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Mitteilung vom 02.06.14

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LWL-Archäologen erforschen Abdinghofkirche

Vorgängerbauten offenbaren ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte

Bewertung:

Paderborn (lwl). Tief in die Paderborner Kirchengeschichte drangen jetzt die LWL-Archäologen der Stadtarchäologie Paderborn ein. Wo im nächsten Winter eine neue Heizung den Gottesdienstbesuchern in der Kirche des Abdinghofklosters wieder eine warme Umgebung verschafft, ist ein wichtiges Stück Baugeschichte zur Zeit des bekannten Paderborner Bischofs Meinwerk zu Tage gekommen.

Meinwerk prägte nicht nur mit gewaltigen Bauprojekten das heutige Gesicht der Stadt, sondern gründete auch das Abdinghofkloster mit seiner Kirche im Jahr 1014. Der jetzt geplante Heizungsbau macht es möglich, in die Ursprünge der Kirche vorzudringen. ¿Wir haben Reste der ursprünglichen Krypta freigelegt und können nunmehr zwei Kirchenbauten des 11. Jahrhunderts voneinander unterscheiden¿, schildert Archäologe Dr. Sven Spiong. Denn zwei aufeinanderfolgende Bauwerke konnten bereits bei älteren Ausgrabungen im Westteil der Kirche nachgewiesen werden. ¿Damit wird immer wahrscheinlicher, dass die Abdinghofkirche in ihrer heutigen Gestalt nicht von Bischof Meinwerk stammt, sondern ein Neubau des späteren 11. Jahrhunderts ist¿, so der Fachmann vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Hintergrund
Einen Meter tief in den Boden der Krypta reichten die Untersuchungen der LWL-Archäologen. Zum Vorschein kam dort die Außenmauer der Ringkrypta, die zugleich das Fundament des Ostchores mit rundlichem Abschluss darstellt. Die Bauleute schütteten vor genau 1.000 Jahren auf den damaligen Oberboden eine feste, bis zu 20 Zentimeter dicke Lehmschicht auf, um das Bauwerk zu errichten. So schufen sie ein ebenes Baufeld, in das sie Baugruben für die massiven Fundamente der Kirche eintieften. Eine kompakte Mörtelschicht zeugt heute noch von der regen Bautätigkeit.

Bereits acht Jahre nach Baubeginn wurde die Krypta geweiht. Schon bald wurden die Mauern allerdings wieder abgetragen. Wahrscheinlich wurde das ehrgeizige Baukonzept von Bischof Meinwerk (1009-1036) spätestens für den Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1058 durch eine bescheidene Ausführung ersetzt. Schon vor sechs Jahren untersuchten die LWL-Archäologen den Westen der Kirche und konnten hier feststellen, dass ein sehr großer Westbau durch einen kleineren, heute noch größtenteils erhaltenen Bau ersetzt wurde.

Die aktuellen Grabungen bestätigen die bereits gewonnen Erkenntnisse. Demnach haben die mittelalterlichen Bauleute auch im Osten der Kirche den Chor samt Krypta mit halbrundem Umgang abgebrochen und im späten 11. Jahrhundert durch den jetzigen rechteckigen Chor mit der Hallenkrypta ersetzt. Hierfür schütteten sie das Gelände abermals mit einer festen Lehmschicht auf, um wieder ein ebenes Baufeld zu schaffen. Vom Bau der neuen Krypta hat sich nur 20 Zentimeter unter dem heutigen Fußboden eine kompakte Mörtelschicht erhalten. Sie reicht bis an die Oberkante der abgebrochenen Mauerstümpfe der ersten Klosterkirche.

¿Nachdem wir seit einigen Jahren im Westteil der Kirche zwei aufeinander folgende Bauten nachweisen können, ist dies nun auch für den Ostteil sicher¿, sagt Spiong über die neuen Erkenntnisse. Die Untersuchung hatte noch einen zusätzlichen Erfolg: Die Kirchengemeinde kann nun in der Krypta einen Heizkörper im Boden versenken, ohne wertvolle Denkmalsubstanz zu gefährden. Darüber freuen sich die Gemeindemitglieder am Abdinghof ganz besonders, denn die Gottesdienste im kommenden Winter werden damit garantiert warm.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Laura Verweyen, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504, laura.verweyen@lwl.org.
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