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Mitteilung vom 01.09.16

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Objekt des Monats: Die Trippe

Sonderausstellung ¿Scheiße sagt man nicht!¿ im LWL-Freilichtmuseum Detmold

Bewertung:

Detmold (lwl). Heute ist das Handy ein beliebtes Toilettenobjekt, fällt es doch gerne einmal in die selbige. Doch nicht nur so mancher Smartphonebesitzer hat schon einmal den Verlust seines persönlichen Schätzchens beim Gang zur Toilette verschmerzen müssen, schon früher fiel den Menschen so manches geliebte Teil in die Kloake. Einige dieser Fundstücke sind in der Sonderausstellung ¿Scheiße sagt man nicht!¿ im LWL-Freilichtmuseum Detmold zu sehen. Die Ausstellungskuratorin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Janina Raub, stellt sie vor.

¿Kloakenfunde sind wichtige Quellen zur Erforschung der Sachkultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die archäologischen Funde aus Höxter stammen aus einer Kloake und sind die ältesten Exponate in der Ausstellung. Sie stammen bereits aus dem Mittelalter. Unter ihnen befinden sich ein Schuh und Schmuck¿, berichtet Raub.

In den dicht bebauten Städten des Mittelalters war die Entsorgung von Fäkalien und Abwässern ein großes Problem. In vielen Höfen wurden hinter den Häusern große Abortgruben (Kloaken) angelegt und mit Holz oder Mauerwerk ausgekleidet. Darüber errichtete man hölzerne Aborthäuschen. Die Gruben mussten regelmäßig entleert und gereinigt werden, füllten sich aber allmählich mit Abfällen und Sedimenten. Am Ende ihrer Nutzung, die mehrere Jahrhunderte dauern konnte, wurden die meisten Gruben zugeschüttet oder mit Bauschutt verfüllt. Kloaken wurden neben ihrer Nutzung als ¿stilles Örtchen¿ auch zur Hausmüllentsorgung genutzt: Speiseabfälle und manchmal auch kleinere Tierkadaver wurden darüber ebenso entsorgt wie unbrauchbarer Hausrat aus Keramik oder Glas. Einige Keramiken und Gläser sind in der Sonderausstellung zu sehen. Die ältesten stammen aus dem 13. Jahrhundert. Metallenes Kochgeschirr wurde aufgrund des Materialwertes in der Regel nicht in die Abortschächte geworfen.

Neben der bewussten Entsorgung fielen den Menschen bereits früher hin und wieder auch unbeabsichtigt persönliche Gegenstände in die Kloake. Daher sind unter den Funden aus Höxter auch zwei Schmuckstücke, die aus der Zeit um 1600 stammen: ein Fingerring und eine Art Brosche aus Gold mit jeweils einem Smaragd und farbigem Email verziert. Solche Fundstücke sind sehr selten. Besonders interessant ist der Fund einer Trippe, eines heute weitgehend unbekannten mittelalterlichen Schuhs, der über die feinen Schuhe übergezogen wurde, um nicht in dem Morast und den Exkrementen auf den Straßen zu versinken. Er besteht aus einer Holzsohle mit zwei kräftigen, eisenbeschlagenen Stollen und einem angenagelten Oberleder.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Ruth Lakenbrink, LWL-Freilichtmuseum Detmold, Tel. 05231/706-110
presse@lwl.org



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