LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 04.09.09

Presse-Infos | Kultur

Salon ¿Frauenbilder¿ im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

Gespräche mit Zeitzeuginnen am Nierentisch

Bewertung:

Witten (lwl). Berufstätige Frauen sind kein Novum unserer Gesellschaft. Das beweisen zwei Zeitzeuginnen, die im Mittelpunkt des nächsten Salons ¿Frauenbilder¿ stehen, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am kommenden Donnerstag, 10. September, um 18 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall einlädt. Er steht unter dem Motto ¿Neubeginn und Aufbau einer Existenz ¿ Lebensgeschichten der Nachkriegszeit.¿

Zu Gast sind Ingeborg Hopp aus Dortmund und Charlotte Schneider aus Münster. Beide haben sich nach dem Krieg eine eigene Existenz erarbeitet, Kinder großgezogen und passen weder zum Stereotyp der ¿Trümmerfrau¿, noch zum Bild der adretten Hausfrau und Mutter der 1950er Jahre. Neben den Gesprächen mit den beiden Zeitzeuginnen steht ein kurzer Vortrag auf dem Programm. Für die passende Atmosphäre sorgen Nierentisch, Cocktailsessel und passende Musik. Der Eintritt ist wie immer frei.

Charlotte Schneider
Geboren 1920, kommt Charlotte Schneider 1948 mit zwei Kindern unter schwierigsten Umständen aus der sowjetisch besetzten Zone nach Westfalen. Mit ihrem dritten Ehemann baut sie sich in Rheine und später in Münster eine neue Existenz auf. Durch äußere Umstände bedingt, gibt es in ihrer Biografie viele Brüche, die immer wieder berufliche Neuorientierungen mit sich bringen. Die ausgebildete Erzieherin wird Geschäftsfrau im Groß- und Einzelhandel, übernimmt Aushilfstätigkeiten und arbeitet schließlich in der öffentlichen Verwaltung. Daneben zieht sie sechs Kinder groß und organisiert Haushalt und Familie. Im Alter absolviert Charlotte Schneider ein Studium und arbeitet bis heute ehrenamtlich die Geschichte ihrer Heimatstadt Herbsleben in Thüringen auf. Ihr Motto: ¿Herr, lass mich niemals feige sein!¿

Ingeborg Hopp
Ingeborg Hopp wurde 1929 in Bottrop geboren. Erste Arbeitserfahrungen macht sie während des Krieges, als sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester und ihrer Mutter auf einen Gutshof bei Paderborn evakuiert ist und dort gegen Kost und Logis im Haushalt mithilft. Kurz nach Kriegsende beginnt die 17-Jährige eine Friseurlehre, arbeitet auch nach der Heirat in verschiedenen Friseur-Salons und eröffnet Ende 1954 ihren eigenen Salon in Dortmund. Die Meisterprüfung legt sie 1956 als einzige Frau unter sieben Männern ab. Ihr kleiner Sohn wird in dieser Phase von ihren Eltern in Bottrop betreut. Später stemmt sie die Familienarbeit und die Betriebsführung des Salons weitgehend allein.

¿Bekannt geworden sind uns die Lebenswege beider Frauen, weil ihre Männer in der Nachkriegszeit als Kleinzechenunternehmer in Witten das Startkapital für den Wiederaufbau einer neuen Existenz verdienten und dazu vom Museum befragt wurden¿, erklärt Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum, die mit beiden Frauen ausführliche Interviews geführt hat. Sie stellt die beiden Zeitzeuginnen im ¿Salon¿ mit vielen Bildern, eigenen Texten und Requisiten aus den 1950er und 60er Jahren, darunter Stücke aus Frau Hopps Friseursalon, vor. Historikerin Anke Asfur aus Aachen zeichnet in einem kurzen Vortrag den aktuellen Forschungsstand zu Frauenarbeit in der Nachkriegszeit auf. Ihre These: ¿Erwerbstätigkeit der Frauen war nicht die Ausnahme, sondern vielfach wirtschaftliche Notwendigkeit und normaler Alltag.¿

Musikalisch umrahmt wird der Salon mit Unterhaltungsmusik der Zeit ¿ darunter Lieder von Claire Waldoff, Zarah Leander, Catharina Valente und Heinz Rühmann. Wer möchte, kann sich ab 17 Uhr in der Ausstellung ¿Zeche Eimerweise¿ auf dem Freigelände des Museums umschauen, in der es um Kleinbergbau in der Nachkriegszeit geht.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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