:innen an diesem Ort zum Gebet oder zum Musizieren. Er erzählt, dass Patient:innen auch gerne allein hierherkommen, um die Ruhe zu erleben.

Statt Stille jetzt Baulärm: In den letzten elf Monaten fand in der Kirche niemand Ruhe, und sie war aus Sicherheitsgründen gesperrt. Denn als im Winter vor zwei Jahren starker Wind Schnee unter das Dach der Kirche wehte, führte das zu erheblichen Wasserschäden. Die Schieferdachplatten waren in die Jahre gekommen - fast 160 - und porös geworden. "Es war keine leichte Aufgabe, die Schneelast von der Dachkonstruktion herunterzuholen, weil sie nicht überall begehbar war", berichtet Walter Jedlitzki, stellvertretender Teamleiter Technischer Service in der LWL-Klinik Lengerich. Eine dauerhafte Lösung für eine Dachsanierung musste gefunden werden.

Zusätzliche Dringlichkeit entstand durch das Großprojekt Klinikneubau. In diesem Zusammenhang wurde im selben Jahr das Haus 30 im historischen Gebäudeensemble abgerissen. Bei Begehungen zuvor fand man eine hohe Population von Zwerg- und Breitflügel-Fledermäusen im Dachfirst. "Kompensationsmaßnahmen mussten die Beeinträchtigungen für die Fledermäuse ausgleichen", berichtet Jedlitzki, und so stand ein neues Fledermausquartier ebenfalls im Sanierungsplan.

Die Bauarbeiten am Kirchendach waren technisch eine große Herausforderung - spannend, ziemlich gefährlich sogar, und sie endeten glücklicherweise ohne menschlichen Schaden. Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, Geschirr, Gurte und Fangnetze schützten das Team des Dachdecker- und Zimmereiunternehmens Köchling aus Lengerich vor einem möglichen Absturz aus 14 Metern Höhe.

Damit zukünftig der Boden oberhalb der Kirche begehbar ist, wurden neue Holzbalken eingezogen. Dafür musste das Dach an einigen Stellen vorübergehend geöffnet werden. Durch diese Luken hat das Köchling-Team nicht nur die schweren, langen Balken unter besonderen Vorkehrungen bewegt, sondern auch die Kirchenglocken. Denn ihre Haltekonstruktion wies so starke Korrosionsschäden auf, dass sie demontiert werden mussten. Die inzwischen aufgearbeiteten Glocken werden mit Eröffnung des Neubaus 2025 im Foyer des historischen Klinikgebäudes ausgestellt. "Auf den Glocken ist das Jahr 1964 eingeprägt", erzählt Jedlitzki. Die ursprünglichen Glocken seien im Zweiten Weltkrieg für Munition eingeschmolzen worden, so die Überlieferung.

Dort, wo früher die Glocken hingen, wurden als Kompensationsmaßnahme spezielle Nistkästen für Turmfalken eingerichtet. "Wir mussten sehr viel erneuern: Die Holzlattung, Schieferplatten aus dem Sauerland, den ganzen Kirchendachboden, die Elektrik inklusive analoge Blitzschutzanlage und einer Dachbodendämmung nach der Energieeinsparverordnung. Der Kirchendachstuhl wird nach der umfangreichen Sanierung wieder viele Jahrzehnte gut überdauern", ist Jedlitzki sicher. Jetzt ist die Kirche auch wieder montags bis freitags geöffnet.



Pressekontakt:
Jutta Westerkamp, LWL-Klinik Lengerich, Tel.: 05971 91279-405, E-Mail: jutta.westerkamp@lwl.org
presse@lwl.org



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