LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 30.10.09

Presse-Infos | Kultur

Der LWL verleiht seinen Karl-Zuhorn-Preis 2009 an Rita Gudermann

Bewertung:

Münster (lwl). Die in Lippstadt (Kreis Soest) geborene Dr. Rita Gudermann hat am Freitag (30.10.) aus den Händen von LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch den Karl-Zuhorn-Preis für westfälische Landesforschung entgegen genommen. Die Nachwuchswissenschaftlerin, die heute in Berlin lebt, erhält den alle drei Jahre verliehenen Preis für ihre Arbeiten über die westfälische Agrargeschichte. ¿Gemeinsame wissenschaftliche Forschung, Organisation von wissenschaftlichen Konferenzen sowie Kontakte zu anderen Forschungseinrichtungen innerhalb und außerhalb Westfalens ¿ kurzum und in der heutigen Sprache: die Vernetzung ¿ machten auf die Preisträgerin aufmerksam¿, lobte Kirsch, bevor er Gudermann den Preis im münsterschen Erbdrostenhof überreichte. Seinen mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis verleiht der LWL seit 1979 alle drei Jahre.

¿Gudermanns Forschungen haben eine hohe landeskundliche Bedeutung, weil sie mit neuen, anregenden und innovativen Fragestellungen neue Forschungsperspektiven für die westfälische Agrargeschichte erschlossen haben. Indem sie ökonomische und ökologische Aspekte verknüpft hat, ist es ihr gelungen, die Agrargeschichte stärker an die allgemeinen Forschungstrends der Geschichtswissenschaft heranzuführen¿, heißt es in der Begründung des Rates für westfälische Landeskunde. Gudermanns Veröffentlichungen stünden für eine moderne Agrarumweltgeschichte, die nicht eine naturverbundene Vergangenheit und eine aus ökologischer Sicht destruktive Gegenwart gegenüberstelle. Sie arbeite stattdessen die vielschichtigen Konfliktebenen zwischen Ökologie und Ökonomie heraus, um anschließend die Kostenseite, die sozialen Folgen und die langfristige Wirkung auf die Kulturlandschaft in den Blick zu nehmen, so der Rat weiter.

¿Gudermann bezieht die staatliche Wirtschaftspolitik nicht ¿ wie für das 19. Jahrhundert üblich ¿ auf Gewerbe und Industrie, sondern auf die Landwirtschaft. Ihre Dissertation bleibt nicht bei der Behandlung der technischen Prozesse und ökonomischen Ergebnisse stehen, sondern geht auch näher auf die jeweilige Eigenlogik der staatlichen Wirtschaftsförderung einerseits sowie die naturale Ökonomie und Innovationsbereitschaft der Bauern andererseits ein und schildert deren Konflikte¿, so Prof. Dr. Bernd Walter, Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte, in seiner Laudatio. Bei ihrer ¿Technikfolgenabschätzung¿ und ökologischen Perspektive mache sie die Folgen des kapitalistischen Umgangs mit der Landwirtschaft für Mensch und Natur deutlich, ohne die vorkapitalistische agrarische Wirtschaftsweise zu idyllisieren. Damit sei sie innerhalb des Aufschwungs der Naturschutz- und Umweltgeschichte, der international in den 1980er, in der Bundesrepublik in den 1990er Jahren eingesetzt habe, innovativ gewesen, sagte Walter weiter. ¿Die Verleihung des Karl-Zuhorn-Preises durch den LWL ist eine kleine Anerkennung für ihre innovativen Arbeiten zur westfälischen Argar- und Umweltgeschichte¿.

Zur Person:
Gudermann, die 1964 in Lippstadt (Kreis Soest) geboren wurde und in Rüthen das Gymnasium besuchte, hat in Berlin Geschichte, Germanistik und Biologie studiert. 1998 promovierte sie über ¿Wassersachen. Landwirtschaftliche Meliorationen (Bodenverbesserungen) zwischen ländlichen Interessen und staatlicher Landeskulturpolitik in Westfalen und Brandburg (1830 ¿ 1880)¿. Dabei machte sie die Modernisierung nicht als lineare Erfolgsgeschichte sondern auch ihre Schattenseiten sichtbar und verdeutlicht, wie auf diese Weise die ¿Kulturlandschaft¿ als Produkt menschlichen Handelns entstanden ist.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos