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Mitteilung vom 09.06.21

Presse-Infos | Kultur

Ausstellung zu Kirchen und Klöstern im Nationalsozialismus

2024 im Kloster Dalheim: "Und vergib uns unsere Schuld?"

Bewertung:

Münster/Lichtenau (lwl). Für 2024 plant das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim (Kreis Paderborn) eine Ausstellung über das Verhältnis der Kirchen und Klöster zum Nationalsozialismus. Die Sonderausstellung "Und vergib uns unsere Schuld?" soll verschiedene Sichtweisen darstellen, hieß es am Mittwoch (9.6.) im Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster. Nach dem Kulturausschuss muss dem Plan für die 1,4 Millionen-Euro-Ausstellung der LWL-Landschaftsausschuss am 25.6. endgültig zustimmen.

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: "Waren die Kirchen willige Helferinnen des mörderischen Regimes oder sind sie dem mehr oder weniger mutigen Widerstand zuzurechnen? Wir fragen in der Ausstellung sowohl nach der Rolle der christlichen Konfessionen und ihrer Anhänger bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik als auch nach der Bedeutung des Christentums für Leitfiguren, die dem aktiven oder passiven Widerstand zugerechnet werden können. Zweifelsohne ist auch an christlich motivierte Menschen zu erinnern, die durch mutiges Eintreten Schwächere schützen wollten. Die Ausstellung möchte nicht belehren, vielmehr soll sie zur kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit anregen und Denkanstöße geben."

Auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche will das LWL-Landesmuseum, Stiftung Kloster Dalheim schwierige Fragen stellen und Antworten anbieten: Schuf Luthers Antijudaismus die Grundlagen des nationalsozialistischen Antisemitismus? Machte sich der Papst durch sein Schweigen mitschuldig an der Vernichtung des europäischen Judentums? Waren die Angehörigen des Widerstandes von christlichem Selbstverständnis getragen, oder begünstigten konfessionelle Traditionen und Haltungen das Entstehen der menschenverachtenden Ideologie?

Besondere Diskussionspunkte auf katholischer Seite sind die Hintergründe des Konkordats zwischen Deutschem Reich und Heiligem Stuhl, das Verhalten von Papst und Bischöfen im NS-Staat, aber auch die Verfolgung von Priestern und Ordensleuten durch den Staat und der zur Schließung von Einrichtungen führende "Klostersturm".

Auf evangelischer Seite werden vor allem die ideologische und organisatorische Nähe zum Regime, der Gegensatz zwischen sogenannten "Deutschen Christen" und "Bekennender Kirche" sowie die besondere nationale Rolle des deutschen Protestantismus seit der Reformation und vor allem auch seit der "verspäteten" Nationenbildung im 19. Jahrhundert diskutiert.

Auf ihr Christentum beriefen sich Angehörige des Widerstands oder Märtyrer wie Sophie Scholl, Alfred Delp, Edith Stein, und Dietrich Bonhoeffer allerdings ebenso wie Parteigänger des "Dritten Reichs", zum Beispiel der protestantische "Reichsbischof" Ludwig Müller oder "Hitlers Mann im Vatikan" (Johannes Sachslehner, Historiker), Bischof Alois Hudal.

Rüschoff-Parzinger: "Dem heutigen Wunsch nach moralischer Eindeutigkeit bleibt das Sprechen und Handeln der Menschen in den 1930er und 1940er Jahren häufig fremd: Pater Maximilian Kolbe etwa vertrat einerseits Ansichten, die als antijüdisch gelten müssen, andererseits bot er in seinem Kloster über 1.000 Juden eine Zuflucht."



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Alexandra Buterus, Stiftung Kloster Dalheim - LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Telefon 05292 9319-115
presse@lwl.org



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