LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 22.03.19

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Achtung Redaktionen: Sperrfrist bis Freitag, 22.03.2019, 19 Uhr

Grußwort des Vorsitzenden der LWL-Landschaftsversammlung, Herrn Dieter Gebhard, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Alles nur geklaut"

Bewertung:

Entwurf der Eröffnungsrede "Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens" am 22.3.2019, 18 Uhr, im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern

Herrn Dieter Gebhard, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung
LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund


- Es gilt das gesprochene Wort -

Informationen für den Redner:
- Die Rede wird für gehörlose Gäste aus den LWL-Förderschulen für Hören und Kommunikation in Deutsche Gebärdensprache simultan übersetzt.
- Unter den Gästen sind voraussichtlich auch blinde Gäste
- Wir haben auch Gäste aus Irland und Polen. Ihnen sollte eine schriftliche Übersetzung der Rede in Englisch vorliegen.
- Parallel zur Danksagung wird eine Namensliste aller Beteiligten auf der Leinwand ablaufen.


Vorab herzlichen Dank an Peter Brand und Joe Doll vom Duo "Die 2", die uns heute musikalisch begleiten.
Ich vermute, Ihre Chance auf Engagements wäre nicht geringer, wenn sie sich den Namen "Nimm2" zugelegt hätten - fände ich auch lustig.
Aber das wäre "geklaut". Und â¿Š der Süßwarenhersteller Storck hätte den Namen wahrscheinlich nicht als willkommene Werbung für seine Produkte angesehen und wäre möglichweise gerichtlich wegen des Markenschutzrechtes gegen die Künstler vorgegangen.

Damit bin ich schon beim Thema,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler.

Ich begrüße Sie im Na¬men des Landschafts¬verbandes Westfalen-Lippe herzlich im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern zur Eröffnung der Ausstellung "Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens".

Ich begrüße in besonderer Weise meine Kolleginnen und Kollegen aus der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe sowie den Landesdirektor des LWL, Herrn Matthias Löb.

Ich darf erwähnen, dass unter den Schülerinnen und Schülern auch Gäste aus Irland und Polen sind. Ihnen allen ein Herzliches Willkommen.

Dass es bei der Ausstellung nicht um Raub und Diebstahl im landläufigen Sinne geht, wird schon am Untertitel "Die abenteuerlichen Wege des Wissens." deutlich.

An vielen aktuellen und historischen Beispielen wird in der Ausstellung thematisiert, wie Wissen entsteht und weitergegeben wird.

Warum kümmert sich das LWL-Industriemuseum um dieses Thema?
Ich komme später auf diese Frage zurück.

Verehrte Gäste

Der LWL gründete 1979 sein Industriemuseum.
Was hier auf Zollern seinen Anfang nahm und inzwischen an vielen Standorten in Westfalen-Lippe und später auch im Rheinland entwickelt wurde, war als kulturelles Gedächtnis der Region, also als ein Wissensspeicher gedacht.

Soll heißen:

Seit 40 Jahren sammelt und bewahrt das Landesmuseum für Industriekultur Objekte - zum Ansehen, zum Anfassen - und Erinnerungen ehemaliger Arbeiterinnen und Arbeiter - zur Konservierung von Fähigkeiten und Fertigkeiten - und vermittelt damit Wissen von historischer und gesellschaftlicher Relevanz.
Dieses Wissen zu bewahren und nachfolgenden Generationen vermitteln zu können, ist uns wichtig, da zu befürchten ist, dass es sonst verloren geht.
So verstehen wir unsere kulturpolitische Aufgabe.

Tatsächlich ist es spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks möglich, Informationen in großem Umfang zu veröffentlichen und zu verbreiten. Die industrielle Revolution war zweifellos auch eine Revolution des Wissens: Der ungemein dynamische technische Fortschritt spiegelt sich in den Werken großer Universalgelehrter jener Zeit wider. Lexika und Enzyklopädien, die viele Regalmeter füllten, wurden zu den neuen Wissensspeichern Ein Beispiel werden Sie gleich in der Ausstellung sehen können.
Es schien, als sei die Verbreitung von Wissen das geeignete Mittel, um die Menschheit von ihren vielfältigen Zwängen und Fesseln zu befreien.

"Wissen macht frei" - sagt der Volksmund.

"Wissen ist Macht" ist im Deutschen ein geflügeltes Wort, das auf den englischen Philosophen Francis Bacon aus dem 16./17. Jahrhundert zurückgeht.

Allerdings:

Ich bin ehrlich und verraten Ihnen, meine Lexika stehen nur noch aus dekorativen Gründen in meinen Regalen. Wenn ich etwas wissen möchte, schlage ich das im "übertragenen" Sinne nach, nämlich mittels Suchmaschinen im Internet.

Aber oft genug fragt man sich:
- Stimmt das alles so, wie es dort geschrieben steht?
- Ist das Wissen möglicherweise bis zur Unwahrheit simplifiziert?
- Handelt es sich tatsächlich um gesicherte Fakten oder um Fälschungen?

Mit der Ausstellung, die wir heute eröffnen, greift das LWL-Industriemuseum gesellschaftliche Fragen auf, die im Zeitalter von Datenflut und Fake News aktueller kaum sein könnten:
Es geht um den Umgang mit Wissen.

Der Wissenstransfer der Industrialisierung - früher also - folgte anderen Wegen: Oftmals war er nur durch "genaues Abschauen" oder die Abwerbung von Experten möglich. Friedrich Harkort zum Beispiel reiste im 19. Jahrhundert gleich zweimal nach England, um dort Dampfmaschinen-Technik abzukupfern und Facharbeiter abzuwerben. Er wurde mit diesem Wissen zum Pionier des Fortschritts an der Ruhr - oder zum Spionier, wie die Ausstellungsmacher ihn nennen.
Seine "Mechanische Werkstätte" wurde übrigens vor genau 200 Jahren in Wetter an der Ruhr, also in Westfalen, gegründet.
Pionier oder Spion? - Es kommt also immer auf die Perspektive an.
Denn damals wie heute stellen sich ähnliche Fragen:
- Ist Wissen individuelles Eigentum oder sollte es der Allgemeinheit gehören?
- Braucht die Verbreitung von Wissen Regeln, sogar Schutz oder möglichst große Freiheit?
- Welche Chancen und Risiken entstehen, wenn Daten und Informationen öffentlich sind und geteilt werden?
- Wie findet der Einzelne seine eigene Haltung in der Aneignung und im Teilen seines Wissens?

Das Ausstellungsteam hat Exponate aus Museen und aus privaten Sammlungen im In- und Ausland zusammengestellt, um diese Fragen aufzugreifen. Viele Objekte wurden noch nie öffentlich gezeigt. Die Recherchen förderten auch manches noch weitgehend unbekannte Wissen zu Tage.

Zum Beispiel über Persönlichkeiten aus der Region wie Elsbeth Schragmüller, die in Dortmund-Mengede, also hier ganz in der Nähe, aufwuchs. Die Ausstellung gewährt Einblicke in ihr Leben als "Mademoiselle Docteur" - als deutsche Führungsoffizierin der berühmten Spionin Mata Hari.

Oder über den Münsteraner Mathematiker Prof. Gisbert Hasenjaeger. Er arbeitete während des Zweiten Weltkriegs an der Entwicklung der Verschlüsselungsmaschine Enigma mit.
Solche spannenden biografischen Erzählungen zeigen Stationen des Wegs zu unserer modernen Informationsgesellschaft auf.
Die Ausstellung hält nicht Antworten auf alle Fragen bereit. Aber sie erzählt an herausragenden Exponaten und Biografien, wie die Mechanismen des Wissenstransfers als Motor des Wandels gewirkt haben. Sie lädt bewusst dazu ein, beim Rundgang durch die Ausstellung nicht nur neues Wissen zu sammeln, sondern selbst eine Haltung um Umgang mit Wissen zu entwickeln.

Warum kümmert sich das LWL-Industriemuseum um dieses Thema?
Ich komme wie angekündigt auf diese Frage zurück.

Meine Antwort:
Das LWL-Industriemuseum erweitert im 40. Jahr seines Bestehens sein Selbstverständnis.

Neben das kulturelle Gedächtnis tritt das gesellschaftliche Forum:

Das Wissen auf immer neuen Wegen für alle verfügbar zu machen und damit unser eigenes Denken anzuregen, ist eine neue Herausforderung, der sich Museen in der heutigen Zeit stellen sollten. Das LWL-Industriemuseum tut das und lotet dabei auch als Kulturinstitution neue Wege des Wissens im 21. Jahrhundert aus:
- Wie kann die Verbindung von originalen und virtuellen Welten funktionieren
- Sollte das Museum künftig auch digitale Kompetenz vermitteln?
- Wie viel "Edutainement" braucht eine Ausstellung? Soll heißen:
- Gehört neben dem Bildungsauftrag (education) eine gehörige Portion Unterhaltung (entertainment) dazu?

Die Ausstellung "Alles nur geklaut?" erprobt Lösungen auf diese Fragen auf neue Weise:
- In "geheimen Kammern des Wissens" können Gäste nach dem Vorbild von Escape-Rooms spielerisch gemeinsam Aufgaben lösen.
- Wer will, kann Selfies in eine Cloud schicken, die im Foyer der Ausstellung über den Köpfen der Gäste schwebt und so selbst Teil eines künstlerischen Werkes werden.
- Objekte zum Anfassen, Hörstationen und ein barrierefreier Zugang sollen die Ausstellung für alle Menschen zum Erlebnis machen.
- Auch das Begleitprogramm verspricht spannende Programmpunkte. Schauen Sie an das Programmheft - es lohnt sich.

Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Wissens-Werkstatt.

Das partizipative "Werkstatt"-Format ist seit Jahren bewährter Bestandteil der großen Ausstellungen im LWL-Industriemuseum. Diesmal - passend zur Europawahl im Mai diesen Jahres - steht der europäische Gedanke im Mittelpunkt.
In dem "Erasmus+-Projekt laden Schülerinnen und Schüler aus Polen, Irland und Deutschland ihre Altersgenossen zum Gedankenaustausch darüber ein, wie Wissen geschaffen, geteilt und geschützt werden sollte. Dieser Austausch fördert das gegenseitige Verständnis für Kultur und Bildung - eine gute Basis für das gemeinsame Gestalten von Europa!
Meine sehr verehrten Damen und Herren
Dass das große kulturelle Experiment unter dem Titel "Alles nur geklaut?" im 40. Jubiläumsjahr gelingen konnte, ist vor allem auch den Förderern der Ausstellung zu verdanken:
- Allen voran ist die LWL-Kulturstiftung zu nennen. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Karl Dittmar, ist unter uns und wird unseren Dank sicher weitergeben.
- Der Freundeskreis Westfälisches Industriemuseum hat - ich darf sagen "wie so oft", kräftig mitgeholfen,
- der Pädagogische Austauschdienst der Kulturministerkonferenz und die
- Kulturstiftung des Bundes haben mitgeholfen, dieses große kulturelle Experiment im 40. Jubiläumsjahr zu ermöglichen..
Im Sinne eines gesellschaftlichen Forums hat das LWL-Industriemuseum aber auch auf kommunaler und regionaler Ebene mit vielen Partnern zusammengearbeitet. Zu nennen sind hier das
- Zentrum für Medienkompetenz des Jugendamtes Dortmund,
- unsere Kooperationsschulen und die Partner-Volkshochschulen in NRW, von denen viele beim Fotowettbewerb im Vorfeld der Ausstellung mitgemacht haben.
- Die Theaterwerkstatt Bethel oder
- das Diakonische Werk in Recklinghausen sind wichtige Impulsgeber und Diskussionspartner im Projekt gewesen.
Ganz besonders freue ich mich persönlich über die Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Westfälischen Realschule des LWL, unserer Schule, die mit großer Kreativität den Videoguide in Gebärdensprache gestaltet.
Dem LWL-Berufskolleg in Soest sind die Ausstellungsmacher für die Beratung bei der Verlegung des Bodenleitsystems sehr dankbar.

Das Konzept der Ausstellung überzeugte auch die Ministerin für Bildung und Forschung, Anja Karlizcek, die zu unserer großen Freude die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen hat.
Ich sage herzlichen Dank auch dafür.

+++

Abschließend ist es mir eine große Freude, allen an dieser Ausstellung persönlich Beteiligten ganz herzlich zu danken.

Hintergrundfolien mit Namen aller Beteiligten läuft ....

Ich kann bei so einem großen Projekt. natürlich nicht alle namentlich nennen. Aber lesen können Sie alle Namen jetzt hinter mir auf der Projektion.

- Stellvertretend möchte ich insbesondere dem Ausstellungsteam um Projektleiterin Anja Hoffmann und Projektmanager Konrad Gutkowski danken, das die Schau mit intensiven Recherchen, Kreativität und Engagement auf den Weg gebracht hat.
- Dabei wurde es tatkräftig unterstützt durch junge Nachwuchskollegen in Volontariaten und durch Freiwillige aus dem FSJ Kultur.
- Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit Dr. Georg Eggenstein als externem Kurator und seinem Team sowie dem
- Gestalterbüro "beier + wellach Projekte" mit Ruudi Beier an der Spitze.

Das Ausstellungsteam hat sich für die konzeptionelle Ausarbeitung Unterstützung durch einen
- Beirat mit unterschiedlichster Expertise geholt. Juristen, Journalisten und Medienwissenschaftler, Museologen und Kultur- und Museumspädagoginnen waren gleichermaßen vertreten wie Künstler aus Theater und bildender Kunst.
Ihre Fachkompetenz und kreativen Impulse haben das Ausstellungskonzept entscheidend geprägt

Eine Ausstellung entsteht nicht zuletzt im Zusammenspiel verschiedener
- Gewerke und Disziplinen. Allen voran geht der Dank an die Kolleginnen und Kollegen aus den Restaurierungswerkstätten, der Sammlung und dem Depot, der Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing sowie dem Team hier vor Ort von Zeche Zollern. I
- hnen sowie auch den externen Gewerken und allen Leihgebern und Autoren sei an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit herzlich gedankt.

Nach diesem ultimativen Lobgesang möchte ich ausdrücklich betonen, dass alle - alle ! - Beteiligten Ihren kräftigen Applaus verdient haben.


Zum Abschluss meiner Rede,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

freue ich mich, Ihnen nun den nächsten Beitrag im Programm ankündigen zu dürfen.

Die jungen Nachwuchskuratoren aus dem Erasmus+-Projekt stellen Ihnen in einem kurzen Film das "Making of" ihrer Wissenswerkstatt vor.

Ich wünsche uns allen noch einen anregenden Abend.

Der Ausstellung wünsche ich viele Besucher und Besucherinnen.

Ihnen sage ich Danke für die Aufmerksamkeit und ein herzliches
GLÜCKAUF.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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