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Mitteilung vom 12.01.23

Presse-Infos | Psychiatrie

"Psychiatrie im Strafvollzug kommt im Medizinstudium zu kurz"

Experte der LWL-Klinik Hemer über "Das Böse in mir" - Täter mit Persönlichkeitsstörungen

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Hemer/Hamburg (lwl). Die psychiatrische Versorgung im Strafvollzug kommt in Deutschland zu kurz, so Dr. Patrick Debbelt, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Hemer/Hans-Prinzhorn-Klinik. Es gebe zu wenige Haftanstalten mit einem therapeutischen Angebot. Am Campus Hamburg der Universitätsmedizin Neumarkt (UMCH) referierte er zum Thema "Das Böse in mir" - Täterprofile mit Persönlichkeitsstörungen.

Laut Debbelt kämen das Thema Psychiatrie und auch die Forensische Psychiatrie im Medizinstudium deutlich zu kurz. Es sei aber wichtig, bereits bei Studierenden frühzeitig Interesse für die forensische Psychiatrie zu wecken.

Debbelt erläuterte, dass jeder Mensch "böse Züge" in sich trage. Aber man könne diesen von Geburt an mit dem Aufbau menschlicher Bindungen und dem Erlernen von Empathie etwas entgegensetzen. Auch "brave" Menschen könnten im bestimmten Situationen böse Taten verrichten, zum Beispiel durch das Befolgen autoritärer Anweisungen oder durch die Anbindung an aggressive Gruppen.
Das Positive sei, so der Experte, dass durch den Wiederaufbau von "Bindungsempathie das Böse zurückgedrängt" werden könne.

Daher sei es enorm wichtig, dass Täter nicht einfach "weggesteckt" würden, sondern auch in der Haft Ursachendiagnose für ihr Verhalten sowie entsprechende Therapien angeboten würden. Aber ebenso sei es wichtig, zu erkennen, "wo Therapien nicht greifen, Täter keine Therapiebereitschaft haben und die Gefährlichkeit von Tätern neu bewertet werden muss". Leider habe es hier immer wieder verheerende Fehleinschätzungen gegeben.

Es sei daher äußerst wichtig, bereits im Medizinstudium stärker das Augenmerk auf die Möglichkeiten der forensischen Psychotherapie zu legen.

In NRW gebe es das Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg, so Debbelt, wo auch die LWL-Klinik Hemer zwei Station betreibt. Landesweit würden mindestens 180 Betten für psychisch kranke Straftäter benötigt. Es gebe aber erst 50. Bundesweit sei die Situation noch viel defizitärer.

Dr. Patrick Debbelt hält regelmäßig Vorträge am UMCH. Die LWL-Klinik ist Lehrkrankenhaus der Universität und finanziert zwei jungen Frauen bereits im Rahmen eines Stipendiums das Studium. Ein dritter Stipendiat/eine Stipendiatin wird gerade gesucht.



Pressekontakt:
Angelika Herstell, LWL-Klinik Dortmund, Telefon: 0231 4503-3855 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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