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Mitteilung vom 17.03.14

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Von Truthähnen und Kamelleberwurst

Grabungs-Teilnehmerin feiert 40. Jubiläum in Uruk-Ausstellung

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Herne (lwl). Thea Weidemann-Meisel (62) feierte am 15. März ihr 40. Grabungsjubiläum an dem Ort, der dieser Erinnerung am nächsten kommt: in der Sonderausstellung ¿Uruk¿ im LWL-Museum für Archäologie in Herne.

Sie war nicht die einzige Jubilarin. Vier ihrer ehemaligen Grabungskollegen, Michael Müller-Karpe, heute am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, Hinz-Holger Hirth, Karel Farber und ihr Ehemann Ulli Meisel waren ebenfalls in Herne, um ihr Grabungsjubiläum gemeinsam zu feiern. Vor 40 Jahren haben sie sich alle in Uruk im heutigen Irak kennengelernt und dort drei Monate Seite an Seite gearbeitet und gelebt. Daraus ist weit mehr entstanden.

Als 22-Jährige kam Thea Weidemann-Meisel im Dezember 1974 in Uruk an. Sie erinnert sich: ¿An die Arbeitsstelle bin ich durch meinen Lehrmeister Karl-Heinz Bauer in Bamberg gekommen. Zuerst fragte er meine männlichen Kollegen. Von denen wollte keiner die Stelle, aber ich.¿ Die Gruppe war in der 32. von mehr als 40 Grabungskampagnen in Uruk tätig. Es gab weder Strom noch fließendes Wasser. Im Fotolabor entwickelte Thea Weidemann-Meisel mit Hilfe eines Lichtschachtes ihre Bilder. ¿Die Belichtung der Kontaktabzüge der Negative erfolgte über die Methode: Fenster auf, Licht rein, Belichtung perfekt.¿

Das Wässern der Bilder wurde zum Abenteuer, wenn der Wasserwagen wegen des starken Regens den Weg auf der schlammigen Piste nicht fahren konnte. Dann wurde Wasser mit dem Pferdekarren vom nächsten Brunnen geholt. ¿Dieses Wasser habe ich dann erst einmal mit Hilfe eines Taschentuchs gefiltert. Dabei kam allerhand zu Tage: neben viel Lehm auch kleine Muscheln und Schnecken.¿

¿Schwierig war es manchmal mit dem Essen. Jeden Tag gab es Reis und Suppe. Manchmal gab es ausgehöhlte Möhren oder Zwiebeln ¿ und innen wieder Reis. Sonntags aber stand immer einer der Truthähne, die auf dem Grabungshof lebten, auf dem Speiseplan. Wir hatten großes Glück, denn Hinz-Holger Hirths Schwester lebte damals in Bagdad. Sie schickte ihm hin und wieder ein Päckchen mit allerhand Leckereien ¿ wie selbstgemachte Kamelleberwurst, die er großzügig mit uns teilte.¿

In Uruk lernte Thea Weidemann ihren heutigen Ehemann, Ulli Meisel, kennen, und folgte ihm im April 1975 noch vor Ablauf ihrer sechsmonatigen Probezeit, statt der geplanten drei Jahre, nach Aachen: ¿In den drei Monaten bei der Ausgrabung haben wir uns so gut kennengelernt wie andere erst nach Jahren. Und meine Entscheidung, ihm nachzureisen, gibt mir recht: Wir sind nun schon seit 40 Jahren glücklich zusammen, haben zwei Söhne und einen Enkel.¿

Die Sonderausstellung ¿URUK ¿ 5000 Jahre Megacity¿ ist noch bis zum 21. April im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu sehen. Anlässlich des 100. Jubiläums der deutschen Ausgrabungen wird erstmals eine umfassende Zusammenschau der Funde präsentiert. Uruk war die erste Großstadt der Menschheit. Schon vor 5000 Jahren brachte sie vieles hervor, was wir auch aus heutigen Metropolen kennen: Bewässerungssysteme, intensiven Handel, kulturellen Austausch und ¿ nach Erfindung der Schrift ¿die Bürokratie. Bekannt ist die Stadt vor allem durch ihren legendären König Gilgamesch.
Uruk ¿ 5000 Jahre Megacity ist eine Ausstellung des LWL-Museums für Archäologie in Kooperation mit der Curt-Engelhorn-Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, dem Deutschen Archäologischen Institut ¿ Orient-Abteilung, der Deutschen Orient-Gesellschaft e.V. und dem Vorderasiatischen Museum ¿ Staatliche Museen zu Berlin.

Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Laura Verweyen, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504, laura.verweyen@lwl.org.
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