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Mitteilung vom 13.08.10

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Denkmal des Monats August 2010

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Herzebrock (lwl). Zum Denkmal des Monats August 2010 hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe den letzten erhaltenen Flügel des Kreuzgangs des ehemaligen Benediktinerinnenklosters (vormals Kanonissenstift) in Herzebrock gewählt. Das Geviert des Kreuzgangs wurde 1474/75 direkt an die Südseite der Klosterkirche, der heutigen Pfarrkirche St. Christina, angebaut.

2010 feiert Herzebrock sein 1150 jähriges Ortsjubiläum. Im Jubiläumsjahr fanden auch die Arbeiten am spätgotischen Ostflügel des ehemaligen Kreuzgangs ihren Abschluss.
Der schmale langgestreckte Raum wird von fünf Kreuzrippengewölben überspannt, die auf Blattkonsolen ruhen. Unter dem buckligen Laubwerk der Konsolen befinden sich kleine, fein ausgearbeitete Köpfchen von höchster bidhauerischer Qualität.
Nach Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisation (1803) wurden drei der vier Kreuzgangflügel nach und nach abgebrochen oder stark verändert.

Der einzig erhaltene Ostflügel, der an das ehemalige Abtei- und Konventshaus angrenzt, schlummerte lange Zeit im Verborgenen. Während im übrigen Gebäude Wohnungen eingerichtet wurden und die Heimatstube ihr Domizil fand, fristete der Kreuzgangflügel ein trauriges Dasein. Zeitweise in mehrere Räume unterteilt, diente er zuletzt als Durchgangsraum und Abstellkammer. Als dann auch noch Risse in den Gewölben auftraten und ein Schlussstein aus einem der Gewölbe herabfiel, wurde es höchste Zeit etwas zu tun.

In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurde seit 2008 ein Restaurierungskonzept mit dem Eigentümer und der Gemeinde Herzebrock-Clarholz erarbeitet.
Vom LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen kam Unterstützung aus verschiedenen Fachbereichen: Inventarisation/Bauforschung (Dr. Marion Niemeyer und Dr. Fred Kaspar), Restaurierung und Dokumentation (Beat Sigrist) und Praktische Denkmalpflege (Dr. Barbara Pankoke): Die im August 2008 durchgeführte Bauforschung ergab unter anderem, dass es sich bei dem vorhandenen Dachstuhl noch weitgehend um die nach 1474 errichtete Konstruktion handelt. Als Ursache für die statischen Probleme wurde im Verlauf der Baumaßnahme die Aufstockung des Kreuzgangflügels in der Mitte des 18. Jahrhunderts erkannt. Direkt über den spätgotischen Gewölben hatte man damals zusätzlichen Wohnraum geschaffen. Die Fehlkonstruktion im Bereich des Bodenaufbaus wurde nun entfernt, die Gewölbe statisch gesichert, der Boden ganz neu aufgebaut und die Wohnung umfassend saniert.
Nach Vorgaben durch das LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen wurde eine restauratorische Befunduntersuchung und anschließend auch die Restaurierung von Wand- und Gewölbeflächen im Kreuzgang durch einen freien Restaurator durchgeführt. Die vorhandenen historischen Putz- und Farbschichten wurden gereinigt, gefestigt und, wo nötig, ergänzt. Der Raum zeigt sich nun wieder komplett in seiner letzten nachweisbaren Farbfassung, die freilich auch schon ca. 100 Jahre alt seien dürfte: gebrochen weiße Wand- und Gewölbeflächen und zartgrüne Gewölberippen unter Verwendung eines kupferhaltigen Grünpigmentes.

Die Atmosphäre dieses wunderschönen Raumes wird künftig im Rahmen von verschiedenen kulturellen Veranstaltungen erlebbar seien. Auch der dahinterliegende Raum mit einem großen barocken Prunkkamin von 1667 wurde wieder hergerichtet. Eine aus LWL-Denkmalpflegemitteln geförderte restauratorische Untersuchung des Kamins ergab interessante barocke Farbbefunde. Dieser Raum wird zeitweise als Nebenraum für die Veranstaltungen im Kreuzgang zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen zur jüngsten Restaurierung des Kreuzgangflügels gibt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Pankoke am Tag des offenen Denkmals:12. September 2010, Führungen um 14 und 15 Uhr.



Pressekontakt:
Dr. Barbara Pankoke, LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen, Tel. 591-5534, und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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