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Mitteilung vom 22.11.19

Presse-Infos | Psychiatrie

Häusliche Gewalt: "Frauen suchen die Schuld fast immer bei sich selbst"

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Marsberg (lwl). Es geschieht im Wohn- oder Schlafzimmer, manchmal auf Familien- und Geburtstagsfeiern. Jede dritte Frau weltweit wird Opfer von Gewalt. Und das zu Hause - an einem Ort, der eigentlich Schutz und Geborgenheit bedeutet. Daran erinnert am Montag (25.11.) der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Susan Westphal, psychologische Psychotherapeutin in der Klinik Marsberg des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erklärt, wie es zu so einem Verhalten kommt und wo Gewaltopfer Hilfe bekommen können.

1. Häusliche Gewalt erfahren Frauen unabhängig von Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund. Warum ist das so?
Entscheidend sind die frühen Erfahrungen, die wir in unserem Leben sammeln. Wie wurde in der Familie mit Konflikten umgegangen? Wurden die Betroffenen erzogen, eigenständig handeln zu können? Wurde ihnen vermittelt, sich als Mensch wertvoll zu fühlen? Häufig liegen früh erlebte oder beobachtete körperliche oder psychische Gewalterfahrungen bei den Gewaltopfern zugrunde, wenn Frauen später in einer Beziehung Opfer eines gewalttätigen Partners werden.

2. Wie kommt es, dass Menschen sich bei häuslicher Gewalt meistens keine Unterstützung suchen?
Frauen, die Gewalt erleben, suchen die Schuld fast immer bei sich selbst. Sie glauben zum Beispiel, dass sie mit ihrem Verhalten den Partner provoziert haben oder ihn nicht glücklich machen können. Oft zeigen sie eher Verständnis für das gewalttätige Verhalten des Partners und entschuldigen es mit Stress, hoher Arbeitsbelastung und ähnlich brutalen Erfahrungen in dessen Kindheit. Sie sehen und betonen die guten Seiten des Partners, der ja nicht immer gewalttätig ist. Eine Versöhnung oder die Versprechen des Partners sich zu ändern verstärken den Wunsch, an der Beziehung festzuhalten und daran zu glauben, dass alles gut wird. Oft empfinden Frauen auch große Scham, wenn sie daran denken, sich Hilfe zu suchen. Sie befürchten, leider nicht ganz unrealistisch, dass ihnen vonseiten der Gesellschaft eine Mitschuld vorgeworfen wird. Oft werden sie eingeschüchtert und befürchten, dass noch Schlimmeres geschieht, wenn sie sich Hilfe holen. Bis die Betroffenen die Kraft und den Mut haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen, vergeht oft eine lange leidvolle Zeit.

3. Wie kann man Menschen helfen, die häusliche Gewalt erleiden? Etwa wenn der Verdacht aufkommt, dass eine Freundin von ihrem Partner geschlagen wird?
Wichtig ist, den Menschen, die häusliche Gewalt erleiden, verständnisvoll zu begegnen, ohne Druck auszuüben. Mit einem behutsamen Vorgehen und der einfachen Frage "Wie geht es dir?" kommt man oft schon weiter, als mit dem Drängen den Täter zu verlassen.
Betroffene können sich an den deutschlandweiten Frauennotruf, die Polizei, den Weißen Ring oder auch direkt an unsere Trauma-Ambulanz wenden.

Trauma-Ambulanz der LWL-Klinik Marsberg
Die Trauma-Ambulanz für Erwachsene richtet sich an Opfer von Gewalttaten und sexuellen Delikten, Unfallbeteiligte, Verletzte oder Angehörige von Unfall- bzw. Gewaltopfern. Um diesen Menschen zu helfen, das Trauma in der Akutsituation zu bewältigen und im Verlauf soweit wie möglich zu verarbeiten, steht in der LWL-Klinik ein Team von Psychotherapeutinnen, Psychiatern und Ärztinnen zur Verfügung. Das Team bietet auf Wunsch der Betroffenen eine enge Zusammenarbeit mit den Opferschutzbeauftragten der Polizei, Leitstellen der Krankenversorgung, Weißer Ring, Notfallseelsorge, Versorgungsämtern und anderen Hilfseinrichtungen an.
Opfer von Gewalttaten können sich unter der Nummer 02992 601-5000 melden.



Pressekontakt:
Sarah Rütershoff, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400, presse@lwl.org und Wolfgang Heiler, LWL-Klinik Marsberg, Telefon: 02992-601-5000
presse@lwl.org



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34431 Marsberg
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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