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Mitteilung vom 12.08.10

Presse-Infos | Kultur

Alles Helden? ¿ Denkmäler im Ruhrgebiet im Spiegel der Ansichtskarte

Studio-Ausstellung im LWL-Industriemuseum auf Zeche Zollern

Bewertung:

Dortmund (lwl). Im Kulturhauptstadtjahr steht das LWL-Industriemuseum ganz im Zeichen von Helden. Neben der großen Schau ¿Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen¿ in der Henrichshütte Hattingen (bis 31.10.) gibt es Begleitausstellungen an den übrigen sieben Museums-Orten, so auch auf Zeche Zollern. An seinem Dortmunder Standort informiert der Lanschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) noch bis zum 22. August über ¿Helden im Zeichen von Schlägel und Eisen¿. Zusätzlich präsentiert eine Studio-Ausstellung auf der ¿Galerie Industriearbeit¿ in der Alten Werkstatt ab Sonntag (15.8.) mehr als 250 historische Ansichtskarten zu Helden-Denkmälern im Ruhrgebiet.

Den Schwerpunkt dieser Ausstellung bilden die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts, als die Ansichtskarte den Höhepunkt ihre Beliebtheit erlebte. Im mehr als 100 unterschiedlichen Bildvarianten wurde zum Beispiel das Kaiserdenkmal auf der Hohensyburg millionenfach in alle Welt verschickt. ¿Diese Bilder warben nicht nur für die Stadt Dortmund, sondern auch für die Kaiserherrschaft in Deutschland, die um 1900 schon längst umstritten war und von der deutschen Sozialdemokratie in Frage gestellt wurde¿, berichtet Dr. Thomas Parent, stellvertretender Museumsdirektor, der die Schau zusammengestellt hat.

Weitere Bildkarten publizierten Bismarcktürme, Siegessäulen und Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der drei ¿Reichseinigungskriege¿ gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71). Im Ersten Weltkrieg wurden vielerorts hölzerne ¿Nagelmänner¿ aufgestellt: der Eiserne Reinoldus in Dortmund, Siegfried in Mülheim, ein Schmied in Essen und Bochum. Gegen einen Obolus durfte man Nägel in diese Figuren einschlagen. Der Erlös kam größtenteils einer ¿Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen¿ zugute. In der ¿Heimatfront¿ galten auch die Rüstungsarbeiter der Schwerindustrie als Helden. Selbst Schulkinder wurden zu Kriegsspenden angeregt ¿ und durften zur Belohnung einen Nagel in das hölzerne Kriegswahrzeichen ihrer Schule einschlagen.

Nach der Kriegsniederlage von 1918 wurden im Ruhrgebiet besonders martialische Kriegerdenkmäler aufgestellt: Kämpfer mit Dolch, Schwert oder Panzerfaust. Beim Kriegerdenkmal im Bochumer Stadtpark wurden noch 1983 die beiden Soldatenfiguren eines Nachts über den Stiefelschäften abgesägt und vornüber gestürzt. Ihre heroische Attitüde hatte offenbar alternative Kriegsgegner provoziert. Ein pompöses Gauehrenmal aus der Nazizeit, das auf dem Essener Südwestfriedhof die ¿Gefallenen der Bewegung¿ ehrte, war bereits kurz nach Kriegsende wieder abgetragen worden.

Die Vorkämpfer der Demokratie hat man im Ruhrgebiet nur vereinzelt durch Denkmäler geehrt. In Dortmund-Hörde wurde 1928 ein Friedrich-Ebert-Denkmal aufgestellt, bereits 1933 von den Nazis wieder entfernt und 1985 erneut errichtet. An die Opfer des NS-Terrors erinnert in Dortmund das Bittermark-Denkmal im Stadtforst.

¿Die Ausstellung auf Zeche Zollern will anhand der historischen Ansichtskarten zum kritischen Nachdenken über Heldenverehrung und Heldendenkmäler anregen¿, so Thomas Parent. Er bietet am 3.10.2010 um 15 eine Führung an. Am 26.10.2010 (19.30 Uhr) hält er einen Bildvortrag mit dem Titel ¿Bismarck als römischer Hauptmann, der Duisburger Siegfried und Schmied von Essen. Nationale Heldenkulte im Ruhrgebiet¿.


Alles Helden? Denkmäler im Ruhrgebiet im Spiegel der Ansichtskarte
15.8. bis 31.10.2010
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5 I 44388 Dortmund
Geöffnet Di ¿ So 10 ¿ 18 Uhr



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Grubenweg 5
44388 Dortmund
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