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Mitteilung vom 05.07.16

Presse-Infos | Psychiatrie

Quälendes Verhalten: Kaufrausch, Sexsucht und Sportexzesse

Verhaltenssucht-Ambulanz hilft Betroffenen mit gezielten Behandlungsansätzen

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Bochum (lwl). Das LWL-Universitätsklinikum Bochum hat eine neue Sprechstunde eingerichtet: die Verhaltenssucht-Ambulanz. Auf Verhaltensweisen, die eine Abhängigkeit hervorrufen können, macht die Fachwelt in jüngster Zeit aufmerksam. Allerdings werden sie in der Öffentlichkeit noch nicht als Suchterkrankung akzeptiert. Dazu gehören neben der Internetabhängigkeit unter anderem auch die Kaufsucht, Sport- oder Sexsucht.
¿Alkohol, Nikotin oder Drogen sind schon länger als sucht- und krankmachende Substanzen bekannt¿, erläutert Dr. Bert te Wildt, Oberarzt und Leiter der Institutsambulanz in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). ¿Dass aber auch bestimmte Verhaltensweisen ein Suchtpotenzial haben, wird bislang nur begrenzt wahrgenommen.¿

Die verschiedenen Formen der Verhaltenssüchte haben eines gemeinsam: Sie erzeugen einen großen Leidensdruck und sind damit in jedem Fall behandlungsbedürftig. Wie bei der Abhängigkeit von Suchtmitteln zeigen die Betroffenen ein exzessives Nutzungsverhalten mit krankhafter Impulsivität, Kontrollverlust und Entzugserscheinungen. ¿Verhaltenssüchte haben negative Folgen für den eigenen Körper und die Psyche¿, führt te Wildt aus. ¿Im schlimmsten Fall bricht das komplette soziale und berufliche Umfeld weg, und die Betroffenen tragen sich mit Suizidgedanken.¿

In seiner Mediensprechstunde in Bochum behandelt der Mediziner und Forscher bereits seit mehreren Jahren junge Erwachsene mit einer Internetabhängigkeit von Computerspielen oder sozialen Netzwerken. Genau wie hier werden Patienten mit einer Kauf-, Sex- oder Sportsucht zunächst gezielt untersucht und dann psychotherapeutisch behandelt.

Unter anderem bietet die Klinik seit Herbst vergangenen Jahres eine Therapiegruppe für Cybersexsüchtige an, die auch Menschen mit analoger Sexsucht offensteht. ¿Wir stellen fest, dass es bei der Cybersexsucht hintergründig durchaus um ein tiefes, aber unerfülltes Bedürfnis nach Nähe und Intimität geht, das von der exzessiven Nutzung von Pornographie oder ähnlichem erst kompensiert und dann verhindert wird¿, so Bert te Wildt, der die Gruppe selbst leitet. Die eher seltene Sportsucht tritt häufig in Verbindung mit Essstörungen auf, für die die auf dem Gebiet der Essstörungen etablierte Klinik bereits spezialisierte Angebote vorhält. Für Menschen mit einer Kaufsucht, die als älteste bekannte Verhaltenssucht gilt, ist der ärztliche Psychotherapeut Toni Steinbüchel ab Spätsommer für ein gruppentherapeutisches Angebot zuständig.

¿Für uns ist es wichtig, die bisher weniger bekannten Verhaltenssüchte zu diagnostizieren, sie zu behandeln und zu erforschen¿, betont te Wildt. Dabei lassen er und sein Team die Glücksspielsucht außer acht, da diese bereits als einzige Verhaltenssucht anerkannt ist und in naheliegenden kooperierenden Einrichtungen behandelt wird. Allerdings interessieren die Forschungsgruppe mittlerweile auch umstrittenere oder seltenere Verhaltenssüchte wie die Arbeitssucht und die "Tanorexie", die sogenannte "Bräunungssucht". Für Patienten in der Verhaltenssuchtsprechstunde sollen nach ausführlicher Diagnostik spezifische Therapieangebote entwickelt und die neuartigen psychischen Erkrankungen erforscht werden.

Betroffene können sich in der Ambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter der Telefonnummer 0234 5077-3333 melden, um einen Termin für die Sprechstunde zu vereinbaren.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Rosa Sommer, LWL-Universitätsklinikum Bochum, Telefon: 0179 4645487, rosa.sommer@t-online.de.
presse@lwl.org



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