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Mitteilung vom 25.08.11

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Denkmal des Monats

Seine Mauern bergen viel Geschichte der Stadt Geseke - Vom Schultenhof zum Café-Gasthaus: Haus Thoholte

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Münster/Geseke (lwl). Mitten in der Altstadt auf einem großen Gartengrundstück - ein Teil davon ist als ¿Pastors Hölzchen¿ bekannt - liegt das so genannte Haus Thoholte, im Mittelalter einer der größten Höfe von Geseke/Kreis Soest. Den ehemaligen Schultenhof am Marktplatz 7 hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Denkmal des Monats August gekürt. Haus Thoholte ist eines der bau- und nutzungsgeschichtlich besonders spannenden und aufschlussreichen Bauwerke der Stadt.

Seine Geschichte ist von Heimatforschern bis ins frühe 14. Jahrhundert zurückverfolgt worden. Gleichwohl war noch bis in die 1970er Jahre fraglich, ob Haus Thoholte überhaupt erhalten werden kann. Seitdem ist aber seine Bedeutung und Denkmaleigenschaft unstrittig und das Haus wird instandgehalten und genutzt. Es besteht eigentlich aus zwei Teilen, einem jüngeren Teil im vorderen Bereich, der wohl in barocker Zeit errichtet wurde, und einem älteren Steinbau im hinteren Teil aus dem 16. Jahrhundert.

Die Mauern von Haus Thoholte können viel erzählen über die Geschichte seiner Bewohner und der Stadt: Im 16. Jahrhundert wird das Haus als Grevenhof bezeichnet, bevor es zu Beginn des 17. Jahrhunderts in den Besitz des Bischofs von Paderborn, Dietrich IV. von Fürstenberg, gelangt. Nach mehreren Besitzerwechseln kommt das Haus 1856 an den Kaufmann Johann Philipp Thoholte, dem es seinen heutigen Namen verdankt. Später betreibt der Sohn des Kaufmanns zeitweise eine Zigarrenfabrik darin. 1978 übernimmt die Stadt Geseke Haus Thoholte. Sie sorgt in den folgenden Jahren für die Erhaltung und notwendige Restaurierungsarbeiten. Die wechselvolle Geschichte von Haus Thoholte ist also überaus spannend und muss noch systematisch zusammengestellt werden. Der LWL-Kulturdienst für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen unterstützt die Erforschung des Hauses durch eine bauhistorische Untersuchung von Peter Barthold mit einer Analyse dendrochronologischer Proben sowie eine begleitende Untersuchung durch Dipl.-Rest. Sigrid Engelmann M.A., die ein genaues Aufmaß einer Wandscheibe mit spätgotischem Schornstein im Dachraum vornimmt. Eine echte Gemeinschaftsarbeit also.

Anlass für die Wahl von Haus Thoholte als Denkmal des Monats August 2011 ist die vor wenigen Wochen abgeschlossene Restaurierung im Innern, bei der die Räume im Erdgeschoss für ein Café und Bistro eingerichtet worden sind. In Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurden die historischen Strukturen wie die Decken und Raumgrundrisse wo immer möglich erhalten. Das neue ¿Café-Gasthaus Thoholte¿ kann so die jahrhundertelange Tradition des Ortes als besondere Attraktion nutzen. Um auch den großen Saal im hinteren Gebäudeteil, dem so genannten Steinwerk, für größere Gesellschaften und Feste nutzen zu können, musste eine Fluchttreppe angebaut werden. Das war aus rein denkmalpflegerischer Sicht zwar nicht gerade wünschenswert, musste aber aus Brandschutzgründen akzeptiert werden - auch um dem Haus eine langfristige Nutzungsperspektive zu ermöglichen. Für die Anordnung und Gestaltung dieser zusätzlichen Treppe musste nun eine vertretbare, allen Anforderungen genügende Lösung gefunden werden. Am Haus Thoholte ist diese Aufgabe dank der unermüdlichen Hilfe des ehrenamtlich Beauftragten für Denkmalpflege der Stadt Geseke, Dipl.-Ing. Hubertus Kersting, nach Meinung der LWL-Denkmalpfleger bravourös gelöst worden. Es war nämlich gar nicht so leicht, im historischen Mauerwerk des Steinwerks eine Stelle zu finden, die geeignet war für einen mannshohen Durchbruch. Nach sorgfältiger Erkundung der in Frage kommenden Wand konnte dafür eine nach alten Dokumenten wieder entdeckte Fensteröffnung des 19. Jahrhunderts genommen werden. Um die denkmalpflegerisch eher störende Wirkung der notwendigen Treppe so gering wie möglich zu halten, ist sie von Hubertus Kersting aus modernen Materialien schlicht und ruhig entworfen worden. Gegenüber anderen geprüften Varianten hat die neue Fluchttreppe nun den Vorteil, dass sie vom Denkmal zwar gebührenden Abstand hält, aber optisch nicht mehr als unbedingt nötig über die Kante des Vordergebäudes hervortritt.

Der Bau- und Nutzungsgeschichte von Haus Thoholte ist mit Abschluss der jüngsten Arbeiten ein neues Kapitel hinzugefügt worden. Die Bürger und Gäste von Geseke haben nun in ihrer Altstadt einen besonderen Attraktionspunkt gewonnen, der auch wegen der Neugestaltung seiner unmittelbaren Außenanlagen zum Nachsinnen über die Geschichte der Stadt einlädt.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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