LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 11.03.15

Presse-Infos | Kultur

¿Durch Nacht zum Licht?¿

LWL und Stadt Dortmund präsentieren auf der Zeche Zollern die Geschichte der Arbeiterbewegung

Bewertung:

Dortmund (lwl). Vor gut 150 Jahren schlug mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins die Geburtsstunde der organisierten Arbeiterbewegung. Die Ausstellung ¿Durch Nacht zum Licht?¿ erinnert an die Anfänge und zeigt außerdem, wie sich die Arbeitswelt seither verändert hat. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Dortmund präsentieren die Schau vom 13. März bis 18. Oktober im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund. Zu sehen sind über 500 Exponate ¿ vom Gehrock von Karl Liebknecht bis zum Industrieroboter.

Entwickelt wurde die Ausstellung vom ¿Technoseum¿ in Mannheim. Die Präsentation in Dortmund wird ergänzt durch Texte und Porträts von 26 Frauen und Männern der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet. Unter dem Titel ¿Kampfzeiten¿ erscheint dazu ein Begleitheft. Möglich wurde dies mit Unterstützung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, des Fördervereins Industriemuseum Zollern und weiteren Partnern, darunter das Fritz-Hüser-Institut und das Stadtarchiv Dortmund. Das Spektrum der ausgewählten Biografien reicht von Carl Wilhelm Tölcke, dem ¿Vater der westfälischen Sozialdemokratie¿, über den Arbeiterdichter Heinrich Kämpchen bis hin zu Jeanette Wolff, die vor gut 100 Jahren in ihrer Bocholter Textilfabrik erstmals in Deutschland den Acht-Stunden-Tag einführte.

Für LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale liegt ein besonderer Wert der Ausstellung in den Bezügen zur aktuellen Lebens- und Arbeitswelt: ¿Die Arbeiterbewegung hat das Ruhrgebiet und Westfalen nachhaltig geprägt. Viele Ideen und Forderungen, für die damals so vehement gekämpft wurde, sind für uns heute fast selbstverständlich und ein fester Bestandteil des Sozialstaates geworden¿, sagte die Dezernentin am Mittwoch (11. 3.) bei der Vorstellung der Schau in Dortmund.

¿Dortmund ist genau der richtige Ort für diese Ausstellung¿, ergänzte Bürgermeisterin Birgt Jörder: ¿Wir haben eine lange Geschichte als Industrie- und Arbeiterstadt mit herausragenden Ereignissen und Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Es ist gut, dass ihre Leistungen und das Fortwirken ihrer Ideen in dieser Präsentation umfassend gewürdigt werden.¿

Franz-Josef Kniola, Ehrenpräsident der NRW-Stiftung, lobte das Engagement des Fördervereins Industriemuseum Zollern bei der Realisierung der regionalen Begleitschau und äußerte die Hoffnung, ¿dass möglichst viele junge Menschen den Weg in die Ausstellung finden und sich ein Bild von den Frauen und Männern aus ihrer Region machen, die die Entwicklung unserer Arbeitswelt nachhaltig geprägt haben.¿

Dafür will das Team des LWL-Industriemuseums sorgen. ¿Wir verstehen das Museum als Forum, und die Zusammenarbeit mit jungen Menschen ist ein wichtiger Baustein unserer Arbeit. Deshalb werden wir wie schon bei der Ausstellung zur Zwangsarbeit wieder in Kooperation mit dem Jugendring der Stadt Dortmund Führungen von Jugendlichen für Jugendliche anbieten. Auch eigene Ferienprogramme wird es geben¿, kündigte LWL-Museumsdirektor Dirk Zache an.

Hintergrund
Die Schau ¿Durch Nacht zum Licht?¿ gibt in einem chronologischen Rundgang einen Überblick über die gesellschafts- und sozialpolitische Entwicklung der letzten 200 Jahre, nimmt aber auch die Lebens- und Arbeitswelt der Arbeiter sowie deren reichhaltige Kultur mit eigenen Vereinen und Genossenschaften in den Fokus.

Die Arbeiterbewegung wurde in Deutschland bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgegrenzt und unterdrückt, fand jedoch seit dem Kaiserreich nach und nach ihren Weg in die Mitte der Gesellschaft. ¿Im Ruhrgebiet fassten Organisationen der Arbeiterbewegung erst spät Fuß. Die Schachtanlagen und Hüttenwerke entstanden nördlich der Ruhr auf der grünen Wiese. Sie beschäftigten Arbeiter aus den umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten, die sich dem Regime der Zechen- und Schlotbarone unterordneten¿, erklärt Dr. Anne Kugler-Mühlhofer, kommissarische Leiterin der Zeche Zollern. So wurde erst in Folge des großen Bergarbeiterstreiks, der sich 1889 wie ein Flächenbrand im Revier ausbreitete, eine Gewerkschaft gegründet, die dauerhaft Bestand hatte. Aus dieser Zeit stammt auch der Titel der Ausstellung: ¿Durch Nacht zum Licht¿ ist eine Verszeile aus einem internationalen Knappenlied, das der Arbeiterdichter Heinrich Kämpchen anlässlich der Streiks dichtete.

Die Blütezeit der Arbeiterbewegung in den 1920er Jahren endete in ideologischer Zerrissenheit und in der Folge in einer Schwächung bei der Abwehr des Nationalsozialismus. Auf Verfolgung und Widerstand während des Dritten Reichs folgte im geteilten Deutschland ein doppelter Neuanfang: einmal als Gestaltungsfaktor des demokratischen Aufbaus, einmal als Transmissionsriemen einer Partei im so genannten ¿Arbeiter- und Bauernstaat¿.

Heute ist die Arbeiterbewegung nach wie vor ein wichtiger Mitgestalter des Sozialstaates. Sie muss angesichts neuer Entwicklungen jedoch ihre gesellschaftliche Rolle und Relevanz neu bestimmen. War im 19. Jahrhundert der Wandel von der Hand- zur Maschinenarbeit eine grundlegende Erfahrung vieler Arbeiter, werden die Arbeitsplätze in der Bundesrepublik von heute durch die Globalisierung ebenso beeinflusst wie durch die Digitalisierung.

Besucher können in der Ausstellung am Beispiel verschiedener Branchen nachvollziehen, wie sich die Arbeitsbedingungen verändert haben. So sind etwa die Mechanisierung der Schneiderarbeit und der Bergarbeit, die Anfänge der Fließbandfertigung sowie ein Call-Center-Arbeitsplatz au heutiger Zeit zu sehen.

Insgesamt zeigt das LWL-Industriemuseum auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche über 500 Exponate von mehr als 70 Leihgebern, darunter einen vom gelernten Drechsler August Bebel selbst gefertigten Türknauf, die Totenmaske von Ferdinand Lassalle, den Haftbefehl gegen Erich Honecker und eine Guy-Fawkes-Maske, die durch die Occupy-Bewegung und die Internetbewegung ¿Anonymous¿ bekannt wurde.

In der Ausstellungsgestaltung kommen Baugerüste und Zahnräder zum Einsatz, die Aufstieg und Krise der industriellen Arbeit in einer sich auf- und wieder abbauenden Maschine symbolisieren. ¿Damit wird deutlich, dass die Arbeiterbewegung vor allem als ein Prozess zu verstehen ist, der nie zum Stillstand oder gar einem Ende kommt¿, erläutert Kugler-Mühlehofer.

Begleitveranstaltungen
Zu den Begleitveranstaltungen gehören neben besonderen Rundgängen unter dem Motto ¿Jugendliche führen Jugendliche¿ auch öffentliche Führungen an jedem Sonn- und Feiertag um 14 Uhr. Gruppen können Führungen frei buchen. Ferienprogramme und Vorträge ergänzen das Angebot.

Während der Laufzeit der Ausstellung finden außerdem regelmäßig Vorführungen im "Eido-phusikon" statt, einem mechanischen Kleintheater mit beweglichen Kulissen. Mitglieder des Fördervereins Industriemuseum Zollern 2/4 bedienen die Kulissen. Gezeigt wird das Stück ¿Als die Hölle auf die Erde kam¿ - eine Geschichte über die Anfänge der industriellen Revolution in England.

Publikationen
Zur Ausstellung ¿Durch Nacht zum Licht?¿ ist ein 450-seitiger Katalog (ISBN-Nr. 978-3-9808571-7-8) zum Preis von 20 Euro erschienen. Das Begleitheft zur Ausstellung ¿Kampfzeiten¿ (40 Seiten, (ISBN 978-3-8375-1406-3) kostet 7,95 Euro. Beide Publikationen können im Museumsladen der Zeche Zollern gekauft werden.

Sponsoren und Förderer

Die Ausstellungen werden inhaltlich und finanziell unterstützt von: Sparkasse Dortmund, NRW-Stiftung, DSW 21, DEW 21, Entsorgung Dortmund GmbH, Industriemuseum Chemnitz, Fritz-Hüser-Institut, Stadtarchiv Dortmund, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, NRW DGB-Jugend, Archiv der Arbeiterjugendbewegung, Freundeskreis Westfälisches Industriemuseum, Förderverein Industriemuseum Zollern 2/4.

Eröffnung
Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag (13. 3.) um 18 Uhr begrüßt Dieter Gebhard, Vorsitzender der Landschaftsversammlung, die Gäste. Grußworte sprechen Oberbürgermeister Ullrich Sierau sowie Prof. Dr. Hartwig Lüdtke, Direktor des ¿Technoseums¿, Landesmuseum für Technik und Arbeit, in Mannheim. Eine Einführung gibt Kurator Dr. Horst Steffens aus Mannheim. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung vom ¿Duo Sago¿ aus Essen, das Lieder des Arbeiterdichters Heinrich Kämpchen vorträgt.

Am Eröffnungswochenende finden Samstag und Sonntag (14. / 15. 3.) um 11, 13, 15 und 16.30 Uhr öffentliche Führungen durch die Ausstellung statt. Der Museumseintritt und die Teilnahme sind frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863-2013
Kampfzeiten. Frauen und Männer der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet
13.3. ¿ 18.10.2015
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Geöffnet Di ¿ So 10 ¿ 18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Zeche Zollern
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos