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Mitteilung vom 31.05.12

Presse-Infos | Der LWL

Spurwechsel mit Andreas Niedrig: ¿Erkennt was Ihr könnt!¿

Triathlet und Ex-Junkie diskutiert in der Marler LWL-Klinik mit Patienten und Mitarbeitern

Bewertung:

Marl-Sinsen (lwl). Eine eher ungewöhnliche Therapiestunde erlebten zwölf Patienten und zwei ehemalige Patienten der Station "Spurwechsel" der Marler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL). Zu Gast auf der offenen Station mit dem Schwerpunkt ¿Qualifizierte Entgiftung und Entwöhnungsanbahnung drogen- und alkoholabhängiger Jugendlicher¿ war der Extremsportler und bekennende Ex-Junkie Andreas Niedrig.

Dirk Meyer, ein Mitarbeiter der Station, hatte sich um den Kontakt bemüht und den Triathleten nach Marl eingeladen. Der war mitsamt seinem Ultraleichtrad angereist.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als der Sportler das Wohnzimmer der Station 2c betrat, so gespannt zeigten sich die Anwesenden. Immerhin hat der Oer-Erkenschwicker nicht nur durch seine zahlreichen sportlichen Erfolge wie den 2. Platz beim Ironman Europe oder seine erfolgreichen Teilnahmen am Ironman in Hawai von sich reden gemacht. Sein Leben war Stoff für den Film ¿Vom Junkie zum Ironman¿, der heute als Diskussionsgrundlage im Schulunterricht eingesetzt wird.

Die Zurückhaltung der 15 bis 19-Jährigen wich bald einer regen Diskussion. Niedrig erzählte nicht nur aus seinem Leben, das bis zum 21. Lebensjahr von seiner Drogenabhängigkeit bestimmt war, sondern zeigte ganz deutlich, dass er sich auch heute noch in jeden einzelnen Betroffenen einfühlen kann. Und das kam bei den Patienten an, deren eigene Lebensgeschichten von Alkoholmissbrauch oder dem Konsum von Kokain und Haschisch berichten.

Wie er es denn geschafft habe, clean zu bleiben, nachdem er in sein altes Umfeld zurückgekehrt sei, wollte ein Jugendlicher wissen. ¿Ich habe das als meine Aufgabe gesehen¿, so Niedrigs Antwort, ¿nachdem ich mit 22 aus der Therapie hinausgeworfen wurde, wollte ich beweisen, dass ich es auch alleine ohne Drogen schaffe.¿ Ob er den ¿Drogenkick¿ nicht manchmal vermisse, lautete eine weitere Frage. Und auch hier spiegelte sich die Lebenserfahrung in der Entgegnung des 44-jährigen wider: ¿Das Schlimmste am Drogenkonsum ist für mich, dass man das natürliche Belohnungssystem des Körpers außer Kraft setzt. Du kannst dich nicht mehr an Glücksmomenten erfreuen, die du dir selbst erarbeitet hast, sei es ein schulischer oder sportlicher Erfolg oder die Nähe zu einem Menschen. Nichts löst ein so intensives Gefühl aus wie das, wenn du¿ high¿ bist. Und genau das macht dich so einsam. Nein, ich vermisse dieses `Highsein´ nicht. Ich möchte mich spüren. Das ist mir wichtig!¿

Beeindruckt zeigten die jungen Erwachsenen sich vom Durchhaltevermögen des
Extremsportlers, der lange und verbissen um seinen ersten Hilfsarbeiterjob nach dem Entzug gekämpft hat, bevor er überhaupt an den Sport dachte. ¿Ihr müsst erkennen was Ihr könnt ¿ nicht was Ihr nicht könnt. Und Ihr müsst an Euch glauben¿, gab Niedrig seinen Zuhörern mit auf den Weg.

¿Unsere Patienten kommen hier häufig mit dem Gefühl einer völligen Überforderung an¿, so Dirk Meyer, ¿da tut es gut zu hören, dass es auch Ex-Junkies, die es heute offensichtlich geschafft haben, so ergangen ist. Dieser Besuch gibt uns eine Menge Gesprächsstoff für die nächsten Gruppensitzungen.¿

Und es soll auch nicht der Letzte bleiben. Denn Andreas Niedrig, mittlerweile neben dem Sport erfolgreicher Motivationstrainer, hat sich bereit erklärt, die Station "Spurwechsel" auch weiterhin zu unterstützen.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Kerstin Seifert, LWL-Klinik Marl-Sinsen - Haardklinik -, Telefon: 02365 802-2126
presse@lwl.org




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