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Mitteilung vom 23.08.16

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Über das Museum in der Kaiserpfalz die Ursprünge im Abdinghof wiederentdeckt

Bild kehrt als Leihgabe nach Paderborn zurück

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Paderborn. (lwl) Wer genau das Bild in die Familie gebracht haben könnte und woher es stammt, das weiß sein Besitzer Carl Schlüter nicht. Die Inschrift auf dem 52 mal 68 Zentimeter großen Bildnis von Maria mit dem Jesuskind verdeutlicht jedoch: Es hing früher einmal im Abdinghofkloster in Paderborn. Jetzt kehrt es zumindest kurzfristig wieder dorthin zurück. Denn in der Ausstellung über die 1.000 Jahre währende Geschichte eines der wichtigsten Klöster in Westfalen findet es bis zum 23. Oktober seinen Platz unter jenen Objekten, die den Alltag des Klosterlebens ausschmückten ¿ als Leihgabe.

Carl Schlüter wurde hellhörig, als er eine Radiosendung über die neue Sonderausstellung im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn verfolgte. Dort war vom einstigen Kloster Abdinghof und seiner langen Geschichte die Rede. Jenes Kloster, das in der Inschrift des Bildes Erwähnung findet, das wiederum im Haus der Familie Schlüter in Medebach bei Brilon hängt. Ein Familienerbstück, das offenbar mit dem Kloster im einige Kilometer entfernten Paderborn zusammenhängt. Carl Schlüter rief kurz darauf im Museum an. Ein Besuch des Museumsteams in Medebach machte deutlich: ¿Hier hängt ein unmittelbarer Zeitzeuge der Abdinghofer Geschichte an der Wand. Abt Gregor Busch der ebenfalls im Sauerland, in Marsberg, geboren wurde, war einer der bedeutenden Äbte der frühen Neuzeit des Paderborner Klosters.
Sein Portrait aus dem Besitz des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens hängt ebenfalls in der Ausstellung in der Kaiserpfalz.¿, schildert Museumsleiter Dr. Martin Kroker.

Was das Bild schon verrät, ist die Geschichte seiner Verbindung mit dem Kloster Abdinghof. Nach einer lateinischen Inschrift im unteren Teil des Bildes ist das Bild von Caspar Wilhelm Rotgeri, dem Sohn des Paderborner Bäckers Wilhelm Rotgeri, dem Kloster Abdinghof und seinem Abt Gregorius Busch gestiftet worden. Anlass war eine bestandene Prüfung an der Universität in Paderborn: Caspar Wilhelm Rotgeri verteidigte dort am 19. März 1705 seine Thesen und stiftete das Bild als Dank dem Abt des Klosters.

Mit der Stiftung wollte er aber auch seinen Professor, den Jesuiten Friedrich Sack ehren. Caspar Wilhelm Rotgeri trat 1709 selbst in ein Kloster ein ¿ jenes in Marienmünster. Dort starb er als Abt im Jahr 1749. Die Schrift unter dem Bild hat der Paderborner Historiker Wilhelm Krüggeler übersetzt und sich auch mit dem Motiv und der Herkunft des Bildes intensiv beschäftigt.

Warum ausgerechnet ein Maria-Hilf-Bild von einem jungen Paderborner offenbar in Auftrag gegeben wurde? Hier können die Experten nur Vermutungen anstellen. Fest steht, dass es sich bei dem Bild offenbar um eine Kopie eines Bildes von Lucas Cranach handelt. Die Madonna wurde 1663 in Wien um die Rettung des Abendlandes angefleht, als die Türken vor den Toren der Stadt standen. In Süddeutschland wurde das Motiv sehr häufig kopiert, in Westfalen allerdings eher selten. Das Bindeglied nach Westfalen könnte ein gebürtiger Geseker Priester sein, den es nach Österreich und Passau verschlagen und der die Belagerung in Wien miterlebt hatte. Sein Name war Bernhard Jodocus Brüll. Er stiftete in Geseke die Maria-Hilf-Kapelle, in der sich ebenfalls eine Kopie genau dieses Bildes befindet.

Die Verehrungsgeschichte der Maria Auxiliatrix oder der Hilfe der Christen ist eng mit der Bedrohung durch die Türken verbunden. Cranach malte das Bild 1514 oder 1537 unter dem Eindruck der Lehre Luthers ohne Heiligenschein. Zunächst war es für die Heiligkreuzkirche in Dresden bestimmt, kam dann 1611 in die Gemäldegalerie in Dresden. Danach erhielt es der Erzbischof von Passau als Gastgeschenk. Es gab anschließend noch viele prominente Verehrer des Bildes. Ein Bistumsadministrator hatte bei seinem Anblick gar eine Vision der Gottesmutter.

1683 bekommt die Anrufung der Hilfe Marias auch eine politische Dimension, als ¿Maria Hilf¿ zum Kampfruf angesichts der türkischen Belagerung von Wien wurde.


Weitere Informationen unter http://www.kaiserpfalz-paderborn.de.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



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Museum in der Kaiserpfalz
Ikenberg 2
33098 Paderborn
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