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Mitteilung vom 02.04.14

Presse-Infos | Kultur

Das Ackerbürgerhaus an der Wasserstraße 19 ist ein Vorzeigebeispiel

Denkmäler im historischen Stadtkern brauchen dringend Fördermittel

Bewertung:

Rheda-Wiedenbrück (lwl). Das Ackerbürgerhaus an der Wasserstraße 19 wurde 1622 gebaut, zählt zu den bedeutendsten Profanbauten in Rheda-Wiedenbrück und ist ein wichtiger Bestandteil des historischen Ortskerns, den 133 Denkmäler prägen. Lange Zeit hat das Haus leer gestanden und drohte zu verfallen. Heute ist es ein Vorzeigeobjekt für eine vorbildliche Denkmalsanierung. Mit dem barrierefeien Wohnen für Senioren hat das Haus heute ein soziales Nutzungskonzept.

¿Nur mit direkten Fördermitteln und dem großen Engagement der Eigentümerin im Zusammenspiel mit allen beteiligten Fachämtern konnte das Haus erhalten werden¿, sagte LWL-Direktor Wolfgang Kirsch am Mittwoch (02.04.) in Rheda-Wiedenbrück. Kirsch besucht zurzeit Denkmäler, um auf die Probleme aufmerksam zu machen, die die Kürzung der Denkmalzuschüsse und die Umstellung auf eine Darlehensförderung mit sich bringen.

¿Ich habe dieses Projekt bewusst ausgewählt, da es zeigt, wie positiv Denkmalfördermittel wirken. Denn die Auswirkungen der aktuellen Fördermittelpolitik treffen in Zukunft letztlich jeden. Hier wird ein gut funktionierendes System gestört¿, so Kirsch. ¿Fördermittel wirken meist als Teil einer Mischkalkulation. Fallen diese weg, sind private und kommunale Denkmaleigentümer oft nicht bereit den finanziellen Mehraufwand zu finanzieren. Damit fehlen dem lokalen Handwerk dann die Aufträge¿, nennt Kirsch eine weitere Folge der fehlenden Denkmalzuschüsse.

Die Denkmaleigentümerin Rita Krane-Frankenfeld bestätigte die Kritik: ¿Für mich wäre eine Darlehensförderung in Höhe von maximal 80.000 Euro keine Alternative zur Finanzierung gewesen. Erst eine durch das Land geförderte Machbarkeitsstudie hat uns den Weg aufgezeigt. Die Landesmittel stellten waren eine wichtige Ergänzung in der Gesamtfinanzierung.¿ Sie betonte weiterhin: ¿Nur durch die direkte Förderung war es mir möglich den denkmalpflegerischen Standard hier zu realisieren.¿ Mit 80.000 Euro Darlehen hätte ich die Restaurierung des Ackerbürgerhauses nicht umsetzen können.¿

Bürgermeister Theo Mettenborg machte sich um die Zukunft der Denkmäler in Rheda-Wiedenbrück Sorgen: ¿Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten viele private und öffentliche Gelder in die Erhaltung von Denkmälern investiert wurden, gibt es dennoch viele Gebäude in der Stadt, die kurz- oder mittelfristig saniert werden müssen. Bei manchen Objekten stehen generationenbedingt Eigentümerwechsel an. Hier ist abzusehen, dass aufwändige und umfassende Instandsetzungsmaßnahmen zum Erhalt der Baudenkmäler anstehen, die für Eigentümer bei einer realistischen Kosten-Nutzen-Rechnung ohne eine öffentliche Direktunterstützung uninteressant werden.¿

¿Der Tourismus wird in unseren historischen Stadtkernen und zu einem immer bedeutsameren Wirtschaftsfaktor. Fördermittel im Bereich der Denkmalpflege sind also nicht nur aus der Sicht des Handwerks auch Wirtschaftsförderung¿, sagte Kirsch. ¿Ich appelliere daher an den Landtag, sich seiner gesetzlichen Verantwortung im Bereich der Denkmalpflege zu stellen und ausreichend direkte Fördermittel zur Verfügung zu stellen.¿


Hintergrund
Das "Ackerbürgerhaus, Wasserstraße 19" ist ein giebelständiges Fachwerk-Bürgerhaus aus der Renaissance. Das charakteristisches Wohn-Wirtschaftsgebäude hat seit seiner Erbauung seine Raumstruktur nahezu unverändert erhalten. Das Gebäude besitzt eine Deele mit Seitenschiffen, im rückwärtigen Bereich befinden sich eine Küche sowie ein Saal. Die gravierendste Änderung gab es in der Barockzeit, als die Viehhaltung im Gebäude aufgegeben und die Stallung zu Wohnräumen ausgebaut wurde. Erhalten ist auch das reichhaltig verzierte Deelentorgestell mit figürlichen und ornamentalen Motiven.


Fördermittelpolitik
Die Landesregierung hat sich weitestgehend aus der Förderung von denkmalpflegerischen Maßnahmen in Form von direkten Zuschüssen zurückgezogen:

1992 wurden noch umgerechnet 35,4 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

2012 waren es nur noch ca. 14 Mio. Euro, wobei die Sonderförderungen für den Kölner Dom und die Wuppertaler Schwebebahn hier mit umfasst sind. Bereinigt wurden nur ca. 11,4 Mio. Euro be-reitgestellt. Dies bedeutet bereits eine Schrumpfung um ca. 60 Prozent, trotz gleichzeitiger erheblicher Steigerung der Anzahl der eingetragenen Denkmäler.

2013 erfolgte eine weitere Kürzung im Haushalt um 2 Mio. Euro; im Herbst wurden erstmals auch Mittel in Form von Krediten zur Verfügung gestellt.

2014 soll erneut eine drastische Kürzung der Zuschuss-Förderung erfolgen, so dass nur etwa 4 Mio. Euro zur Verfügung stehen; gleichzeitig sollen 60 Mio. Euro an Darlehen bereitgestellt werden, die allerdings nicht nur für Maßnahmen an Baudenkmälern sondern auch für "sonstige erhaltenswerte Bausubstanz" eingesetzt werden können, wobei eine Maximalhöhe von 80.000 Euro zu Grunde gelegt wurde.


Achtung Redaktionen:
Unterhalb dieser Pressemitteilung finden Sie einen O-Ton vom LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Anlagen:
Anlage 1: LWL-Direktor Kirsch über die geplanten Änderungen in der Denkmalsförderung.mp3


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