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Mitteilung vom 25.08.11

Presse-Infos | Psychiatrie

Wenn Pillen abhängig machen...

Drogenbeauftragte der Bundesregierung besucht LWL-Klinik Lippstadt

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Lippstadt (lwl/bri). Bis zu 1,9 Millionen Deutsche sind laut Krankenhausstatistik 2010 abhängig von einem Beruhigungs-, Aufputsch- oder Schmerzmedikament, überwiegend handelt es sich dabei um ältere Frauen. Doch weniger als 10.000 begeben sich in eine stationäre Entzugsbehandlung, nicht einmal 500 absolvieren eine speziell auf die Medikamentenabhängigkeit ausgerichtete Entwöhnungstherapie. Hier besteht nach Auffassung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, dringender Handlungsbedarf. ¿Wir müssen noch gezielter Aufklärung betreiben und die Betroffenen frühzeitiger einer Behandlung zuführen¿, sagte die FDP-Politikerin am Dienstag (23.8.) beim Besuch der Lippstädter allgemeinpsychiatrischen Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Dazu seien auch eine bessere Kooperation zwischen Apothekern und Ärzten sowie eine Sensibilisierung der Mitarbeiter in Pflegeheimen erforderlich.

In der öffentlichen Wahrnehmung sei die Medikamentensucht verglichen mit anderen Suchtformen ein ¿stilles Thema¿, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. Häufig stelle sich die Abhängigkeit von Medikamenten schleichend ein und werde von Betroffenen wie auch ihrem Umfeld erst spät bemerkt. In allen Altersgruppen gebe es hohe Dunkelziffern, etwa wenn Schüler und Studenten Medikamente zur geistigen Leistungssteigerung nehmen, Sportler sich süchtig dopen oder wenn Betroffene ihre Schmerzen, Schlafstörungen oder psychischen Probleme ständig mit verschreibungspflichtigen Pillen unterdrücken. Der LWL biete in seinen 15 Fachkliniken sowie in vier regionalen LWL-Zentren vielfältige Angebote für die Therapie und Rehabilitation suchtkranker Menschen, so Kirsch weiter.

Eigene Studien hat Dr. Rüdiger Holzbach, Chefarzt der Abteilung Suchtmedizin der LWL-Klinik Lippstadt, in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) Hamburg und Mitarbeitern der Klinik erstellt, über deren Ergebnisse er die Drogenbeauftragte sowie 100 weitere Zuhörer informierte. Demnach seien Angst, Unruhe und Schlafstörungen die vorwiegenden Gründe für die Einnahme der süchtig machenden Medizin, die in 63 Prozent der Fälle durch einen Arzt verschrieben würde. Die Folgen können von Stimmungsschwankungen und Vergesslichkeit bis hin zu Kontrollverlust und körperlichen Entzugssymptomen reichen.

Die LWL-Klinik Lippstadt bietet Betroffenen ein deutschlandweit bislang einmaliges Konzept, das speziell auf die Bedarfe Medikamentenabhängiger ausgerichtet ist. Zwischen 50 und 100 Menschen lassen sich danach jährlich behandeln. ¿Wir konnten im Vergleich zu anderen Suchterkrankungen bislang gute Ergebnisse erzielen¿, teilte Holzbach mit. ¿Bei 84 Prozent der Behandelten hat sich der psychische Zustand verbessert oder sehr verbessert. Die Hälfte der Patienten, die die Behandlung abgeschlossen haben, war nach sechs Monaten durchgängig abstinent.¿ Angestrebt sei nun eine engere Kooperation der bereits bestehenden Selbsthilfegruppen für Abhängigkeitskranke im Kreis Soest, so Holzbach. Gemeinsam soll überlegt werden, welche Unterstützung speziell für Medikamentenabhängige angeboten werden kann.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Eva Brinkmann, Öffentlichkeitsbeauftragte LWL-Klinik Lippstadt, Telefon: 02945 981-5085
presse@lwl.org



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