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Mitteilung vom 03.12.09

Presse-Infos | Jugend und Schule

In der Suchthilfe ist Umdenken gefragt

Jahrestagung LWL-Koordinationsstelle: Experten fordern ¿Ballast abwerfen¿

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Münster (lwl). Suchthilfe tut not. Aber angesichts dramatisch knapperer Kassen muss sie sich neu ausrichten. ¿Ballast abwerfen, Überschneidungen vermeiden, Ressourcen umschichten, jedoch eine Kernaufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge bleiben¿ ¿ in den eigenen Reihen werben Suchthilfeprofis für diese Devise.

Ob mancherorts wirklich mehrere Suchtberatungsstellen in unterschiedlicher Trägerschaft nebeneinander arbeiten müssen; oder ob eine Vielzahl von Präventionsprojekten nebeneinander mehr bewirken als einige wenige nachweislich bewährte ¿ das bezweifelten Fachleute am Donnerstag (3.12.09) beim Kongress ¿Krise als Chance¿ in Münster. Dazu hatte die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Vertreter aus mehr als 850 ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen und ¿diensten in der Region eingeladen.

Systemwechsel
LWL-Jugend- und Suchtdezernent Hans Meyer mahnte einen ¿System- und Musterwechsel an, wollen wir nicht Stagnation und Rückschritt riskieren¿. Zu dessen Elementen gehört nach Meyers Vorstellung das Ansetzen von präventiver Arbeit in den Herkunfts- und Lebensmilieus vor allem bei suchtgefährdeten jungen Menschen anstelle der bisher verbreiteten, eher ¿ausschnitthaften¿ Vorsorgearbeit in Schule, Sportverein oder Betrieb.

So werde die LWL-Koordinationsstelle ab Anfang 2010 im Rahmen des EU-Projekts ¿Take Care¿ mit zehn weiteren Ländern erproben, ob Suchthilfe besser funktioniert, wenn sie jugendlichen Rausch- und Komatrinkern direkt in ihren Wohnquartieren Angebote macht. Mit ¿neuen Zugängen zu den kritischen Gruppen¿, wie etwa zu erstmals auffällig gewordenen Cannabis-Konsumenten oder zu Spätaussiedler-Nachwuchs, habe die Koordinationsstelle Ansätze erprobt, die die Suchthilfearbeit ¿neu justieren könnten¿, so Meyer weiter.

Unterstützung betroffener Eltern verstärken
Deutlich verstärkt werden soll laut Meyer die Unterstützung betroffener Eltern durch die Suchthilfe. Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums wollen die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hamm) und der LWL Maßnahmen dazu entwickeln und erproben. Mit den örtlichen Jugendämtern sind Modellprojekte geplant in Paderborn, Dortmund, dem Märkischen Kreis und im münsterländischen Rheine. Meyer: ¿Wir beklagen immer wieder, dass Eltern junger Drogenabhängiger für das Verhalten ihrer Kinder zumindest mitverantwortlich sind. Aber welche Unterstützung und konkreten Hilfen bieten wir hier eigentlich an, welche Konzepte gibt es?¿

Für eine ¿Neustrukturierung von Hilfen¿ plädierte auch Politik- und Kommunikationsberater Rolf Hüllinghorst (Bielefeld). Der langjährige Geschäftsführer der renommierten Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen forderte ¿auf der Ebene des Landschaftsverbandes¿ ein Benchmarking, einen systematischen Dienstleistungsvergleich, mit dem die Suchthilfe für abhängige Menschen in den westfälisch-lippischen Kommunen ¿kontinuierlich verbessert werden könnte.¿ Hüllinghorst: ¿Es geht nicht um möglichst viele Dienste, sondern es geht um ein effektives ambulantes Angebot, welches durch die Suchtmedizin in der Psychiatrie ergänzt wird.¿

Arbeit ermöglichen
Jost Leune vom Fachverband Drogen und Rauschmittel e.V. verdeutlichte, dass suchtgefährdete und suchtkranke Menschen zu mehr als 50 Prozent arbeits- und beschäftigungslos sind und nicht mehr als den Hauptschulabschluss haben. Rund 150.000 der bundesweit etwa 300.000 Klienten von Beratungsstellen bräuchten darum vor allem Unterstützung bei der ¿Teilhabe an Arbeit¿, so Leune. Tatsächlich sei aber nur etwa ein Prozent (1.500) in Arbeits- und Beschäftigungsprojekten der Suchthilfe. Leune forderte ein ¿Umdenken in der Suchthilfe weg von den primär therapieorientierten Angeboten hin zu den teilhabeorientierten Maßnahmen¿ etwa im Bereich Arbeit und Beschäftigung.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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