LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 06.06.13

Presse-Infos | Psychiatrie

Forensische Suchtkliniken: Aufnahmezahlen drastisch gestiegen

LWL-Direktor kritisiert kaum durchschaubares Labyrinth in der Suchtkrankenhilfe

Bewertung:

Münster (lwl). In den forensisch-psychiatrischen Fachkliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) steigt der Belegungsdruck bei der gerichtlich angeordneten Aufnahme suchtkranker Straftäter. ¿In den vergangenen 15 Jahren ist die Anzahl der wegen einer Abhängigkeitserkrankung schuldunfähigen Patienten von 254 auf 421 hochgegangen ¿ eine Steigerung von fast 70 Prozent¿, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch am Donnerstag (6.6.13) in Münster. Bundesweit habe sich die Zahl dieser nach Paragraph 64 Strafgesetzbuch (StGB) Untergebrachten verdreifacht, von 1.100 im Jahr 1991 auf 3.400 in 2011.

Vor rund 100 Teilnehmern einer LWL-Fachkonferenz zum Thema ¿Maßregelvollzug und Sucht¿ betonte Kirsch, dass der Aufnahmedruck ¿nicht allein durch einen Kapazitätsausbau, also mehr Behandlungsplätze¿ aufzufangen sei. Vielmehr müsse an vielen Stellen des Suchthilfesystems angesetzt werden, um ¿den Zirkel aus Sucht, Straffälligkeit und Unterbringung zu durchbrechen¿. Dazu gehöre auch eine bessere Wegweisung ¿im Labyrinth der Suchtkrankenhilfe und ihrer vielfältigen Kosten- und Maßnahmenträger, an dem selbst Fachleute mitunter verzweifeln¿, so der LWL-Direktor.

LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg beklagte, dass der Maßregelvollzug in wachsendem Maße ausgleichen müsse, was Suchtkranken durch Leistungskürzungen zum Beispiel von Krankenkassen oder medizinischen Rehabilitationsträgern an frühzeitigen Behandlungsmöglichkeiten vorenthalten worden sei. ¿Wenn Entzugs-, Entwöhnungs- oder Wiedereingliederungsmaßnahmen immer kürzer und hürdenreicher werden, fallen immer mehr Kinder in den Brunnen¿, sagte Hollweg. Die teuren Folgen von Straffälligkeit müsse am Ende die forensische Psychiatrie mit ausbaden.

Hintergrund:
Spezialisierte Maßregelvollzugskliniken für die Behandlung und Sicherung alkohol- oder drogensüchtiger Straftäter gemäß Paragraph 64 Strafgesetzbuch (StGB) betreibt der LWL in Stemwede-Haldem/Kreis Minden-Lübbecke mit derzeit 217 Patienten sowie in Marsberg/Hochsauerlandkreis mit 132 Patienten. Weitere ¿64er¿ sind in anderen (allgemein)psychiatrischen LWL-Kliniken untergebracht.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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