LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 11.04.18

Presse-Infos | Psychiatrie

Was die Amok-Fahrt bei Betroffenen auslösen kann

Traumaambulanzen bieten Hilfe an, um wieder den Alltag bewältigen zu können

Bewertung:

Münster/Marsberg (lwl). Für Gäste, Angestellte und Passanten war die Amok-Fahrt am Kiepenkerl-Denkmal in Münster ein schockierendes Erlebnis. Dass für die Betroffenen daraus nicht ein Trauma wird, das deren weiteres Leben belastet und ihren Alltag beeinflusst - dabei können die Traumaambulanzen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe( LWL) helfen. Dr. Alexandra Dittmann-Balcar arbeitet als Diplom-Psychologin in der LWL-Institutsambulanz in Marsberg. Sie weiß, welche Folgen solche aufwühlenden Erlebnisse bei den Betroffenen haben und wie man ihnen helfen kann.

Welche psychischen Belastungen treten nach einem solchen Vorfall bei Betroffenen auf?
Dr. Alexandra Dittmann-Balcar: Ein psychisches Trauma kann als Reaktion auf eine Gewalt-Erfahrung auftreten, die bei nahezu jedem Menschen Todesangst, extreme Hilflosigkeit und Kontrollverlust auslösen würde. Die Reaktionen der Betroffenen sind sehr unterschiedlich. Während die einen eine extreme Übererregung verspüren und nicht mehr zur Ruhe kommen können, reagieren andere wie "eingefroren", ziehen sich zurück und werden still. Die meisten berichten von sich aufdrängenden Bildern und Erinnerungen an das Trauma sowohl im Wachzustand als auch in Form von Albträumen. Ängste und innere Anspannung führen zu Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen, teilweise tritt auch eine deutliche Reizbarkeit auf.
Während diese Reaktionen zu Anfang als extrem empfunden werden, klingen sie dennoch bei den meisten Menschen innerhalb der nächsten Tage von allein wieder ab.

Wem und wie können Traumaambulanzen da helfen?
Dr. Alexandra Dittmann-Balcar: Die Traumaambulanzen stehen allen akut von einer Traumatisierung betroffenen Personen offen. Im ersten Schritt beraten und informieren wir, da sich viele Betroffene mit ihren Symptomen selbst als sehr fremd empfinden.
Die Betreuung in den ersten Tagen nach einer Traumatisierung hat vor allem einen gesundheitsfördernden Zweck: Menschen sollen dabei unterstützt werden, ihre Selbstheilungskräfte wieder aktivieren zu können. Bei vielen Menschen reichen hierbei schon zwei bis fünf Sitzungen aus. Wenn die Selbsterholung ins Stocken gerät, folgt die Behandlung mit psychotherapeutischen Techniken, um sie wieder voran zu bringen. Falls erforderlich, werden Betroffene nach einer traumatherapeutischen Kurzzeittherapie in eine Langzeittherapie vermittelt.

Was sind Traumaambulanzen?
Dr. Alexandra Dittmann-Balcar: Traumaambulanzen sind psychiatrische Spezialambulanzen, die in allgemeinpsychiatrische Institutsambulanzen integriert sind. Hier behandeln zum Thema Traumafolgestörungen weitergebildete Spezialisten vor allem die akuten Folgen einer schweren psychischen Belastung wie etwa einer Gewalttat oder eines Arbeits-Unfalls.

Wer bekommt dort Hilfe?
Dr. Alexandra Dittmann-Balcar: Ursprünglich wurden in NRW die Traumaambulanzen in Kooperation mit den Ämtern für Soziales Entschädigungsrecht ins Leben gerufen, um Opfern von schweren Gewalttaten wie z.B. Vergewaltigungen oder Mordversuchen so schnell wie möglich eine psychische Erstbehandlung zu ermöglichen. Grundsätzlich kann sich aber jeder, der von einer akuten Traumatisierung betroffen ist, an die nächstgelegene Traumaambulanz wenden.


Hintergrund:
Der LWL betreibt ein Netz von 19 Traumaambulanzen in Bad Salzuflen, Bielefeld, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hamm, Herten, Höxter, Iserlohn, Marsberg, Meschede, Münster, Paderborn und Siegen. In Bad Salzuflen, Dortmund, Gelsenkirchen, Hamm, Marsberg, Münster uns Siegen werden auch Kinder und Jugendliche behandelt (s. angehängtes PDF-Dokument). Dort halten sich ärztliche und psychologische Fachleute bereit. Sie leisten spezialisierte therapeutische Unterstützung bei Traumatisierung in Folge von so genannten Großschadenereignissen wie der Amok-Fahrt in Münster.


Haben Sie Probleme das PDF-Dokument zu lesen? Dann wenden Sie sich bitte unter presse@lwl.org an die LWL-Pressestelle. Wir helfen Ihnen gerne weiter.



Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Anlagen:
Anlage 1: Liste Traumaambulanzen LWL.pdf


LWL-Einrichtung:
LWL-Klinikum Marsberg
Weist 45
34431 Marsberg
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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