LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 09.06.22

Presse-Infos | Psychiatrie

"Wo sich Himmel und Erde berühren"

LWL-Kirche feiert 150-jähriges Weihejubiläum

Bewertung:

LWL-Einrichtungen Marsberg: Eine der wenigen Simultankirchen für mehrere Glaubensgemeinschaften im Erzbistum Paderborn / Einführung von Björn Kölber als neuer katholischer Klinikseelsorger

Marsberg (lwl)
. Mit einem Festgottesdienst haben die Einrichtungen Marsberg des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das Weihejubiläum ihrer Kirche "St. Dionysius und St. Johannes von Gott" begangen und zugleich den neuen katholischen Diakon und Klinikseelsorger Björn Kölber offiziell willkommen geheißen.

Propst Meinolf Kemper sagte: "In 150 Jahren fanden in der Kirche unzählige Gottesbegegnungen statt. Es wurde gemeinsam gebetet, gebangt, gehofft und gelacht. Mögen die Menschen auch in Zukunft hier Kraft und Segen empfangen." Dechant Richard Steilmann führte den Gedanken weiter: "Die Kirche hier auf dem Klinik-Gelände ist ein Ort, wo sich Himmel und Erde berühren. Ein Ort mit Atmosphäre. Seit drei Monaten ist Björn Kölber im Amt, der eine große Begeisterung ausstrahlt." Im festlichen Gottesdienst wirkten Mitarbeitende aus den LWL-Einrichtungen als Ministranten mit, die diesen Dienst schon seit Jahrzehnten in der Kirche verrichten. Auch Mädchen und Jungen aus Niedermarsberg und Meerhof waren als Messdiener gekommen.

Die Zahl drei spielt auch in der Geschichte der Kirche eine große Rolle. Drei kuriose Karrieren: Vom Klosterabt zum Direktor einer "Kranken- und Irrenanstalt", vom Koch zum Pfleger und vom Mönch zum ersten Patienten. Was war geschehen? Um 1748 schenkt Adam Heinrich Todt, der durch den Kupferbergbau reich geworden ist, den Kapuzinern Land für einen Klosterbau in Marsberg. Doch bereits 1812 erfolgt die Aufhebung des Kapuzinerklosters, und der Umbau zu einer Heilanstalt beginnt. Die drei Mönche starten ihr zweite Karriere.

Ab 1816 übernimmt der preußische Staat mit weltlichem Personal die Betriebsführung der Heilanstalt. Küster Gerd Rosenkranz erzählt die Geschichte weiter: "Die damals so genannten 'Wärterinnen und Wärter' begannen mit einem Knochenjob. Denn noch gab es keine Wasserleitungen. Sie holten das Wasser in Eimern aus der Glinde, dem Diemelzufluss, der unmittelbar neben den Kliniken vorbeifließt." 1871 übernehmen Vinzentinerinnen aus Paderborn die Pflege der Patient:innen. Neue, für damalige Verhältnisse revolutionäre Behandlungs-formen sorgen für großen Zulauf. Gerd Rosenkranz: "Zu Spitzenzeiten lebten hier um die 140 Schwestern."

Am 28. Mai 1872 wird die Klinikkirche durch den Weihbischof des Erzbistums Paderborn feierlich eingeweiht und unter das Patronat des hl. Dionysius und des hl. Johannes von Gott gestellt, da Steine aus der abgerissenen Marsberger Dionysiuskirche beim Bau Verwendung fanden. Johannes von Gott ist der Schutzpatron der Kranken und Krankenhäuser, der Grün-der des Pflegeordens der Barmherzigen Brüder, der schon im 16. Jahrhundert mit modernen Pflegemethoden Maßstäbe in der Betreuung psychisch kranker Menschen setzte.

Hinter der Kirchentür zaubern farbige Glasfenster fallende Sonnenstrahlen ein mystisch-buntes Spiel von Licht und Schatten auf den Boden. Früher waren die Wände dunkel, heute sind sie weiß gestrichen. Ein Kreuzweg unbekannter Herkunft zeigt ausdrucksstarke Bilder. Die Machart lässt eine Arbeit aus den Werkstätten der Einrichtungen vermuten. "Die Kirche ist nicht nur Wegbegleiterin von Patientinnen und Patienten, Nutzerinnen und Nutzern, sondern auch von ganzen Generationen von Marsberger Familien, die in den Einrichtungen arbeiten", so Rosenkranz.

Heute sind die LWL-Einrichtungen am Standort Marsberg ein modernes psychiatrisch-psychotherapeutisches Behandlungszentrum für Menschen mit psychischen Störungen und für Suchtkranke aller Altersgruppen. Die Kirche als geschützter Raum der Begegnung ist nach wie vor von zentraler Bedeutung. Die Besucher:innen beten nicht nur, sondern singen, spielen Akkordeon oder lesen. "Viele geistliche Angebote spielen sich inzwischen direkt auf den Stationen ab. Früher blieben die Menschen 50, 60 Jahre in den Einrichtungen, heute beträgt der Aufenthalt oft nur wenige Tage oder Wochen", sagt Rosenkranz. Als Simultankirche nutzen inzwischen zugleich evangelische und katholische Christen den Sakralbau. Seit einigen Jahren feiern auch russisch-orthodoxe Gläubige hier ihren Gottesdienst.



Info
Die Kirche ist täglich von 9 bis 18 Uhr für alle Interessierten geöffnet. Als besonderes Ange-bot können alle Besucher:innen in ein "Anliegenbuch" ihre Sorgen, Gedanken und Wünsche schreiben, die Diakon Björn Kölber und die evangelische Pfarrerin Antje Hirland im Gebet oder im Gottesdienst aufgreifen. Adresse: Weist 45, 34431 Marsberg.



Pressekontakt:
Julia Hollwedel, LWL-Klinikum Marsberg, Telefon 02992 601-1303, julia.hollwedel@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Klinikum Marsberg
Weist 45
34431 Marsberg
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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