LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 08.09.09

Presse-Infos | Kultur

Wieviel Geschichte steckt im Westfälischen Boden und Gebäuden?

LWL beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals am 13. September

Bewertung:

Münster (lwl). Am Tag des offenen Denkmals öffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 18 Bau- und Bodendenkmäler. Von Porta Westfalica bis Gelsenkirchen gewähren archäologische Ausgrabungen, Burgruinen und Baudenkmäler einen Einblick in die westfälische Geschichte. Das LWL-Amt für Denkmalpflege, das LWL-Industriemuseum und die LWL-Archäologie für Westfalen präsentieren von den Überresten einer germanischen Siedlung bis hin zum barocken Festsaal und zum Schiffshebewerk Schmuckstücke aus ihren Arbeitsbereichen.

Germanen an der Emscher
In Castrop-Rauxel-Ickern (Kreis Recklinghausen) siedelten ab dem ersten nachchristlichen Jahrhundert Germanen. Die Archäologen konnten anhand von Bodenverfärbungen mehrere Höfe mit großen Wohnstallhäusern, Nebengebäuden und Speichern nachweisen. Auf dem zehn Hektar großen Areal fanden sie außerdem Tausende von Keramik- und Glasscherben, Teile von Pferdegeschirren und Webgewichte. Da die Ausgrabung voraussichtlich in diesem Jahr beendet wird, haben Interessierte am Tag des offenen Denkmals letztmalig die Gelegenheit, den Archäologen über die Schulter zu schauen. Dabei zeigen die Wissenschaftler anschaulich alle Arbeitsschritte vom Befund über die Bergung bis zur Dokumentation und Rekonstruktion. Neben den vorläufigen Ergebnissen und Funden präsentieren sie die Teilrekonstruktion eines germanischen Wohnsstallhauses aus dem zweiten bis dritten nachchristlichen Jahrhundert und den Nachbau eines spätbronzezeitlichen Grabhügels. Das Grabungsgelände an der Rittershofer Str. 170 in 44577 Castrop-Rauxel-Ickern ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Bibliothek im Getreidesilo
In der Speicherstadt in Münster-Coerde ist der Speicher Nummer 7 zu einem modernen Bürogebäude umgebaut worden und beherbergt die Zentrale der LWL-Archäologie für Westfalen und die Altertumskommission für Westfalen. Das ehemalige Silo ist eines von elf Gebäuden, die die Deutsche Wehrmacht 1937/38 nach einheitlichem Schema errichtet hat. Von diesem Heeresverpflegungshauptamt aus wurden die Truppen im norddeutschen Raum mit Proviant versorgt; unter anderem wurden hier täglich bis zu 20.000 Brote gebacken. Seit 1998 wird die Speicherstadt zu einem modernen Archiv- und Dienstleistungszentrum umgebaut. Heute arbeiten und lernen hier fast 500 Menschen. Die ursprüngliche Funktion des denkmalgeschützten Gebäudes lässt sich auch nach seinem Umbau noch erkennen. So können die Besucher am Tag des offenen Denkmals an der Fassade, aber auch in den Treppenhäusern und den Büroräumen die Silostruktur nachvollziehen. In der Bibliothek im Dachgeschoss sind sogar noch Teile der Getreide-Förderanlage erhalten. Im Gebäude An den Speichern 7 in 48157 Münster finden um 12 und um 14 Uhr Führungen statt.

Bielefelds Wahrzeichen
Die Sparrenburg in Bielefeld war im 16. Jahrhundert eine der größten renaissancezeitlichen Festungen in Westfalen. Seit 2007 erforschen Archäologen die Geschichte von Bielefelds Wahrzeichen. Dabei gruben sie bereits im sogenannten Kiekstattrondell und im Zeughaus und fanden Spuren der mittelalterlichen Vorgängerburg. Am 13. September findet um 14 Uhr eine Führung über das Ausgrabungsgelände statt, das ansonsten nicht öffentlich zugänglich ist. Ort: Am Sparrenberg 38a, 33602 Bielefeld.

Verlassene Kirche im Wald ¿ die Ruine auf dem Jostberg in Bielefeld
Franziskaner-Mönche ließen sich am Ende des 15. Jahrhunderts auf dem abgeschiedenen Jostberg in Bielefeld-Quelle nieder. Sie übernahmen die um 1480 in der Nähe der Passhöhe entstandene Kapelle und zugehörige Gebäude und bauten diese aus. Ihre Begeisterung für ein Leben im Wald muss jedoch bald nachgelassen haben, da sie bereits 1507 in die Stadt umsiedelten. Von der als Ruine erhaltenen spätgotischen Saalkirche sind noch vier Eingänge, ein Anbau im Südwesten und das Fundament des Hauptaltars im Osten zu erkennen. Die Umfassungsmauern des Kirchenbaus sind bis zu einem Meter hoch erhalten. Am 13. September findet um 11 Uhr eine Führung statt. Ort: Schlingenstraße in 33649 Bielefeld-Quelle.

Die Falkenburg ¿ ehemaliges Machtzentrum der Grafschaft Lippe
Seit 2005 graben Archäologen in der Falkenburg bei Detmold-Berlebeck. Die mächtige Adelsburg aus dem 12. Jahrhundert war im Mittelalter das Zentrum der Grafschaft Lippe. Jedoch verlor sie nach einem Brand 1453 an Bedeutung, wurde im 16. Jahrhundert verlassen und galt ab 1802 sogar als Steinbruch. Das erklärt, warum die Mauern heute zum größten Teil abgetragen sind. Die Archäologen konnten in den vergangenen Jahren die untertägig erhaltenen Mauerzüge der Hauptburg, der Vorburg und des Zwingers freigelegen. Am Tag des offenen Denkmals ist die Falkenburg von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Führungen finden bis 16 Uhr zu jeder vollen Stunde statt. Parkmöglichkeiten und Aufstieg von der Paderborner Str./Hotel-Landhaus Hirschsprung aus. Treffpunkt ist die Schutzhütte unterhalb der Burg, Falkenburgweg, 32760 Detmold.

Römer in Porta Westfalica
Im Juli 2008 erregten 2000 Jahre alte Funde aus Porta Westfalica-Barkhausen (Kreis Minden-Lübbecke) überregionales Aufsehen. Eine Gewandspange und eine Bronzemünze des keltischen Stammes der Remer, die Hilfstruppen im Römischen Heer stellten, schienen auf ein römisches Militärlager hinzudeuten. Die LWL-Archäologen konnten bisher nachweisen, dass tatsächlich römische Soldaten hier gelagert hatten. Die Schuhnägel, Kettenpanzer-Verschlüsse, Bleilote und selbst ein eiserner Zeltnagel beweisen aber noch kein dauerhaftes Lager. Außer den Teilen der Legionärsausrüstung fanden die Ausgräber zwei Gräberfelder, eines aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend, das andere aus dem achten Jahrhundert nach Christus. Wesentlich jünger sind mehrere mit Holzkohle verfüllte Gruben aus der Zeit des 30-Jährigen Krieges. Ob sie auf ein Lager der Landsknechte hinweisen, ist noch unklar. Klar ist aber, dass die Menschen verschiedenster Epochen den unweit der Porta Westfalica gelegenen Platz nutzten. Das Areal ist am 13. September zu den Führungen zugänglich. Die Archäologen führen um 11, 13 und 15 Uhr über die Ausgrabung und präsentieren wichtige Funde und vorläufige Ergebnisse. Ort: Baugebiet ¿Auf der Lake¿, Auf dem Lohope (von der B61 aus zugänglich), 32457 Porta Westfalica.

Barockes Herrenhaus ¿ die Werburg in Spenge
Die im Mittelalter erbaute Werburg ist das älteste profane Gebäudeensemble in Spenge (Kreis Herford). Ihr Herzstück, das aus Bruchsteinen und Fachwerk bestehende Herrenhaus, wurde um 1450 errichtet. Sein heutiges Erscheinungsbild geht auf tiefgreifende Veränderungen in der Barockzeit zurück. In den bisherigen Ausgrabungen wiesen die LWL-Archäologen nach, wie der Eingang des Hauses im Barock gestaltet war. Außerhalb des Gebäudes fanden sie eine Befestigungsmauer von 1574 und einen Wassergraben. Am Tag des offenen Denkmals geben sie zusammen mit dem Verein Werburg Spenge e.V. und dem Architekturbüro Lange Führungen um 10:30, 12, 13 und 15 Uhr. Außerdem zeigt eine kleine Ausstellung von 10 bis 16 Uhr Küchengeschirr aus dem 17. und 18 Jahrhundert. Eine Cafeteria ist eingerichtet. Ort: Werburg, 32139 Spenge.

Archäologische Ausgrabung in Paderborn
Die Paderborner Innenstadt steckt voller Geschichte. Einen kleinen Teil davon präsentiert die Paderborner Stadtarchäologie in einer Führung über eine aktuelle Ausgrabung. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Museum in der Kaiserpfalz, Am Ikenberg, 33098 Paderborn.

Salzsieden wie im Mittelalter in Brilon
Am Tag des offenen Denkmals findet in Brilon (Hochsauerlandkreis) ein Schau-Salzsieden statt. Der diese Woche nach originalen Vorbildern erbaute Siedeofen ermöglicht, Salz wie im Mittelalter zu gewinnen. Das "weiße Gold" war zum Würzen und Konservieren von Speisen sehr begehrt und machte viele Salinenstädte reich und berühmt. Nur durch den Nachbau und den Selbstversuch, die sogenannte Experimentalarchäologie, ist es den Wissenschaftlern möglich, die genaue Form und Funktionsweise der mittelalterlichen Öfen und des Siedevorganges zu rekonstruieren. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Brilon, dem AK Bergbau und Archäologie im Briloner Heimatbund - Semper Idem e.V. und der LWL-Archäologie für Westfalen. Die bleiernen Siedepfannen sind nach Vorbildern aus der römischen Kaiserzeit in England von der Firma HOPPECKE Batterien GmbH & Co. KG hergestellt und gestiftet worden. Am 13.9. wird von 12 bis 18 Uhr gesiedet. Es gibt Kaffee, Kuchen, Bratwurst und Getränke, Führungen finden nach Bedarf statt. Ort/Treffpunkt: Parkplatz Waldfreibad, Brilon-Gudenhagen/Schmelterfeld, ein Pendelverkehr ist eingerichtet.

Megalithgrab in Lengerich
1927 wurde ein über 4000 Jahre altes Großsteingrab in Lengerich-Wechte (Kreis Steinfurt) entdeckt. Am Tag des offenen Denkmals ist es von 14 bis 17 Uhr zugänglich. Um 14 Uhr findet ein Vortrag in der ehemaligen Kirche nahe des Grabes statt, um 15 Uhr eine Führung am Grab. Ort: Borchterbecker Str., 49525 Lengerich.

Eine Kirche über der Kirche ¿ St. Urbanus in Gelsenkirchen
Die alte St. Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer wurde 1890 abgerissen und durch die heutige ersetzt. Da diese eine andere Grundausrichtung hat, fanden die Archäologen außerhalb der Kirche Strukturen des Vorgängerbaus. Die Ausgrabung ist von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen finden bei Bedarf statt. Bei Regen bleibt das Areal geschlossen! Ort: St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer, Hochstr. 37, 45894 Gelsenkirchen.

Genuss seit 330 Jahren
Ganz zum diesjährigen Motto des Tags des offenen Denkmals, ¿Orte des Genusses¿, passt das historische Gasthaus ¿Zur Linde¿ in Gütersloh-Isselhorst (Kreis Gütersloh). Das Querdielenhaus mit zwei Toren wurde 1676/77 erbaut und schon damals gerne nach dem sonntäglichen Kirchgang aufgesucht. Für Westfalen einzigartig sind über zwei Gefache reichende Fenster mit Bleisprossen. Sie wurden aus Sicherheitsgründen 1752 von innen mit Eisenstangen vergittert, da die ¿Linde¿ Sitz der ¿Bank der Bauern und Landwirte¿ wurde. Das traditionsbewusste Gasthaus ist am 13.9.2009 von 10 bis 24 Uhr geöffnet, Führungen finden nach Bedarf statt. Ort: Isselhorster Kirchplatz 5, 33334 Gütersloh.

Höfische Barockkunst im Erbdrostenhof
Der Erbdrostenhof in Münster vermittelt einen Begriff von höfischer barocker Kunst, Kultur und feiner Lebensart. Das Meisterwerk von Johann Conrad Schlaun wurde zwischen 1753 und 1757 als Adelspalais errichtet. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde es zwischen 1953 und 1970 wieder aufgebaut. Am Tag des offenen Denkmals finden um 14 Uhr, 15:30 Uhr und um 17 Uhr Führungen statt. Ort: Salzstr. 38, 48143 Münster.

Schiffe im Schiffshebewerk
Auch heute noch ist das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) ein Ort des Genusses. Es ist am 13. September wie üblich von 10 bis18 Uhr geöffnet. Die Führungen durch das Schiffshebewerk Henrichenburg starten um 11 Uhr, 12.30 Uhr, 13.30 Uhr, 15 Uhr und 16.30 Uhr. Die Teilnahme an den Führungen ist frei. Es muss lediglich der Museumseintritt entrichtet werden. Vom unteren Vorhafen des Hebewerks legt das Fahrgastschiff ¿Henrichenburg¿ um 12.30 Uhr, 13.30 Uhr und um 14.30 Uhr zu einer einstündigen und um 15.30 Uhr zu einer zweistündigen Schiffstour ab. Die Schiffstour kostet 6 Euro beziehungsweise 10 Euro, ermäßigt 4 Euro beziehungsweise 6 Euro; jeweils zuzüglich Museumseintritt.

Textilmuseum Bocholt
Das LWL-Industriemuseum - Textilmuseum Bocholt (Kreis Borken) hat am Tag des offenen Denkmals von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es werden kostenlose Führungen durch das Baudenkmal Spinnerei Herding, Industriestraße 5, angeboten. Der Eintritt ist frei.

Zeche Hannover, Bochum
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Hannover in Bochum findet zur Zeit passend zum diesjährigen Motto des Tags des offenen Denkmals ¿Historische Orte des Genusses¿ die Sonderausstellung ¿Eiskalte Leidenschaft. Italienische Eismacher im Ruhrgebiet¿ statt. Das Museum ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Es werden Führungen durch die Sonderausstellung, eine Präsentation zur Geschichte der Trinkhallen im Ruhrgebiet und Führungen durch die Bergarbeiterhäuser und Gärten ¿Am Rübenkamp¿ angeboten. Der Eintritt ist frei.

Henrichshütte Hattingen
Das LWL-Industriemuseum - Henrichshütte Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis) ist am 13. September von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es findet ein Fördervereinsfest zum Tag des offenen Denkmals mit Kunst- und Design-Messe statt sowie die Finissage der Ausstellung ¿Meine Hütte zwei¿. Der Eintritt ist frei.

Zeche Nachtigall, Witten
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Nachtigall in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) findet am Tag des offenen Denkmals das Museumsfest statt. Es gibt eine Vorführung der Dampf-Fördermaschine Zeche Nachtigall und der Schachtanlage Ingeborg, Bauen mit Miniaturziegeln und eine Knappenprüfung für Kinder. Außerdem ist ein Feldbahnbetrieb der AG Muttenthalbahn vom Parkplatz Nachtigallstraße bis zur Zeche Nachtigall eingerichtet. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Zeche Zollern, Dortmund
Im LWL-Industriemuseum - Zeche Zollern in Dortmund gibt es zum Thema ¿Kniften, Kartoffeln und ein Korn: Küche und Kneipe der Bergleute in guten und schlechten Zeiten¿ Führungen durch den neuen Arbeitergarten und das Restaurant Pferdestall. Geöffnet von 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

Hintergrund:
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.lwl-archaeologie.de oder http://www.lwl-denkmalpflege-westfalen.de, wo Sie auch die diesjährige Denkmalzeitung herunterladen können.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Stefanie Mosch, LWL-Museum für Archäologie, Tel.: 0251 591-8921
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos